Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Ebene empfand. Er hob das Haar über ihre Schulter n , berührte makell o se Haut, fuhr die Kontur ihres nicht mehr von einer Schwellung und einem Bluterguss verunstalteten Kinns nach. Der Schnitt an ihrer Kehle war verheilt, auch die Stichwunde in der Schulter, gleiches galt für jeden Blu t erguss , jeden Schnitt und jeden Stich an ihrem Körper. Er fand nur sauber zusammengefügte Wundränder, feine Narben noch, die bald ve r schwunden sein würden . O b das auch den Stich betraf , der ihr H erz durchbohrt , sie zu r Regungslosigkeit verdammt hatte und ihn zu de m Glauben, er hätte sie verloren? Zu seiner Überraschung verbarg sich die Wunde hinter ihren ve r schränkten Armen und dem Fetzen Stoff, den er am liebsten nie wi e der in ihrer Nähe sehen würde .
Er hatte das z errissene und von ihrem Blut verkrustete Shirt nach ihrer Rüc k kehr in sein Quartier entsorgen wollen , doch sie bettelte in ihrer Trunkenheit so herz zerreißend, dass er ihr erlaubte , es unter ihrem Ki s sen zu verwahren. Für ihn war d er Fetzen das Symbol seines Versagens , für sie ihr wert vollster Besitz, de s halb duldete er die zerfetzte Scheußlich keit . Nicht wenige Männer wü r den ihr ganze Königrei che für ein Lächeln zu Füßen legen , darüber musste Lorcan nicht spekulieren, er eri n nerte sich an die Blicke, die ihr folgten , seit sie ihre Welt mit mehr als kahlen Felswänden und verirrten Tieren teilte . Doch Teagan wollte nur sein kümmerliches Geschenk, das er ihr nicht einmal aus freien Stücken gegeben hatte . Er richtete sich unter ihr auf, umfing ihr Gesicht und küsste das Lächeln auf ihren Lippen , das sie sich nicht wie so viele andere Frauen in Gold au f wiegen ließ.
„ Du bist einzigartig , Teagan. ” Verdammt, das war genau das, was sie nicht von ihm hören wollte, doch di e Worte waren raus und verfehlten ihre Wirkun g nicht. Sie erstarrte und das Silber ve rdunkelte sich zu stumpfem Grau, nicht das schmu t zige des Ra u sch s, nein , an dieser traurigen Farbe war allein er schuld. „ Es tut mir leid ” , versuchte er zu retten, was zu retten war … nämlich nichts. Ve r fluch t, er wollte ihr doch nur sagen, dass sie anders als alle war, denen er in seinem langen Leben begegnete. Er hatte vergessen , dass genau das ihren schlimmsten Fluch b e deutete . Teagan schüttelte stumm den Kopf und befreite sich von ihm .
„ Ich bin nicht einzigartig. ” Ihre Stimme war leise , scheinbar ruhig , doch ein ka l ter Unterton machte sie hart und schneidend. Sie rutschte von ihm herunter, ve r ließ das Bett und kauerte sich mit an die Brust gezogenen Beinen so weit von ihm entfernt auf d en Boden, dass er sie nich t erreich te. Sie k ehrte ihm a b lehnend den Rücken zu, d ie Arme schüt zend um die Knie geschlungen, war sie wieder die ei n same Kre a tur aus der Höh le, deren einziger Schutz diese unglaubliche Flut aus H aaren war. Die sich nur kriechend voranbewegte, um jederzeit in ihrem Unte r schlupf zu verschwi n den . Jede falsche Bewegung, ein Schritt zu viel und sie würde endgültig uner reichbar für ihn sein .
Lo rcan gestand ihr den Sicherheitsabstand zu und sank auf die Kni e . Sie sollte wissen, dass er nicht aufzugeben gedachte, sie aber nicht bedrängte . Seine Finger schlossen sich um das zerri s sene Shirt, das sie auf ihrer Flucht verlor en hatte .
„ Ich bin nicht einzigartig ” , wiederholte sie flüsternd . Die Härte w ar aus ihrer Stimme gewichen , ermutigte ihn, die Finger nach ih r auszustrecken . Sie schmiegte ihre Wange an seine Hand auf ihrer Schulter, lud ihn ein, n ä her zu rücken. Das tat er und Teagan lehnte sich in seine r Umarmung zurück.
„ Verzeih mir, ich hätte es wissen müssen. ”
„ Ich will, dass du es verstehst ” , unterbrach sie ihn leise.
„ Das tue ich . ” Er hatte mit eigenen Augen gesehen , wohin Einzigartigkeit oder auch nur Andersartigkeit führ te. S eit es zu seinen Aufgaben zählte , die Lab o re der Tiontaigh aufzu bringen, gehörte sie zum Tagesgeschäft : einzigartige Andersarti g keit, die in Kerkern tief unter der Erde dahinvegetierte . Er hatte ihr Leiden ign o riert , in ihrer Vernichtung mehr eine Notwendigkeit als einen Gnad enakt gesehen . Bis er Kyras S terben begleite t e und s ie von ihrer Einzigartigkeit befreite. Ve r dammt noch mal, ihm war nie zuvor so bewusst gewesen , dass sein Ruf, ein g e fühlskaltes Mon st rum zu sein , nicht nur auf den Lügen seines Zwillings oder dem Brude r mord b e ruhte , er verdiente
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