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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Stress ist, kurz vor der Bikini-Saison fünf Pfund zuzunehmen. Das hier ist kein Stress!«
    »Nenn es, wie du willst; es ändert nichts an der Sache. Denk daran, was wir besprochen haben. Abschätzen: Stell fest, was geschieht.
    Angehen: Entscheide, welche deiner Fähigkeiten sich am besten dafür eignet, mit dem Problem fertigzuwerden. Und dann Agieren, schnell und voller Entschlossenheit. Du musst lernen, das alles automatisch ablaufen zu lassen, ohne zu erstarren, und ungeachtet der Umstände. Andernfalls könnten sich schlimme Folgen für dich ergeben.«
    »Ich versuch's!«, erwiderte ich verärgert. Es war kaum zwei Monate her, dass man mich von einer anderen Klippe gestoßen hatte, und die Tatsache, dass es eine metaphorische gewesen war, machte es nicht besser. Man hatte mich trotz meines lauten, nachhaltigen Protests zur Pythia erklärt, zur Chefseherin der übernatürlichen Welt.
    Manche Leute waren bereit, für diesen Posten zu töten, wie ich am eigenen Leib erfahren hatte. Was mich betraf… Ich hatte den größten Teil jener zwei Monate mit Versuchen verbracht, die mit dem Amt einhergehende Macht abzugeben, nur um dabei festzustellen, dass sie mich nicht verlassen wollte. Nach einigen bitteren Lehren hatte ich mich schließlich damit abgefunden, dass ich das Beste daraus machen musste.
    Was dazu führte, dass ich mir den metaphysischen Arsch aufriss, um die lebenslange Ausbildung der anderen Kandidaten wettzumachen. Es wäre hilfreich gewesen, wenn Rambo da oben nicht darauf bestanden hätte, dass ich auch Selbstverteidigung lernen musste.
    Ich hatte zugegeben, entsprechende Kenntnisse zu benötigen, fürchtete aber, dass ich damit meinem Repertoire an Dingen, mit denen ich nicht zurechtkam, nur eine weitere Sache hinzufügte.
    »Gib dir mehr Mühe«, sagte Mr. Ich-habe-überhaupt-kein-Mitleid-mit-dir.
    »Hör mal«, sagte ich und versuchte, vernünftig mit ihm zu reden, obwohl ich aus Erfahrung wissen sollte, wie wenig Sinn das hatte.
    »Das ist kein guter Zeitpunkt. Meine Amtseinführung…«
    »Deine Krönung.«
    »… steht kurz bevor, und ich versuche, das Niveau meiner Fähigkeit von armselig auf traurig zu heben, damit ich mich nicht vor den Leuten lächerlich mache, die von mir Führung erwarten. Hinzu kommen Anproben für das Kleid, das ich tragen soll, und ich muss mir mindestens tausend Namen merken, und wenn ich jemanden mit dem falschen Titel anspreche, kommt es vielleicht zu einem internationalen Zwischenfall…«
    »Ich mach dir einen Vorschlag«, unterbrach mich Pritkin.
    »Was für einen?«, fragte ich argwöhnisch. Gemauschel und Kungelei gehörten zu den Wesenszügen von Vampiren, und damit musste ich vor allem von dem anderen Mann in meinem Leben rechnen. Kriegsmagier befahlen, drohten und meckerten, je nach den Umständen. Sie feilschten nicht. Abgesehen von diesem, wie es schien.
    »Wir befinden uns direkt über einem Gebiet, das vom Korps als Übungsgelände benutzt wird«, sagte Pritkin und nannte dabei die offizielle Bezeichnung der Kriegsmagier. »Wenn es dir mithilfe deiner Fähigkeiten gelingt, mir für fünfzehn Minuten zu entwischen, lasse ich dich eine Woche lang in Ruhe. Zeitsprünge sind die einzige Ausnahme.«
    Ich schwieg einige Sekunden. Zur Ausstattung meines Amtes ge-hörten verschiedene Arten des Springens durch Raum und durch Zeit. Für Pritkin sah vielleicht beides gleich aus, aber Sprünge durch den Raum bedeuteten allein Ortsveränderungen; ich blieb dabei in der jeweiligen Zeit. Sein Chef beim Korps, Jonas Marsden, bildete meine neu erworbenen Fähigkeiten aus und hatte mich auf diesen Unterschied hingewiesen.
    Wenn Pritkin also nicht ausdrücklich räumliche Sprünge unter-sagte, konnte ich ihm leicht entgehen und mir auf diese Weise eine Atempause von einer Woche verschaffen. So wie die Dinge in letzter Zeit gelaufen waren, wäre ein bisschen Ruhe herrlich. Aber natürlich durfte ich mir nichts anmerken lassen.
    »Wir sind schon einen halben Tag hier draußen«, klagte ich. »Ich bin müde, seit dem Frühstück habe ich nichts mehr gegessen, ich fühle die Zehen kaum noch …«
    »Ich biete außerdem ein Picknick an.«
    Ich hob den Kopf. »Was?«
    »Heute Morgen habe ich einen Korb versteckt. Ich bringe dich zu ihm, wenn wir fertig sind.«
    »Inzwischen dürfte alles kalt sein.«
    »Ich habe einen Wärmer in den Korb gelegt«, erwiderte Pritkin trocken. Kriegsmagier aßen ihr Brathähnchen auch steinhart gefroren und fanden sogar Gefallen daran. Gut.

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