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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Schutzzauber auszuschalten. Sein grässliches Maul verzog sich zu einem finsteren Grinsen, als er seine langen, dürren Arme ausstreckte. Er spürte die Zauber und was noch viel wichtiger war, er konnte sie brechen.
    Ich schrak auf und atmete hektisch. Es war ein Traum gewesen. Nur ein Traum. Doch als ich meinen Blick zur Seite gleiten ließ, wusste ich, dass das keiner war. Ich hatte zunächst nur ein Geräusch gehört. Etwas, das mir bekannt vor kam, weil ich es schon einige Male vernommen hatte. Dieses Klackern und Kratzen. Ein Schrei steckte in meiner Kehle fest, der nicht hinauswollte. Ein ledriger Arm hatte sich durch den Spalt der Zimmertüre gedrückt. Die gelblichen Nägel der Finger klackerten unruhig über den Holzboden. Plötzlich schob es die Türe weiter auf. Eine Schulter kam zum Vorschein, doch irgendetwas stimmte nicht. Sie war seltsam verdreht. Da sah ich einen fast menschlichen Kopf, die Augen waren milchig, beinahe tot. Sie rollten in den Höhlen und starrten mich an. Der Mund verzog sich zu einem Lächeln, als sich auch schon die andere Schulter ins Zimmer schob. Das konnte nicht sein! Das musste noch immer ein Alptraum sein. Doch tief in mir, wusste ich, dass es real war. Das Ding hatte Haut, wie ich sie von Mumien kannte: Braun, gegerbt, ledrig. Das schlimmste aber war, es ging auf Händen und Füßen. Als wäre es im Stand nach hinten gekippt und habe nun beschlossen eben so weiter zu laufen. Die Zähne waren gelblichschwarz; Speichel troff aus seinem Mund. Es kam ins Zimmer. Der Kopf ruckte unruhig hin und her, während es unaufhörlich grinste. Ich musste mich bewegen, irgendetwas tun. Noch immer gelang es mir nicht zu schreien. Warum kam nur kein Ton heraus? Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren und endlich… Zunächst kam nur ein röchelndes Geräusch aus meiner Kehle, dann ein kratziger Laut, der dumpf durch das Zimmer hallte. Langsam wachten Céleste, Shadow und Thunder auf.
    „Was ist…?“, noch ehe Thunder geendet hatte, war ihr das Wesen ins Auge gefallen. Die beiden starrten sich für einen Moment an, dann sauste das Ding auf klappernden Nägeln davon.
    „Hier geblieben!“, schrie sie, sprang auf und rannte hinterher.
    „Verflucht!“, schrie Shadow, die ebenfalls auf die Beine sprang und den beiden folgte. Céleste und ich taten es ihnen gleich. Wir sahen, wie die beide um die Ecke bogen und anschließend die Treppe hinunterrannten. Wir jagten ihnen hinterher, eilten einen Korridor entlang und sahen, wie das Wesen durch eine offene Tür eilte. Mir stockte der Atem und eine eisige Hand umklammerte meinen Hals. Es war der Materialraum, in dem ich vor einigen Tagen den Nagel gefunden hatte.
    „Bleib stehen!“, zischte Thunder. Sie warf augenblicklich ein Zauber nach dem Ding, das gerade an der Wand hochkletterte und ein Holzbrett an der Decke zur Seite schob. Ich hatte es mir also wirklich nicht eingebildet. Dieses Wesen hatte über mir im Zwischenboden gehockt, während ich das Modell hatte holen sollen. Meine Beine begannen zu zittern, als mir noch etwas viel schlimmeres klar wurde. Wir befanden uns nun genau unter unserem Zimmer. Die Geräusche in der Nacht… Ich hatte sie nicht geträumt. Es hatte die ganze Zeit unter uns gehaust.
    Thunders Zauber hatte knapp verfehlt und eine schwarze Stelle an der Wand hinterlassen. Plötzlich begann das Vieh zu würgen, der Hals verdickte sich an einer Stelle, als habe es eine dicke Kugel darin stecken. Die Augen traten aus den Höhlen, es keuchte und krächzte. Immer höher stieg der Ball seinen Schlund hinauf, schließlich klappte der Kiefer auseinander und eine grüne, schleimige Kugel fiel herunter. Kaum hatte sie den Boden berührt, begann Rauch aufzusteigen. Der Dampf war grauenhaft, roch nach Ammoniak und anderen unangenehmen Dingen. Er brannte in der Nase, die Augen begannen zu tränen; wir husteten und allmählich begann auch die Lunge zu schmerzen. Alles begann sich langsam um mich herum zu drehen. Ich spürte, wie meine Arme und Beine taub zu werden begannen. Ich schwankte, konnte mich nicht mehr halten. Ich hörte ein Krachen und sah, wie Céleste auf den Boden schlug. Ich versuchte mich aufrecht zu halten, doch meine Glieder gehorchten mir nicht mehr. Gerade, als alles schwarz um mich herum zu werden drohte, sah ich ein blaues Licht…
     
    Ich lag auf dem Boden und mein Kopf dröhnte. Um mich herum lagen blutige Fetzen, als wäre das Wesen explodiert, zudem waren ein paar Regale umgestürzt und dabei jede Menge Glas

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