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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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anschließend.
    Danach fühlte ich mich um einiges besser. Es war auch zu albern, sich von einem Traum so erschrecken zu lassen. Als ich mich abgetrocknet und angezogen hatte, bemerkte ich, dass der Dampf der Dusche die Spiegel hatte beschlagen lassen. Im Grunde nichts ungewöhnliches, doch irgendetwas jagte mir bereits wieder kalte Schauer über den Rücken. Langsam näherte ich mich den Waschbecken und den darüber hängenden Spiegeln… Einer beschlagen wie der andere… Ich sog erschrocken die Luft ein und erstarrte vor Panik… Auf dem letzten waren vier lange Striche über das angelaufene Glas gezogen… Linien, wie von Fingern… Lange, dünne Finger einer eindeutig nicht menschlichen Hand. Mein Herz wollte explodieren, als ich erkannte, dass es ausgerechnet der Spiegel war, in den ich gerade noch hineingesehen hatte. Ich war nicht allein gewesen! Vier dünne Finger, passend zu dünnen, langen Armen und einem länglich, kahlen Schädel. Ich hatte das Bild des Mytha Dämons vor mir und bekam keine Luft mehr. Die nackte Todesangst jagte mich hinaus. Ich wollte nur noch weg von diesem Ort. Ich rannte los, trat in den pechschwarzen Flur und wollte auf mein Zimmer zurückeilen… Ich wandte mich gerade in die Richtung, da sah ich etwas: Ein grauer, krummer Rücken mit nackter Haut, auf dem sich die spitzen Wirbel abzeichneten und schiefe, große Füße, an denen äußerst scharfe Krallen im Mondlicht blitzten. Ein Schrei stieg meine Kehle hinauf, doch es drang nichts, als ein heiseres Krächzen aus meinem Mund. Ich hatte die Gestalt nur für den Bruchteil einer Sekunde sehen können und doch war ich mir absolut sicher: Der Mytha Dämon! Er war hier! Was sollte ich tun? Meine Beine zitterten vor Angst, meine Atmung ging stoßweise und die Panik ließ mich nicht denken. Ich wusste nur, dass ich nicht zurück auf mein Zimmer konnte, denn dazu hätte ich denselben Weg nehmen müssen wie dieses Ding. Das Grauen schlang sich immer stärker um mich. Ich musste von hier weg! Hilfe suchen…
    Wie von selbst setzten sich meine Beine plötzlich in Bewegung. Ich rannte, ohne recht zu wissen wohin ich wollte, die Flure entlang. Noch immer war meine Brust, wie zugeschnürt und mein Herz schlug schmerzhaft gegen die Rippen. Ständig wandte ich mich um, doch ich wurde nicht verfolgt. Wie konnte das sein?! War es möglich, dass ein Dämon mit diesen außergewöhnlichen Kräften, mich nicht bemerkt hatte?! Im Grunde wollte ich die Antwort gar nicht wissen… Alles, was zählte war, dass ich diesem Ungeheuer entkam.
    Als ich einen weiteren Flur erreichte und die Türen sah, wurde mir klar wohin mich es gezogen hatte. Zu dem einzigen Platz, an dem ich mich sicher und geborgen fühlte.  Vollkommen außer Atem schlug ich gegen die Tür, doch nichts regte sich dahinter. Die Angst saß mir weiter im Nacken. Ich war der Rettung so nahe, lediglich diese verdammte Türe trennte mich von ihr. Ich fühlte den Dämon geradezu hinter mir… Er würde mich mit sich zerren… zerfleischen… töten… Bitte, ich wollte nur in Sicherheit sein!
    Nun hämmerte ich mit beiden Fäusten gegen das Holz. Dieses Mal hörte ich ein Geräusch dahinter. Schritte… sie kamen auf die Türe zu. Endlich wurde sie geöffnet und ich stand Sky gegenüber, der nun in Shorts und T-Shirt vor mir stand.
    Zunächst blickte er noch verschlafen drein, doch als er mich schließlich erkannte, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Was machst du denn hier?“
    Kaum hatte er die Worte gesprochen, fiel die Panik von mir und Verlegenheit machte sich in mir breit. Es war, als wäre ich soeben in einer anderen Welt gewesen. Eine Welt, die aus Angst und Verzweiflung bestand, doch durch die Worte war ich schlagartig zurückgeholt worden… Betreten blickte ich an mir hinab und lief auf der Stelle rot an. Ich trug nur meinen Schlafanzug! Diesen hässlichen, blauen Schlafanzug, den ich nur anhatte, weil er so bequem war! Den sollte doch keiner sehen! Schon gar kein Junge. Ich seufzte. Daran konnte ich nun auch nichts mehr ändern. Es war nur eines wichtig und das war Hilfe zu holen.
    „Ich… ich… ähm.“ Wie sollte ich das alles eigentlich in Worte fassen?! Und warum kam wieder mal nichts Brauchbares aus mir heraus?!
    Sky winkte jedoch ab und erklärte: „Ich weiß schon. Es ist wahnsinnig wichtig und du musst unbedingt Night sprechen.“ Er seufzte. „Immer mitten in der Nacht. Warum hab ich nie so ein Glück? Aber egal, ich schau mal, was ich machen kann.“

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