Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
Tochter des Altrockers Rod Stewart. Sie ließ sich mit Anfang zwanzig in Hollywood den Busen mit Implantaten vergrößern. Hinterher sagte ihr Vater: »Sie hat jetzt ein schönes Paar Brüste. Daran ist nichts falsch. Ich nehme an, das ist gut für das Selbstbewusstsein von jungen Frauen.«
In jüngster Zeit kommen immer mehr Frauen in meine Sprechstunden und wollen sich im Intimbereich die Schamlippen verkleinern lassen. Das ist ein aktuelles Trendthema, ob es nun durch Erotikfilme oder durch Frauengespräche aufgekommen ist. Das neue Schönheitsideal lautet: Die inneren Schamlippen sollen von den äußeren verdeckt werden. Das ist oft nicht der Fall. Diese Eingriffe werden häufig von Feministinnen und Frauenverbänden als eine moderne Form der Beschneidung von Frauen verurteilt. Ich sehe das nicht so dramatisch. Mit dem Modetrend, sich die Schamhaare zu rasieren, kommen die vergrößerten inneren Schamlippen wesentlich deutlicher zum Vorschein. Viele Frauen stört das sehr. Bei der simplen
Operation werden die inneren Schamlippen so verkleinert, dass sie bündig mit den äußeren sind und die gesamte Schamregion wieder jung aussieht. Der Eingriff wird unter Narkose ausgeführt und dauert etwa eine Stunde. Nach drei Wochen sind die Wunden verheilt, sofern die Patientinnen zuverlässig mit Sitzbädern und Salben nachbehandeln. Tatsächlich haben Frauen mit vergrößerten Schamlippen Probleme beim Tragen von Hosen, beim Sport und auch beim Sex. Durch den Eingriff, der zwischen 2000 und 3000 Euro kostet, erhoffen sich die Patientinnen ein höheres Selbstwertgefühl, besseren Sex und damit mehr Lebensqualität. Natürlich sind vergrößerte Schamlippen keine direkte Behinderung, doch wenn es der Patientin nach dem Eingriff definitiv besser geht, warum also nicht?!
Ein weiterer Punkt von sinnvoller Verschönerung wird künftig die Alterschirurgie sein (siehe auch das Kapitel »Alterschirurgie«, Seite 168). Sie wird so selbstverständlich zu unserem Alltag gehören wie künstliche Hüft- und Kniegelenke oder Zähne, weil sie durch das Anpassen der äußeren Fitness an die innere das Leben und den Lebensstandard von Frauen und Männern jenseits der sechzig eindeutig verbessert.
UNSINNIG
Zunächst einmal möchte ich vorausschicken, dass ich alles, was nicht natürlich aussieht, für überflüssig und damit auch für unsinnig halte. Dazu gehören nun mal der hemmungslose Einsatz von Botox, der das Gesicht starr und maskenhaft macht; diese entsetzlichen Schlauchbootlippen, die jedes Gesicht entstellen; die Megabrüste, die manche Frauen wie aufgepumpt erscheinen lassen. Aber es gibt noch weitere Eingriffe, die exotisch, aber nicht erschreckend erscheinen. Trotzdem lehne ich sie kategorisch ab. Und das sind bei Männern Penisverdickungen und -verlängerungen, deren Wirksamkeit ich bezweifle. Wenn an mich so ein Wunsch herangetragen wird, schicke ich den Patienten zum Psychologen, der mit ihm klären kann, ob das Teil zwischen den Beinen wirklich das beste und wichtigste Stück des Mannes ist. Komischerweise habe ich noch nie erlebt, dass von mir jemand eine Penisverkürzung verlangt hat.
Manche Herren wünschen sich Silikonbrüste, um herkulisch
auszusehen. So was mache ich auch nicht; die schicke ich ebenfalls zum Psychologen oder ins Fitness-Studio. Beliebt sind bei Männern auch künstliche Six-Pack-Bäuche (mit Silikoneinlagen). Geht bei mir ebenfalls nicht. Manchmal glaube ich, dass ich im verkehrten Film bin. Da kommen tatsächlich Männer (meist Italiener) und wollen sich künstliche Wadenpolster einsetzen lassen, damit sie etwa beim Münchner Oktoberfest muskulöser und männlicher wirken. Selbstverständlich lehne so etwas als unsinnig ab.
Bei den Frauen erlebe ich täglich den Unsinn der gesamten amerikanischen Schönheitschirurgie. Ich meine nicht die Hardcore-Sünden wie das Rippenentfernen, das ich für Wahnsinn halte. So etwas zählt für mich zu den Todsünden der Schönheitschirurgie, doch davon später. Aber auch die lässlichen Sünden bereiten uns genügend Sorgen. Zu mir kommen jede Menge Patientinnen, die in den USA waren und nun von mir wieder »repariert« werden wollen. Auch die Öffentlichkeit kennt die entsprechenden Fotos von Prominenten; da weiß sofort jeder Bescheid und fragt sich, wie diese Menschen mit solchen OP-Ergebnissen leben können. Zum Beispiel Donatella Versace, deren gesamtes Gesicht meiner Meinung nach mit Silikon unterspritzt und die Wangen stark unterfüttert wurden.
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