Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
sie leuchtete hell und erinnerte sie an den verborgenen Schatz in der Truhe . Ihr Instinkt riet ihr , sich zu ve r schließen, aber ihre Neugier wollte die Herausford e rung annehmen und sehen, wozu er in der Lage war.
Verschaffte sie sich wie eine Diebin unbemerkt Zutritt , trat er wie ein Bettler auf , klopfte zaghaft an und bat um Brosamen . Sie öffnete die Pforte zu ihrem Domhain einen Spalt. Er überrannte sie nicht und wa r tete geduldig. Er war nicht in der Lage , feste Gestalt anzunehmen oder gar das Wort an sie zu richten. Er war das, was er von ihr wollte, eine Empfindung. Sie gab ihm Sehn sucht , Angst, Tra u er, a lles, was sie fühlte , s amt der Hoffnung, er würde sie zu ihrem Gebieter z u rüc k bringen. Leise drüc kte sie die Pforte ins Schloss.
„Lorcan, boddhau.“ Sie wusste, dass er verstand und was das Bedauern bedeut e te , das salzig auf ihrer Zunge lag – Lorcan wollte sie nicht mehr. Sie schlang ihre Arme u m sich, verschloss sich vor ihm und seiner fremdartigen Sprache , mit de r er auf sie einredete. Sie reagierte auch nicht auf sein zaghaftes Klo p fen, d rehte stattdessen den Schlüssel i m Schloss der Pforte und sperrte sich in ihre m Do m hain ein. Dort wartete sie auf den Tod. In dieser Welt herrschte Freundlichkeit vor, n iemand zwänge sie, sich zu nähren . Sie würde schwächer we r den. Vergehen.
Plötzlich stieß er eine Waffe in ihren Arm, eine Klinge, die so dünn war, dass sie kaum Schmerz emp fand. E s war mehr die Überraschung, die Teagan au f schreien ließ. Sie spürte ein leichtes Ziehen an der Stelle.
„Blut … ni!“ Sie griff nach dem Gefäß, doch er war schneller. Sie sprang vo m Lager, auf das er sie ge set z t hatt e. Er durfte nicht von ihrem Blut trinken, e s trug die Bösartigkeit ihres Nêr in sich, würde ihn verde r ben, wie es sie verdarb. Sie packte sein Handgelenk, doch wieder entzog er sich ihr. „Ni!“ , s chrie sie ihn an. „Malais!“ Lorcan war von der Bosheit vergiftet worden . Der Kuss, den sie ihm niemals hätte gestatten dürfen, hatte seinen rei nen Zorn verfin s tert . Deshalb hatte er nach seiner Rückkehr vom Schlachtfeld ihre Sorge nicht ertragen und war grob geworden , weil er gewusst hatte , dass sie ihn mit ihren Lippen vergiftet hatt e. „Malais!“ , schrie sie erneut. Verstand er nicht, dass sie ihn vor der Bosheit ihres Nêr zu schützen versuc h te?
„ Sch-sch “, beruhigte sie der Fremde, s chlang d en rechten Arm um sie.
Das G e fäß in seiner Linken blieb außerhalb ihrer Reichweite. Er d rückte ihren Rücken gegen seine Brust , die Arme gegen ihren Körper. Ve r zweifel t wand sie sich in seinem Griff, sie ko nnte ihn mittels ihre r Gabe zwingen, die seine z ur Seite fegen wie ein Insekt und i hn zerquetschen.
Wie ich es dich lehrte.
Teagan starrte auf das Blut in der Hand des Fremden. Ihr war , als käme die Stimme von dort. „Ni“, flüsterte sie. Sie würde nicht gehorche n. Sie gab jede G e genwehr auf und d er Griff lockerte sich. Sie ließ die Gelegenheit verstreichen und b eobachtete , wie der Fremde ihr Blut beiseite stellte, ehe er ihr Gesicht u m fing. Er verstärkte d adurch die Wirkung seiner Gabe – Berührung, das war auch Lorcans Schlüs sel zu ihr gewesen . Sie öffnete die P forte und gestattete ihm, ihre A ngst in sich aufzunehmen. Anders als sie nähr te er sich nicht davon, e r nahm sie in sich auf, b e sah sie sich, veränderte sie und gab sie ihr zurück. In abgeschwäc h ter Form, wie Teagan verwundert feststellte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, ihn im B e sitz ihres unreinen Blutes zu wissen, aber der unkontrollierba re Fluss ihrer Angst versiegte.
„So ist es gut.“
„Gut“, bestätigte sie. Sie ließ sich von ihm zu m Lager zurückführen. Er bede u tete ihr, die Gewa n dung abzulegen und sich zu setzen. Sie würde s ich fügen, s o schwer ihr der Geho r sam auch fiel . Teagan n ahm all ihre Kraft zusammen u nd reichte dem Fremden Lorcans Geschenk. „Klei dung“, wisperte sie. Tränen füllten ihre Augen, aber sie blinzelte sie weg. Als Antwort auf ihr Angebot erhielt sie ein Kopfschütteln, u n verständliche W orte, eine verzweifelte Pause und schließlich ein Lächeln .
„ Ni ” , lehnte er ab .
Dankbar drückte sie ihr Geschenk an sich. Der Fremde nutzte ihre Unaufmer k samkeit aus und suchte sich unter all ihren Verletzungen ausgerechnet die an der Seite ihres Halses aus. Sie presste die Lippen fest zusammen, erstickte einen Schmerzenslaut. Ihre Wärte r
Weitere Kostenlose Bücher