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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einem Pfeilertischchen im Stil Louis XV. stand. Dann bekam er es mit der Angst, er könnte diesem Gatten mißfallen, wenn er ihm nicht den Hof machte, und er beschloß zu erforschen, ob der Gute ein Steckenpferd hätte, dem man schmeicheln könnte.
    »Sie verlassen selten die Stadt?« fragte er Herrn von Bargeton und trat wieder zu ihm. »Selten.«
    Wieder trat Schweigen ein. Herr von Bargeton belauerte wie eine argwöhnische Katze die geringsten Bewegungen Luciens, der ihn in seiner Ruhe zu stören drohte. Alle beide hatten Angst voreinander.
    »Sollte er wegen meiner häufigen Besuche Verdacht geschöpft haben?« dachte Lucien. »Er scheint sehr feindselig gegen mich!«
    Zum Glück für Lucien, den die unruhigen Blicke, mit denen Herr von Bargeton, auf und ab gehend, ihn verfolgte, sehr störten, trat der alte Diener, der sich in eine Livree gesteckt hatte, herein und meldete du Châtelet an. Der Baron trat ungezwungen ein, grüßte seinen Freund Bargeton und nickte Lucien mit einer leichten Kopfbewegung zu, die damals in der Mode war, die unser Dichter aber als eine bourgeoise Unverschämtheit empfand. Sixtus du Châtelet trug eine Hose von blendender Weiße mit verborgenen Stegen, die sie in den Falten hielten. Er trug feine Schuhe und feingewebte Strümpfe. Über seiner weißen Weste hing das schwarze Band seiner Lorgnette. An seinem schwarzen Rock schließlich merkte man pariserischen Zuschnitt. Er war der Geck, den sein Vorleben erwarten ließ; aber sein Alter hatte ihm bereits ein rundes Bäuchlein gegeben, das ziemlich schwer in den Grenzen der Eleganz zu halten war. Er färbte sich Haare und Backenbart, die infolge der Leiden seines Reiseerlebnisses weiß geworden waren, und das gab ihm ein steifes Aussehen. Sein Teint, der früher sehr zart gewesen war, hatte die Kupferfarbe der Leute angenommen, die aus Indien zurückgekehrt sind; aber seine Haltung offenbarte doch, obwohl sie durch sein prätentiöses Wesen, das er nicht ablegte, lächerlich wurde, den angenehmen Geheimsekretär einer kaiserlichen Hoheit. Er nahm seine Lorgnette vor die Augen, besah sich die Nankinghose, die Stiefel, die Weste, den in Angoulême verfertigten blauen Rock Luciens, kurz, seinen Nebenbuhler von Kopf bis zu Fuß; dann steckte er kaltblütig die Lorgnette wieder in die Westentasche, wie wenn er hätte sagen wollen: »Ich bin zufrieden.« Lucien, der sich schon durch die Eleganz des Finanzmanns niedergedrückt fühlte, dachte, er werde seine Revanche haben, wenn die Gesellschaft sein von dem Vortrag beseeltes Antlitz sähe; aber nichtsdestoweniger litt er lebhaft und fühlte sich in ein nicht geringeres Unbehagen versetzt als vorher durch die vermeintliche Feindseligkeit des Herrn von Bargeton. Es schien, als werfe der Baron das ganze Gewicht seines Reichtums auf Lucien, um sein Elend möglichst zu demütigen. Herr von Bargeton, der darauf gerechnet hatte, nichts mehr sagen zu brauchen, war bestürzt über das Schweigen, das die beiden Nebenbuhler, die einander beständig prüfend betrachteten, bewahrten; aber er hatte, wenn er sich am Ende seiner Bemühungen sah, immer noch eine Frage, die er sich aufbewahrte wie eine Birne für den Durst, und er hielt es für nötig, sie jetzt loszulassen. Er nahm eine geschäftige Miene an und fragte Châtelet:
    »Nun, mein Lieber, was gibt es Neues? Spricht man von etwas?«
    »Aber«, antwortete boshaft der Steuerdirektor, »Herr Chardon ist das Neue. Wenden Sie sich an ihn. – Haben Sie uns ein hübsches Gedicht mitgebracht?« fragte der mutwillige Baron und strich sich eine Locke über der Schläfe zurecht, die ihm in Unordnung schien.
    »Um zu wissen, ob es mir gelungen ist, hätte ich Sie zu Rate ziehen müssen,« antwortete Lucien; »Sie haben die Poesie schon vor mir betrieben.«
    »Bah! ein paar hübsche Vaudevilles, die ich aus Gefälligkeit machte, Gelegenheitsgedichte, Romanzen, denen die Musik erst Wert gab, meine große Epistel an eine Schwester Bonapartes – der Undankbare! –, das gibt keinen Anspruch auf Unsterblichkeit.«
    In diesem Augenblick trat Frau von Bargeton im ganzen Glanze einer ausgesuchten Toilette herein. Sie trug einen jüdischen Turban, der mit einer orientalischen Agraffe geziert war. Eine Gazeschärpe, unter der die Steine einer Halskette glitzerten, war anmutig um ihren Hals geschlungen. Ihr Gewand aus gemaltem Muffelin mit kurzen Ärmeln erlaubte ihr, mehrere Armbänder zu zeigen, die an ihren schönen weißen Armen aufgereiht waren. Dieser

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