Verliere nicht dein Gesicht
auf deine Seite gelockt", fauchte Shay.
Tally traten die Tränen in die Augen, aber diesmal war nicht der Pfeffer daran schuld. "Sieh mich an, Shay!"
"Er hatte dich von Anfang an in Verdacht. Aber ich habe ihm jedes Mal gesagt: Nein, Tally ist meine Freundin. Sie würde mich nie verletzen."
"Shay, ich lüge nicht."
"Wie hast du es geschafft, Croy umzustimmen, Tally? So, wie du es mit David gemacht hast?"
"Shay, ich wollte das doch alles nicht."
"Und wo wart ihr beiden dann vorige Nacht?"
Tally schluckte und versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. "Wir haben nur geredet, ich hab ihm von meinem Anhänger erzählt."
"Und das hat die ganze Nacht gedauert? Oder hast du einfach beschlossen zuzuschlagen, ehe die Specials einrücken? Ein allerletztes Spiel mit ihm. Mit mir."
Tally senkte den Kopf. "Shay ..."
Eine Hand packte ihr Kinn und zwang es nach oben. Sie blinzelte und ein blendendes rotes Licht leuchtete auf.
Die Special musterte ihr Gerät. "He, das ist sie."
Tally schüttelte den Kopf.
Die Special schaute das Ergebnis an und nickte zustimmend. "Tally Youngblood?"
Sie gab keine Antwort. Sie zogen sie auf die Füße und wischten ihr den Staub ab.
"Mitkommen. Dr. Cable will dich sofort sprechen."
"Ich habs ja gewusst", fauchte Shay.
"Nein!"
Sie zogen Tally zur Stalltür. Sie drehte verzweifelt den Kopf, um zurückzuschauen, und suchte nach Worten, die alles erklären könnten.
Shay starrte wütend zu ihr hoch, knirschte mit blutverschmierten Zähnen und heftete ihre Augen auf Tallys gefesselte Handgelenke. Gleich darauf spürte Tally, wie der Druck nachgab, und ihre Hände flogen auseinander. Die Specials hatten ihre Handschellen gekappt.
"Nein", sagte sie leise.
Einer der Specials drückte ihre Schulter. "Keine Sorge, Tally, wir bringen dich ganz schnell nach Hause."
Die andere stimmte zu. "Wir suchen diese Bande doch schon seit Jahren."
"Ja, gute Arbeit."
Im Schadensfall
Sie wurde in die Bücherei geführt. Die war zum Hauptquartier der Invasoren gemacht worden, die langen Tische waren bedeckt von tragbaren Bildschirmen, an denen Specials saßen, die vertraute Stille war dem Summen von knappen Mitteilungen und Befehlen gewichen. Die rasierklingenscharfen Stimmen der grausamen Pretties ließen Tally mit den Zähnen knirschen.
Dr. Cable wartete an einem der langen Tische. Sie blätterte in einer alten Zeitschrift und wirkte fast entspannt, schien mit der Hektik, die sie umgab, nichts zu tun zu haben.
"Ach, Tally." Sie bleckte die Zähne in einem Versuch zu lächeln. "Schön, dich zu sehen. Setz dich."
Tally fragte sich, was hinter diesem Gruß stecken mochte. Die Specials behandelten Tally wie eine Komplizin. Hatte der Anhänger doch irgendein Signal ausgesandt, ehe Tally ihn zerstört hatte?
Auf jeden Fall bestand ihre einzige Hoffnung auf Flucht darin, dass sie ihre Rolle spielte. Sie zog einen Stuhl heran und nahm Platz.
"Meine Güte, nun sieh dich nur an", sagte Dr. Cable. "Wie du immer aussiehst, und dabei möchtest du doch hübsch werden."
"Es war ein harter Morgen."
"Bist du in eine Rauferei geraten?"
Tally zuckte mit den Schultern. "Ich wollte nur nicht im Weg stehen."
"Natürlich nicht." Dr. Cable legte die Zeitschrift mit der Innenseite nach unten auf den Tisch. "Aber das scheint dir nicht gerade gut zu gelingen."
Tally hustete zweimal, als die letzten Pfefferreste aus ihrer Lunge
flogen. "Nein, wahrscheinlich nicht."
Dr. Cable schaute den Bildschirm an. "Du hast Widerstand geleistet, wie ich sehe?"
"Einige von den Smokies hatten mich schon in Verdacht. Also hab ich versucht die Siedlung zu verlassen, als ich euch kommen hörte. Ich wollte nicht dabei sein, wenn die anderen merkten, was los war. Falls sie wütend auf mich wären."
"Selbsterhaltung. Na, etwas kannst du also doch."
"Ich wollte ja nicht herkommen."
Nein, und du hast dir auch Zeit gelassen." Dr. Cable ließ sich zurücksinken und legte die Spitzen ihrer langen dünnen Finger gegeneinander. "Wie lange bist du jetzt genau hier?"
Tally zwang sich, noch einmal zu husten, und fragte sich, ob sie es wagen würde zu lügen. Ihre Stimme, die vom Pfeffer noch immer rau und zittrig klang, würde sie wohl kaum verraten. Und obwohl Dr. Cables Büro in der Stadt vielleicht ein einziger großer Lügendetektor war - dieser Tisch und der Stuhl hier bestanden aus solidem
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