Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Güte missverstanden , i n Wahrheit war sie ihm die Schläge nicht wert. Ihrem Nêr war sie jeden einze l nen Peitschenhieb wert gewesen , jeden Faustschlag und jeden Biss. Ihre Gabe war es wert, ihre Gegenwart zu ertragen. Der Mann, in dem sie sich einen gütigen Gebi e ter e rhofft hatte , wollte ihre Gabe nicht und er wollte sie nicht. Ihr Ve r stand sagte ihr das, aber ihre Zunge hatte Sehnsucht geschmeckt . Er wollte sie in seiner Nähe haben. Sie in S i cherheit wissen .
*
Die k lebrigen Fäden der Sicherheit
Sicherheit.
Das Wort hüllte sie wie Spinn weben ein, klebte an ihr und nahm ihr die Luft zum Atmen. Ihr einstiger Nêr hatte sie in Sicherheit wissen wollen – ihre Gabe – d eshalb hatte er sie ein gesperrt . Ihr künftiger … sie ermahnte sich , ihn nicht mehr als solchen zu betrachte n … er wollte sie ebenfalls in Sicherheit wissen – sie, nicht ihre Gabe – d eshalb schickte er sie fort. Das Armúrlann wur de zu Dolchen in ihren Händen, s ie zerschnitten das klebrige Netz. Teagan schrie gegen die Vers u che an, sie erneut zu umschlingen. Wirbelte die Klingen durch die Luft. Tränen nahmen ihr die Sicht. Ihre Kehle schmerzte von ihren Schreien. Di e Dolche fu h ren ins Leere. Die k lebrigen Fäden duckten sich unter ihren Hieb en. Kr o chen über den Boden. L egten sich Fesseln gleich um ihre Knö chel und r issen sie von den Füßen. Die Fäus te fest um ihre Dolche geschlossen, fing sie sich ab. Ihre Finger knöchel schrammten über den steinigen Untergrund. Si e hieß den Schmerz willkommen, w arf sich herum und zerteilte die Schlingen, die sie fort zer r en wol l ten . Schluc h zend rollte sie sich auf ihren Rücken. Ihre Finger verkramp f ten sich um die Dolchgriffe. Die klebrigen Fäden umkreisten sie, entschlossen, ihr die Freiheit zu nehmen. Sie von ihrem Gebieter fernzuhalten. Eine schlang sich um ihren Arm.
„Ni!“ Sie warf sich auf die Seite, schwang den Dolch … und ließ ihn verschwi n de n. Teagan richtete sich auf , schlug ihre Beine unter und lockte die kleine schwarze Katze mit ausgestreckter Hand an, stre i chelte über ihren Kopf.
*
„ Leider muss die Manschette so fest sitzen. Ich nehme dir … “
Hastig zog sie ihre Hand zurück. Sie war nicht mehr in ihrem Domhain . V or ihr saß nicht ihr kleiner Gefährte, sondern stand ein Mann. Sein Haar so schwarz wie das Fell ihrer Katze, aber nicht das nar r te sie. Seine Augen waren es. Sie legten dasselbe Farbenspiel an den Tag w ie die ihres kleinen Gefährten und erschwerten ihr die Entscheidung , ob sie grün oder gelb waren. Sie zeigten sogar die gleiche Neugier, nur zogen sich die e r staunlich großen, runden Pupillen nicht zu schmalen Strichen zusammen, sie verengten sich lediglich zu winz i gen Punkten.
„Ich nehme dir Blut ab “, beendete er das Schweigen und gegenseitige Ansta r ren . „Es wird nicht we h tun.“
Teagan wiederholte flüsternd seine Worte. Der Fremde legte den Kopf schief. Das tat ihr Kätzchen auch, wenn sie zu ihm sprach. „Blut … nicht wehtun“, ve r suchte sie es lauter.
„Du lernst, das ist sehr gut . “
Ihr Nêr hatte sie nur gelobt , wenn sie schreckliche Verbrechen in seinem N a men begangen hatte . In dieser Welt schienen Worte zu genügen, das Gefallen anderer zu finden. „Du l ernst“, wiederholte sie, „gut.“ Sein Lächeln e r mut igte sie. Ihr Gebieter und der F remde hatten in ihrer Gegenwart viele unverständliche Worte gewechselt . Sie waren nur so über ihren Kopf hinweg geflogen und sie hatte nur wenige einfangen kö n nen . Unter ihnen entschied sie sich für das , das ihren Gebieter beinahe umstimmte . „ Lorcan?“ In Namen l ag Macht, hatte ihr Nêr g e sagt , n i e mand sollte ihren kennen und seinen hatte sie so sehr zu fürchten gelernt , dass s ie ihn ins Verge s sen verbannt hatte . Sie zweifelte niemals an der Macht, die ein Nam e in sich barg, selbst jetzt gebot ihr Nêr durch ihn über ihre Angst. A ber sie ahnte nicht, dass auch sie über diese Macht verfügte. Das Zögern ihres neuen Gebieters , als sie ih n beim Namen gerufen hatte , war eine Überraschung gewesen . Der Zweifel, in den sie ihn gestoßen hatte , s ein innerer Kampf. Er hatte sie nicht zurücklassen wollen , gleichzei tig war es das einzig R ichtige in seinen Augen gew e sen . Er hatte sich gequält und deshalb hatte sie ihn aus ihrer Macht entlassen .
„ Lorcan , er … “
Der Fremde suchte nach Worten, g leichzeitig tastete sich sein e Gabe zu ihr vor ,
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