Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
hatte das stets zu mehr ermutigt , s ie hatten herau s finden wollen , wie viel Schmerzen die Missgeburt ertrug, ehe sie schrie. Sie hatten jedoch niemals die sich überlag ernden Bisse an ihrem Hals an gerührt – s ie waren Warnung und Besitzanspruch zugleich. Der Fremde teilte ihre B e fürchtungen nicht , aber er blieb sehr b ehutsam in seinen Berührungen, v erlor schließlich das Interesse und kehrte ihr den Rücken zu. Eine Weile hantierte er mit allerlei Gef ä ßen, bis er fand , wonach er suchte , ein Tuch benetzte und über die Seite ihres Halses tup f te . Teagan bohrte ihre Nägel in die Innenfläche n ihrer Hände, doch der Versuch , sich von dem Schmerz abzulenken , war überflüssig. Das allgege n wärtige Brennen der schwäre n den Wunde wich einer angenehmen Kühle. Nach und nach bedachte er jeden Biss mit seinem sanften Tupfen. Schließlich wandte er ihr erneut den Rücken zu, hantierte mit etwas , das sein Körper verdeckte. Mit einem Gefäß bewaf f net, kehrte er zurück und verstrich sacht eine Paste auf der Seite ihres Halses.
„ Iachawr ” , entfuhr ihr die Erkenntnis, e in Heiler war der Fremde. In dem Dorf, das ihr eine Weile Z u flucht gewährt hatte , oblag diese Aufgabe ei ner Frau. I hr Haar war weiß gewesen , ihr Gesicht runzlig und ihre Augen von Blin d heit getrübt. Sie sähe mit dem Herzen, hatte ihr die Iachawr erklärt . Sie war die E inzige gew e sen , die sie gegen den von Furcht genährten Hass der Dor f bewohner verteidigt hatt e und z um Dank hatten sie die alte Frau verjagt . Teagan fand Trost in dem Gedanken, dass die Heilerin nicht zu den Opfern ihres Nêr zählte, zugleich schöpfte sie angesichts des Iachawr , dessen kundige Hände ihr Linderung ve r schafften, neue Hof f nung.
Lorcan lehnte nicht ab, ihr Gebieter zu sein , er hatte sie nicht ve r bannt , e r hatte sie einem Heiler an vertraut . Er würde zurück kehren , um sie zu sich zu nehmen. In ihrer Freude schenkte sie dem Iachawr ein Lächeln, nickte eifrig, ohne zu wissen, was er zu ihr sagte. Der Heiler betrachtete sie mit zusammengezogenen Auge n brauen, schüttelte den Kopf und betastete ihr Schlüsselbein. Es war ihr meh r fach gebrochen worden , sodass sie den Arm nicht mehr ohne Schmerzen zu heben vermochte. Sie schmeckte das Mitleid des I achawr auf ihrer Zunge, salzig wie Tränen und d a rin der Trauer sehr ähnlich.
„ Ni ” , sagte sie, dieses Wort verstand er und vielleicht auch, was sie ihm sagen wollte. S ie würde zu i h rem neuen Gebieter zurückkehren, sie bedurfte nicht seines Mitleids. S ie war … glücklich.
*
Asche und Salz
Wie von selbst schälte sich das Soilsiú aus der boshafte n Hülle , die Sphäre e r hob sich und beleucht e te zwei Anhysbys in inniger Umarmung . Ihre Konturen wurden schärfer, Teagans Glücksg e fühl nährte sie. Aus verwasch enen Flächen wurden Gesichter und d as Paar schloss sie in ihre Um armung ein – wi e Flammen. Teagan schrie. Die Anhysbys wanden sich unter dem Lodern . Sie teilte ihre Schmerzen , ihre Angst und ihre Trauer. Sie krümmte sich , während sie auf einem Scheiterha u fen verbrannte und in einem salzigen Meer e r trank.
*
Aus den lodernden Flammen und salzigen Fluten tauchte der Iachawr auf. S e i ne Züge waren schmer z verzerrt und über seine Wangen liefen Tränen. S ein Atem keuchte unter der Anstrengung, die es ihn ko s tete, Schmerz , Angst und Trauer zu lindern . Seine Hände umfingen ihr Gesicht, bildeten eine körperliche Brücke , die sie unter anderen Umstä nden unterbrechen würde, d och sie empfand unendliche Erleicht e rung . Bis die Hände des Heilers eisig auf ihren Wangen brannten. Sie warf die Pforte ins Schloss. Er ta u melte ein paar Schritte zurück, suchte Halt und stellte ihr nach Atem rin gend eine Frage. Er w iederholte sie, ehe er aufgab und ihr mit schwachen Gesten bedeutete, sich anzuziehen. Sein Lächeln war infiziert von Uns i cherheit, möglicherweise Angst. Teagan forschte nicht weiter nach. Sein e Gabe machte ihn derart em p fänglich für sie, dass sie ihn in Gefahr brachte. Sie bedurfte seines Beistands nicht, während der Wind die Asche der Anhysbys ze r streute und die Erinnerung an ihre Gesic h ter und ihre Geschichte verwehte .
Der Iachawr führte sie in einen angrenzenden Raum, wo er ihr ein Lager zu tei l te . Sie bedurfte dieses La gers nicht, s ie schlief in Lorcans Bettstatt , a ber sie wollte auch nicht ungehorsam sein. Der Heiler hantierte mit allerlei Dingen he r um,
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