Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
S ie rang verzweifelt nach Luft, w arf sich in sei nem Bett hin und her, krümmte sich wie unter Schlägen, k ämpfte gegen das Laken und s tieß ein s der Kissen zu Boden. Er sah si ch das Schauspiel eine Weile an. I hr Albtraum würde schon vorüberg e hen o der sie wachte auf und fand selbst heraus , da ss es nur ein Traum war – n ichts wovor sie sich fürchten musste und das ihn etwas angi n ge.
Der Kampf zog sich in die Länge, wurde verzweifelter. Sie trat und schlug um sich. Bald lagen alle Kissen und Laken um das Bett verstreut. Sie keuchte unve r ständliche Worte. Schluchzte. Fauchte. Schrie. Welchen strategischen Zug sie auch unternahm , der Schlaf entließ sie nicht aus seinen Klauen.
Er würde sie nicht so einfach gehen lassen . Lorcan hielt es nicht mehr auf se i nem Sessel , d och neben ihrem Bett stehend, wusste er nicht, was zu tun war. Sol l te er sie bändigen? S chütteln , bis sie wach wur de? Einfach abwarten und verhi n dern, dass sie zu Boden stürzte oder sich auf andere Weise selbst verletzte ? Er nut z te eine Unterbrechung ihres Kampfes, in der sie nur dalag und keuchend nach Luft rang, strich ihr übers Haar, diesen dunkle n Himmel voller Sterne. Ihre Klaue verfehl te ihn nur knapp. E r fing sie ein, ehe sie Schaden anrichtete. I n ihren Träumen gefangen , bäumte sie sich auf, schlug und trat blind um sich . Sie kämpfte verbi s sen um ihre Freiheit, die er weiter einschränkte, indem er auch die andere Klaue ei n fing und auf die Matratze drückte . Sie wand sich wie ein wildes Tier, das er jedoch schnell kontrollierte. Schließlich schrie sie sich aus ihrem Al b traum.
„ I ch bin nicht der Feind. ” Halb über sie gebeugt , mit dem Knie auf die Ma t ratze gestützt, nahm er sie bei den Oberarmen . I hre Hände landeten auf seiner Brust, pressten sich dagegen , ihre Krallen stachen durch d en Stoff seines Shirts, ruhten auf seiner Haut wie kleine Messerklingen . Ihre angstgeweiteten A u gen starrten ihn mehrere keuchende Atemstöße lang an. Die schwarzen Pupillen drängten das helle Silber bis zum äußer e n Rand. Sie waren beinahe wie das Neg a tiv der Augen eines Anamchaith. Statt eines sch arfen schwarzen R andes um das Licht, begrenzte ein silberner Ring die Finsternis. Lorcan verjagte das Trugb ild mit einem Blinzeln. Sie war kein Seelenfresser, sie durchlitt Todesangst. „Es war nur ein Traum“, versuc h te er zu ihr vor zudringen. „ T h aibreamh . Ve r stehst du mich? ”
„ T h aibreamh ? ”
Ihr Atem beruhigte sich, die Pupillen zogen sich zusammen und i hre Krallen richteten außer Schlitze n in seiner Kleidung keinen weiteren Schade n a n . Er wollte sich aufrichten , aber sie grub ihre Finger in sein Shirt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich neben sie zu setzen. „ B reuddwyd ? “
Er schätzte, dass es das walis i sche Wort für Traum war. „Nichts, wovor du dich fürchten musst.“ Er strich mit den Fingerrücken über ihre Wange. Was, ve r fl ucht noch mal, sollte das werden? „ Codhail , schlaf jetzt. ” Er wollte aufstehen, würde ihre in sein Shirt verkrallten Hände aber wohl nur mit Gewalt los werden . Lorcan erwog es. Sein Zorn sollte inzw i schen hoch g e nug gekocht sein, um sich in einem oder zwei gebrochenen F ingern zu entladen. Doch obwohl sie sich in seinem Bett, seinem Quartier und seinem Leben breitmachte, wollte er einfach nicht wütend auf sie we r den.
„ Aros ” , flehte sie.
Ihre Blicke husch ten über sein Gesicht, s uchten einen Hi n weis, dass er sie ve r stand. Das tat er. S ie zerrte nicht an seinem Shirt, um es ihm vom Leib zu re i ßen, s ie wollte, dass er bei ihr blieb.
„ Das kannst du vergessen ” , knurrte er. „ Codhail und zwar allein. ” Wenn G a ven wollte, dass sie bekam, was sie wollte, sollte er sich doch zu ihr legen. Lorcan bog ihre Finger auf, behutsamer als er sollte. Sie lei s tete Widerstand, ballte ihre Hände um den Stoff zu Fäuste n, die er tatsächlich brechen m ü sste, um sie zu öffnen. Eine Stimme in seinem Hin terkopf befahl ihm, es zu tun, d ie kleine Dämonenh u re in ihre Schra n ken zu weisen. Normalerweise hört e er auf den Rat, aber jetzt sträubte sich alles in ihm dagegen. Sein Spiegelbild im Silber ihrer Augen brachte seinen Ratgeber zum Schweigen. Wann hatte er sich das let z te M al in den Augen einer Frau gesehen ? Niemals. Keine hatte ihn nah genug an sich heran gela s sen , und wenn do ch, hatten sie nur Cian in ihm gesehen , e in Vergleich, dem er niemals
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