Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Sehnen und Muskeln verlängert werden müssen. Außerdem sind unschöne Proportionen, aber auch Entzündungen und Thrombosen die möglichen Folgen.
In Deutschland wurde an der Universitätsklinik Jena von Orthopäden ein schonenderes Verfahren entwickelt, bei dem mit einem implantierten, »intelligenten« Nagel bis zu acht Zentimeter neues Knochengewebe in drei Monaten gewonnen werden kann – schmerzfrei und ohne größere Narben. Der zu kurze Knochen wird durchtrennt, die Teile werden mit dem implantierten Nagel verbunden. Durch einen inneren Verlängerungsmechanismus dehnt sich der Nagel nach genauen Vorgaben immer weiter aus und sorgt so für einen ständigen
Längengewinn bei dem operativ durchtrennten Knochen. Man kann einen Millimeter neuen Knochen pro Tag gewinnen, wie Professor Gunther Hofmann, Direktor der Klinik für Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Jena, öffentlich erklärte. Dieses Verfahren wird jedoch nur bei Unfallopfern, bei Patienten mit angeborenen Fehlbildungen und bei Schädigungen durch Knochentumore praktiziert. Ich bin überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Methode auch bei fragwürdigen Eingriffen in der Schönheitschirurgie angewendet wird.
Amanda Lepore: Warum ein Mensch künstlicher als eine Comicfigur wirkt
Ich glaube, dass die Schönheitschirurgie in den USA im Großen und Ganzen ein hässliches Geschäft ist – eine Art Wettbewerb des medizinischen Wahnsinns. Da werden extra Frauen die untersten Rippen rausgeschnitten, nur um ihre Taille noch um einen Tick zu verdünnen. Da operieren Chirurgen den Mittelfußknochen heraus, damit die Patientinnen noch höhere und schmalere high heels tragen können, ohne Rücksicht darauf, was für Konsequenzen diese schreckliche Verstümmelung der Füße haben kann. Und obendrein weiden sich Millionen von Amerikanern und Amerikanerinnen an absurden Formen der Plastischen Chirurgie, wie der Boom von Websites über missglückte Schönheitsoperationen von Celebrities beweist. Besonders beliebt ist der »Jenseits-von-Gut-und-Böse«-Look. Dem widmet sich vor allem eine gewisse Tara, von der man nur den Vornamen kennt und weiß, dass sie Verwaltungsangestellte einer Internetfirma ist. Diese Tara steckt hinter der Website awfulplasticsurgery. com, was so viel wie schreckliche Schönheitschirurgie bedeutet. Erbarmungslos werden operierte und verunstaltete Stars und bekannte Persönlichkeiten auf Bildern und Videoclips gezeigt. Der Tonfall der dazugehörigen Kommentare hat den Charme einer Kreissäge, auch der Wahrheitsgehalt entspricht der mangelhaften Qualität mancher US-Chirurgen. So verbreitete Tara vor Jahren, dass Britney Spears sich die Brüste habe vergrößern lassen. In
Wahrheit war sie schwanger. Im Fall von Amanda Lepore stimmte jedoch jedes Komma. Welchen Beruf diese Dame ausübt, kann man nicht so ohne Weiteres sagen. In New York ist sie auf fast jeder Party zu sehen; es existieren auch Pin-up-Fotos von ihr, mit viel Geschmeide um Armgelenke und Hals und dollargroßen Glitzeruntersätzen auf den Brustwarzen.
Amanda Lepore ist eigentlich ein schmales, zartes Wesen mit wasserstoffblonden Locken, zu dem die mandelförmig verengten Augen, die aufgepolsterten Wangen, die Schlauchbootlippen sowie die prallen Brustkugeln nicht so richtig passen wollen. Und wenn sie spricht, hören wir eine Automatenstimme: blechern, etwas verzerrt – und tief. Das liegt daran, dass Amanda mal ein Mann war. Nach unzähligen Operationen war sie der Kultstar der amerikanischen Transsexuellenszene. Sie wollte immer schon wie eine Mischung aus Marilyn Monroe und dem Comicstar Jessica Rabbit aussehen, der Ehefrau des berühmten Cartoon-Hasen Roger Rabbit. Dafür ließ sie sich Brüste einbauen, die aus jedem Dekolletee springen, und die untersten Rippen entfernen, damit die Taille wespenhaft wird. Für eine zweite Marilyn Monroe hat es bislang nicht gereicht, obwohl diverse Ärzte noch daran arbeiten. Und als Jessica Rabbit geht Amanda Lepore auch (noch) nicht durch – weil sie selbst für eine Comicfigur viel zu künstlich wirkt.
Jocelyn Wildenstein will wie eine Löwin sein – und sieht zum Fürchten aus
Wie ein Märchen mutet das Leben von Jocelyn Wildenstein, Jahrgang 1940, an, allerdings wie ein böses Märchen von einem verwunschenen Menschenkind. Allein ihr Anblick wäre als Schocktherapie gegen wahnwitzige Schönheitsoperationen geeignet, doch es wäre einfach zu billig und nicht gerecht, diese Frau
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