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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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beschlossen, ihre Seelen miteinander zu verschmelzen, als eine Art Versicherung.«
    Ich setzte mich auf und sah ihn an. »Aber meine Eltern starben zusammen.«
    »Ja, aber die Seele Ihres Vaters blieb hier.«
    Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen. »Tony hat ihn in seinem verdammten Briefbeschwerer gefangen.«
    »Ja, und dort ist er noch immer. Oder im Feenland, irgendwo auf dieser Seite des Zaubers. Jedenfalls, Marsden meint, wir müssen den kleinen dicken Mistkerl finden, bevor ihm klar wird, was er da in den Händen hat, und wenn er sich irgendwo im Feenland versteckt, brauchen wir Hilfe.«
    Ich nickte langsam, dachte aber nicht an Tony. Einige Sekunden saß ich still da, und in meinem Innern herrschte ein Durcheinander aus Gefühlen. Eins setzte sich durch und rückte in den Vordergrund: hell strahlender Stolz.
    Meine Mutter musste gewusst haben, dass sie nie aufhören würden, nach ihr zu suchen, und dass sie sie früher oder später finden würden. Vermutlich war sie schwach gewesen, dem Tode nahe, denn bestimmt hätte sie sich nur in bitterer Not an den Pythia-Hof gewandt. Dort hatte es praktisch niemanden gegeben, dem sie trauen konnte, denn selbst am Hof gab es Leute wie Myra, die bereit gewesen wären, sie zu verraten. Und dennoch, sie hatte einen Weg gefunden und allen ein Schnippchen geschlagen.
    Ich wischte mir Tränen aus den Augen, stand auf und sah mir den Inhalt meines Kleiderschranks an.
    »Marsden möchte wissen, ob Sie eine Ahnung haben, wo wir mit der Suche nach dem Briefbeschwerer beginnen könnten«, sagte Marco. »Und außerdem gibt es in den Briefen Ihres Vaters einige Sachen, über die er mit Ihnen reden will. Dazu kommt: Pritkin hat sich noch nicht zurückgemeldet, und Marsden hat mehrmals gefragt, ob Sie ihn gesehen haben. Ich habe ihm so gut wie möglich geantwortet, aber es hat ihm nicht genügt, und …«
    Ich sah auf. »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Dass er gestern Abend hier aufkreuzte, voller Blut und wie ein Irrer schimpfend. Er wollte zu Ihnen, und als ich sagte, dass wir glaubten, Sie seien bei der Krönung, da fing er an, wie ein Wilder zu fluchen, rannte zum Balkon und sprang in eine Ley-Linie. Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«
    Den Rest konnte ich mir denken. Niall war davon überzeugt gewesen, Pritkin tot zurückzulassen, aber er hatte nicht mit seinem Dämonenblut gerechnet, und ebenso wenig mit seiner Sturheit. Die Selbstheilung hatte Pritkin aus der Bewusstlosigkeit erwachen lassen, und als er das Fehlen des Halsbands bemerkte, war ihm sofort klar geworden, was das bedeutete. Er hatte sich auf die Suche nach mir gemacht, um mich vor Sprüngen zu warnen. Und als er mich nicht in der Suite angetroffen hatte, war er mir zur Krönung gefolgt.
    Er war mir gefolgt und hatte mich gerettet. Er hatte gesagt, dass er lieber sterben als in die Sklaverei zurückkehren würde, in die liebevolle Obhut seines Vaters. Aber er hatte mich trotzdem gerettet.
    Er hatte einen Weg gefunden, wie meine Mutter.
    Ich schnappte mir ein Tank-Top und Shorts und eilte ins Bad.
    »Ein paar Minuten später kam der Herr«, fuhr Marco fort. »Allerdings ohne Sie. Anschließend ging's ein bisschen drunter und drüber, weil niemand wusste, wo Sie waren. Und wir konnten das Haus nicht telefonisch erreichen und nicht einmal einen mentalen Kontakt herstellen, weil sich alle in dem Portal-Ding befanden. Doch niemand hatte Sie dort gesehen, und deshalb gingen wir schließlich nach draußen und stellten fest, dass wir all die Aufregung verpasst hatten.«
    Ich zog eine Bürste durch mein Haar und verzichtete auf einen Kommentar.
    »Der Herr wollte Sie auf dem Anwesen behalten, aber Marsden kriegte sich nicht mehr ein, und so einigten sie sich darauf, Sie hierherzubringen«, sagte Marco. »Der Herr kehrt zurück, sobald er mit den Senatoren fertig ist, und Marsden will heute Abend nach dem Rechten sehen. Aber er möchte wissen, ob Sie irgendeine Ahnung haben, wo Pritkin steckt.«
    »Ja.« Ich wusch mir das Gesicht und begann damit, mich umzuziehen. Pritkins kleiner Talisman tanzte über meine Haut, als ich das Oberteil des Pyjamas ablegte. Ich griff danach, schloss die Hand fest darum, und etwas Schmieriges kam aus dem Material und geriet mir auf die Finger. Ich wusch es nicht ab.
    Es bestand kein Zweifel daran, wo sich Pritkin befand, aber Jonas konnte ihm nicht helfen. Als er mich mit seiner Kraft gerettet hatte, war er von dem Monstrum, das sich sein Vater nannte, zurückgeholt worden, wegen des

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