Verlockung
Feuer erhellten die Kreaturen, so dass man sie erkennen konnte. Grauenhafte Augen starrten mich an. Es war seltsam aber sie schienen mich tatsächlich anzusehen. Ihre Blicke bohrten sich in mein Innerstes, dass es mich kalt durchlief. Schnell riss ich mich los und las den Titel: „Wissen um zu überleben.“
Was für ein Titel?! Und das war ein Kinderbuch?!
Zögernd schlug ich die ersten Seiten auf. Das Inhaltsverzeichnis überflog ich kurz und blätterte zum ersten Kapitel. Auf jeder Seite waren bunte Bilder. Mal düstere, wenn es um die Dämonen ging, dann wieder helle und leuchtende, wenn über die Hexen geschrieben wurde. Zunächst kam erst mal ein kleiner schmuckloser Eintrag über die Menschen. Kaum hatte ich jedoch zu lesen begonnen, vernahm ich plötzlich leise Geräusche. Erschrocken sah ich auf, doch dort war nichts. Auch die Laute waren nicht mehr zu hören. Zudem war es mir im Nachhinein nicht mal mehr möglich genau zu sagen, was ich da gehört hatte. Dazu war es viel zu unspezifisch gewesen. Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet…
Ich wandte mich erneut dem Text zu und las weiter. Ich hatte kaum die Überschrift gelesen, als ich es erneut hörte. Raschelnde Geräusche. Dazu ein monotones Rauschen. Mein Herz raste, als ich mich umschaute, doch noch immer war ich allein. Was war nur los? Irgendetwas stimmte hier doch nicht?! Sollte ich hierbleiben und weiterlesen oder schnellstens dieses Zimmer verlassen? Die Minuten verstrichen und nichts weiter geschah. Allmählich beruhigte ich mich wieder. Vielleicht waren die Geräusche von draußen gekommen. Mir war zwar klar, dass das eigentlich ausgeschlossen war, aber was sollte es sonst gewesen sein? Erneut flogen meine Augen über die Überschrift:
Kapitel 1: Die Menschen
Die Menschen leben in Morbus, einer kleinen unscheinbaren Welt, die wenig vorzuweisen hat. Die Wenigsten unter ihnen wissen von der Existent der anderen beiden Welten, weshalb sie recht rückschrittlich leben.
Erschrocken sprang ich von meinem Stuhl hoch. Ich konnte es nicht glauben! Das war doch unmöglich und dennoch wusste ich, dass meine Sinne mir keinen Streich spielten. Ich hörte dieses Rascheln, dieses Rauschen… Es waren Stimmen. Ganz so, als stünde ich mitten unter vielen anderen Personen. Aus dem aufgeschlagenen Buch tanzte in etwa ein Meter Höhe eine Art Hologramm. Durchsichtige, gesichtslose Figuren bewegten sich. Sie schienen in einem Feld zu stehen; mit Sensen mähten sie Heu. Dies verursachte auch dieses raschelnde Geräusch. Die Stimmen unterhielten sich, andere sangen ein Lied, doch den genauen Wortlaut konnte ich nicht verstehen. Was mir in diesem Moment aber schlagartig klar wurde, war, dass das Buch eine Art Video abspielte, das zu der von mir gelesenen Passage gehörte. Im ersten Moment war ich nicht sicher, was ich davon halten sollte. Ich war zu Tode erschrocken und hatte geglaubt mein Herz müsse vor Schreck stehen bleiben. Jetzt, da der erste Schock überwunden war, konnte ich die Figuren jedoch neugierig betrachten. Man fühlte tatsächlich ein wenig der dortigen Stimmung. Dieses geschäftige Arbeiten, das sehr anstrengend wirkte. Dennoch versuchten sich die Leute ihre Arbeit durch Gespräche und Lieder zu erleichtern. Allerdings fragte ich mich noch immer, warum die Hexen solch ein Bild für die Menschen gewählt hatten… Schließlich wandte ich mich weiter der Passage zu.
Weder verfügen die Menschen, noch ein anderes Lebewesen in Morbus, über magische Kräfte. Hinzu kommt, dass sie von der körperlichen Beschaffenheit eher als schwach zu bezeichnen sind. Selbst mit ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 70 - 80 Jahren, liegen sie weit unter der von uns Hexen und Hexern.
Um nach Morbus zu gelangen, muss man ein Portal beschwören. Es ist dasselbe mit dem man sich auch in Necare von Ort zu Ort bewegt.
Um eventuelle Missbräuche von Magie vorzubeugen, werden jeder Hexe/jedem Hexer die magischen Kräfte, bis auf die des Portalrufens, blockiert, wenn er Morbus betritt. Eine Ausnahme stellen sowohl die Radrym, als auch Mitglieder der Regierung dar.
Kapitel 2: Mischava
Als ich zu dieser Textstelle gelangte, vernahm ich eine leise wispernde Frauenstimme. Sie flüsterte heiser und schien aus allen Richtungen zu kommen. Bei jedem Satz zog ein eisiger Lufthauch über meine Arme, dass ich fröstelnd zitterte.
„Die Ausgestoßenen“, hauchte die Frau.
„Die Unerwünschten“, raunte sie danach.
Am
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