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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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der goldäugigen Meistervampire, die dauernd in der Suite patrouillierten.
    Sie waren zu meinem Schutz da, das wusste ich, aber es machte ihre Anwesenheit nicht weniger unheimlich. Sie beobachteten mich, während ich aß. Sie beobachteten mich, während ich trank. Sie beobachteten mich beim verdammten Fernsehen. Sie beobachteten mich sogar beim Schlafen. Mehr als einmal hatte beim Aufwachen einer von ihnen in der Tür des Schlafzimmers gestanden und mich angestarrt, als sei es das Normalste auf der Welt.
    Ohne das große Bad wäre ich vermutlich ausgerastet.
    Wirklich schade, dass ich hier drin nicht schlafen konnte.
    Marco sah zur Tür herein, als ich heißes Wasser in die riesige Wanne laufen ließ. »Brauchen Sie was? Ich frage, weil ich gleich Dienstschluss habe.«
    »Was zu essen«, sagte ich und streifte die Jacke ab.
    »Was möchten Sie?«
    »Irgendwas. Solange es nicht gesund ist.«
    Marco nickte und verschwand, als ich mir das T-Shirt über den Kopf zog. Es war viel zu dünn für den Ort, an dem ich gewesen war, doch die Aufschrift vorn spiegelte meine Stimmung gut wider:
Ich
drücke dauernd ESCAPE, bin aber immer noch da.
Ich warf das T-Shirt zur Jacke, fügte ihnen dann die in der Kälte steif gewordene Jeans und den teuren Seidenfetzen hinzu, der während der letzten halben Stunde einen kleinen kalten Knäuel an meinem Allerwertesten gebildet hatte. Dann kletterte ich langsam in die Wanne. Himmel. Welch eine Wonne.
    Das Wasser war eigentlich ein bisschen zu heiß, aber die an mir hängenden Eisreste glichen das vermutlich aus. Ich gab eine großzügige Portion Badesalz hinein, fand mein Kissen unter einigen Handtüchern und ließ den Kopf auf den Wannenrand sinken. Nach einigen Momenten lockerten sich meine verkrampften Muskeln, der Rücken sackte voller Erleichterung durch, und ich begann mich ernsthaft zu fragen, ob die Übernachtung im Bad wirklich eine so schlechte Idee war.
    Vielleicht nickte ich für eine Weile ein, denn als ich die Augen wieder öffnete, war ich im rosaroten und schrumpeligen Stadium, die Spiegel waren beschlagen und das Wasser nicht mehr heiß. Und neben mir saß ein Geist und sah auf mich herab.
    Unter anderen Umständen hätte ich mich erschrocken, aber diesen Geist kannte ich. Mit einer Hand schnappte ich mir ein Handtuch und warf ihm einen bösen Blick zu. Billy scherte sich nicht um seine zahlreichen Laster. Er hatte den Tod ebenso betrogen wie viele Leute, mit denen er Karten gespielt hatte, und daran wollte er nichts ändern. Das machte seine Moral zu einer recht bunten Mischung, da er nie beabsichtigte, für irgendetwas zur Rechenschaft gezogen zu werden.
    Mit einem substanzlosen Finger schob er den Stetson hoch, den er seit anderthalb Jahrhunderten trug. »Ich sehe dich nicht zum ersten Mal auf diese Weise«, sagte er mit einem übertrieben anzüglichen Grinsen.
    »Warum siehst du dann hin?«
    »Weil ich weder tot noch senil bin.«
    Ich warf den Schwamm nach ihm, was nichts nützte, da er durch Billy hindurchflog und an die Wand klatschte. »Ich kann dir keine Nahrung geben«, sagte ich. »Erst muss ich was essen.«
    Billy und ich hatten eine seit Langem bestehende Vereinbarung, seit damals, als ich mit siebzehn Jahren in einem Ramschladen die Halskette gefunden hatte, die seine Heimstatt gewesen war. Ich spendete ihm die Lebensenergie, die er brauchte, um sich frisch und munter zu fühlen, und dafür leistete er mir den einen oder anderen Gefallen. Das machte er zumindest, wenn ich mich lange genug beschwerte.
    Als säße er auf einem Sofa, streckte er die in einer Jeans steckenden Beine aus. »Kann ich nicht einfach bei dir vorbeischauen, ohne dass du sofort glaubst…« Er bemerkte meinen Gesichtsausdruck und gab es auf. »Na schön, ich warte.«
    Ich überlegte, ob ich die Wanne verlassen oder heißes Wasser nachlaufen lassen sollte, als es an der Tür klopfte. »Haben Sie was an?«, erklang es von draußen.
    Ich zog das Handtuch etwas höher. »Ja, wenn Sie meine nackten, verschrumpelten Zehen nicht stören.«
    Marcos dunkler Kopf sah herein. »Nein, sind niedlich, die Zehen.«
    Ich bewegte sie für ihn, dankbar dafür, dass ich sie wieder fühlte.
    »Wie dem auch sei, das Essen steht draußen, und ich muss los.«
    Er lächelte mich an. »Hab ein wichtiges Date.«
    »Ein Date?« Ich blinzelte überrascht, denn Meistervampire hatten keine Dates, zumindest keine freiwilligen.
    »Mit einer Hexe«, sagte er.
    »Ist das nicht etwas … ungewöhnlich?«
    »Ich bin wie der

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