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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Launen einer Frau war, die geliebt wurde.
    Francis war ein sehr vornehmer Herr, der das Konsulat von Valencia und seine diplomatischen Hoffnungen aufgegeben hatte, um in Angoulême bei seiner Zéphirine zu sein, die auch Zizine genannt wurde. Der frühere Konsul kümmerte sich um den Haushalt, nahm sich der Erziehung der Kinder an, unterrichtete sie in den fremden Sprachen und verwaltete das Vermögen von Herrn und Frau von Senonches mit großer Hingabe. Die Adligen, die Beamten und die Bürger von Angoulême hatten lange über die völlige Eintracht dieser Haushaltung zu dreien geredet; aber auf die Dauer erschien dieses Mysterium von Dreieinigkeit in der Ehe so selten und reizend, daß man Herrn du Hautoy für überaus unmoralisch gehalten hätte, wenn er Miene gemacht hätte, sich zu verheiraten. Überdies fing man an, hinter der außergewöhnlichen Neigung der Frau von Senonches für ein Patenkind, das Fräulein de la Haye hieß und das ihr als Gesellschafterin diente, aufregende Geheimnisse zu wittern; und trotz einiger scheinbarer Unmöglichkeiten in den Daten fand man eine frappierende Ähnlichkeit zwischen Françoise de la Haye und Francis du Hautoy. Wenn Jacques in der Gegend jagte, fragte ihn jeder, wie es Francis gehe, und er erzählte von den kleinen Unpäßlichkeiten seines freiwilligen Verwalters, noch bevor er von seiner Frau sprach. Diese Blindheit schien bei einem eifersüchtigen Menschen so seltsam, daß seine besten Freunde sich ein Vergnügen daraus machten, ihn seine Rolle spielen zu lassen, und die, die das Geheimnis noch nicht kannten, auf ihn vorbereiteten, um sie zu amüsieren. Herr du Hautoy war ein gezierter Geck, dessen Besorgnis für seine eigene Person sich ins Affige und Kindische gekehrt hatte. Er beschäftigte sich mit seinem Husten, seinem Schlaf, seiner Verdauung und seinem Essen. Zéphirine hatte ihr Faktotum dazu gebracht, daß er den Menschen mit der schwachen Gesundheit spielte: sie fütterte ihn in Watte, wickelte ihm ein Tuch um den Kopf und gab ihm Tränklein zu trinken. Sie nudelte ihn mit ausgesuchten Gerichten wie ein Schoßhündchen; sie verordnete ihm oder verbot ihm diese und jene Speise; sie stickte ihm Westen, Krawatten und Taschentücher; sie hatte ihn schließlich daran gewöhnt, so hübsche Sachen zu tragen, daß sie ihn in eine Art japanischen Götzen verwandelt hatte. Ihr Einverständnis war übrigens das denkbar vollkommenste: Zizine sah bei jeder Rede Francis an, und Francis schien seine Ideen in den Augen Zizines zu finden. Sie tadelten zusammen, sie lächelten zusammen und schienen sich erst miteinander zu beraten, wenn es auch nur galt, jemandem guten Tag zu sagen.
    Der reichste Grundbesitzer der Gegend, ein Mann, der von allen beneidet war, der Herr Marquis von Pimentel, und seine Frau, die zusammen vierzigtausend Franken Rente hatten und den Winter in Paris verbrachten, kamen in der Equipage vom Lande herein, zusammen mit ihren Nachbarn, dem Baron und der Baronin von Rastignac. Sie waren begleitet von der Tante der Baronin und ihren Töchtern, zwei reizenden jungen Mädchen, die gut erzogen und infolge ihrer Armut mit der Einfachheit gekleidet waren, die die natürliche Schönheit so sehr zur Geltung bringt. Diese Personen, die sicher die Elite der Gesellschaft waren, wurden mit frostigem Schweigen und einem Gemisch aus Achtung und Neid empfangen, insbesondere als man die auszeichnende Art wahrnahm, mit der sie von Frau von Bargeton begrüßt wurden. Diese zwei Familien gehörten zu der kleinen Zahl Menschen, die sich in der Provinz über dem Klatsch halten, in keiner Gesellschaft aufgehen, in stiller Zurückgezogenheit leben und eine imponierende Würde bewahren. Herr von Pimentel und Herr von Rastignac wurden mit ihren Titeln angeredet. Keinerlei Vertraulichkeit zog ihre Frauen oder ihre Töchter in die vornehme Sippe von Angoulême hinein, sie standen dem Hofadel zu nahe, um sich auf die Abgeschmacktheiten der Provinz einzulassen.
    Als die Letzten erschienen der Präfekt und der General, gefolgt von dem Landedelmann, der am Morgen David seine Denkschrift über die Seidenwürmer gebracht hatte. Er war ohne Frage ein ländlicher Amtsvorsteher, der ein schönes Anwesen sein eigen nannte; aber seine Haltung und sein Anzug verrieten, daß er ganz und gar nicht an den Verkehr in der Gesellschaft gewöhnt war; er fühlte sich unbehaglich in seinen Kleidern, er wußte nicht, wo er seine Hände lassen sollte; wenn er mit jemand sprach, ging er im Kreise um ihn

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