Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
Vom Netzwerk:
Umarmung, dann führte er sie zu ihrem Sohn, der sich am Hemd seines Retters festgekrallt hatte.
    »Gehen Sie auf die andere Seite des Gebäudes«, sagte Brian zu dem großen Mann. »Schaffen Sie alle hier raus, und zwar so schnell wie möglich.«
    In Vorbereitung auf das, was ihn als Nächstes erwartete, holte er tief Luft und rannte dann dorthin, wo das rote »Exit«-Licht leuchtete.
    Im halbdunklen Treppenhaus zog er sein Schwert unter der Anzugjacke hervor. Aus ihrer magischen Scheide befreit, wurde nun die Replik der Waffe aus dem 15. Jahrhundert sichtbar, doch Zeugen waren seine kleinste Sorge. Eine einzelne Explosion hätte bedeutet, dass er es mit einem Chaosdämon zu tun hatte. Doch ein Chaosdämon brach normalerweise nur auf diese Ebene, um Unglücksfälle herbeizuführen. Außerdem hatte er nur ein paar Augenblicke Zeit, um sein gemeines Werk zu vollenden, bevor er wie ein Funken Höllenfeuer verlosch. Er hatte nicht die Kraft, zweimal zuzuschlagen.
    Das hier war etwas anderes.
    Brian murmelte schnell die Formel eines Schildzaubers und stieg dann langsam bis zum Treppenabsatz zwischen dem dritten und vierten Stock hinab. Unter seinen Füßen knirschte der Schutt, der auf der Treppe lag – Betonstücke, Brocken von Mörtel, ein heruntergefallenes Hinweisschild und eine dicke, graue Schicht Staub. Jeder Schritt hallte gespenstisch von den Wänden wider und machte alle Hoffnungen auf eine lautlose Annäherung zunichte. Nicht, dass dies das Opfer, das auf dem Treppenabsatz lag, noch interessiert hätte. Für den Mann kam ohnehin jede Hilfe zu spät.
    Brians Blick huschte über die leblose Gestalt. Er registrierte den versengten schwarzen Anzug und den Rosenkranz aus hellen Quarzperlen, den seine verbrannten Finger umkrallt hielten. Kalte Angst legte sich schwer auf ihn. Ohne die Leiche umdrehen zu müssen, wusste er, wer es war. Vater O’Shaunessy. Der Mann, den er hier im Kaufhaus in weniger als einer Stunde hatte treffen wollen.
    Dies war kein zufälliger Dämonenangriff gewesen.
    Sein Blick wanderte weiter, über die zahlreichen Kampfspuren im Staub zu den graugetünchten Wänden, auf deren schartigem Beton sich eine Reihe großer Brandflecken abzeichneten. Ein brutaler Kampf war hier im Gange gewesen, und auf beiden Seiten war übernatürliche Energie zum Einsatz gekommen. Jeder Gegenschlag ein beherzter Versuch des Priesters, sich zu verteidigen und …
    Brian runzelte die Stirn. Nicht nur Ruß verursachte die dunklen Flecken. Es war auch Blut vergossen worden. Viel Blut.
    Trotzdem fand sich an O’Shaunessys Leiche keinerlei offene Verletzung. Nur die Brandwunden waren zu sehen, die die Feuerbomben des Dämons verursacht hatten. War noch jemand hier gewesen? Hatte jemand diesen Kampf überlebt?
    Brian legte rasch eine Hand an die Kehle des Priesters. Wohltuende Wärme floss in seine Fingerspitzen, kroch seinen Arm hinauf und legte sich um sein Herz – ein untrügliches Anzeichen dafür, dass die Seele, die er gerade aufnahm, in den Himmel kommen würde.
    Eine weitere Explosion traf das Gebäude. Die Wände des Treppenhauses bebten, und Mörtelstaub sowie ein Betonbrocken von der Größe eines Brotlaibs lösten sich von irgendwo über seinem Kopf und krachten unmittelbar vor seinen Füßen zu Boden. Schreie drangen von den Stockwerken unter ihm herauf. Ob der Priester allein gewesen war oder nicht, war irrelevant. Was immer sich dort unten befand, musste vernichtet werden.
    Brian setzte über das Treppengeländer und ließ sich vier Stockwerke tiefer fallen. Dort landete er geschmeidig wie eine Katze und kam sofort wieder auf die Füße.
    Mit dem Schwert in der Hand schritt er durch den Rauch in die Überreste der einstigen Parfümerieabteilung. Sein Magen verkrampfte sich. Im Erdgeschoss waren die bestbesuchten Abteilungen des Kaufhauses untergebracht und es hielten sich stets viele gaffende Touristen und Teenager dort auf, die jedem Modetrend huldigten. Der heutige Abend war keine Ausnahme gewesen. Mindestens zwei Dutzend Menschen lagen auf dem Boden, von einer Sprinkleranlage besprüht, die kaum noch funktionierte. Männer, Frauen und … ein Kind. Einige waren noch am Leben, andere nicht mehr.
    Brian riss seinen Blick von dem grausamen Schlachtfeld los und suchte den dunstigen Innenraum nach dem Dämon ab. Sich mit den Opfern zu befassen, die dieser Angriff gefordert hatte, würde warten müssen. Nun hatte oberste Priorität, dem Blutbad Einhalt zu gebieten.
    Das dünne Geheul von Sirenen

Weitere Kostenlose Bücher