Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)
sie müssen zu den Gefallenen gezählt werden. Für einige von Ihnen liegt bereits der Hinweis eines Kameraden dafür vor.
Bei der Härte der Kämpfe in den Schluchten und steilen Flusstälern der Kalmückensteppe, war es unmöglich, dass die Soldaten den Tod ihrer Kameraden beobachten und später melden konnten. Verwundete, die im Hin und Her der Gefechte nicht gleich geborgen werden konnten, sind bald ihren Verletzungen erlegen oder auf dem Weg zu Verbandsplatz dem Beschuss russischer Flugzeuge zum Opfer gefallen.
Für den Verschollenen Anton Hintersteininger gibt es keinen Hinweis dafür, dass er in Gefangenschaft geriet oder in einem Lager gesehen wurde.
Alle diese Feststellungen zwingen zu der Schlussfolgerung, dass er im Raum Kalatsch gefallen ist.
Anton „Toni“ Hintersteininger
10.9.1922 – 18.8.1942
(Fiel knapp vor seinem 20. Geburtstag)
Alfred „Fredl“ Hintersteininger
Feldpost an Leopoldine Hintersteininger:
Sehr geehrte Frau Hintersteininger!
Die Kompanie muss Ihnen leider mitteilen, daß eine Übersendung der Nachlaßsachen Ihres am 11.7.1944 bei Maltot in der Normandie (Frankreich) gefallenen Sohnes Alfred nicht möglich ist. Bei dem Brand des Panzers, in dem Alfred seine Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände hatte, konnten keine mehr geborgen werden.
Alfred „Fredl“ Hintersteininger
16.8.1925 – 11.7.1944
(Fiel knapp vor seinem 19. Geburtstag)
Briefe:
O.U. 27.10.42
Liebes Schwesterherz!
Gestern habe ich Deinen Brief erhalten, nach 6 Tagen schon. Ich danke Dir recht herzlich dafür. Du willst wissen, wie es mir geht. Nun, mir geht es gut.
Wie geht es der Mutti? Ja Mitzi, wir hoffen, Toni wiederzusehen, aber wenn er nicht mehr kommen sollte, dann wollen wir auch aufrecht gehen und das Unabwendbare stolz ertragen, ich meine, wir wollen uns vom Schmerz nicht den Nacken krümmen lassen.
Von Willi habe ich auch hier noch nie Post bekommen. Kurtl`s letzter Brief kam mit Deinem gestern an. Will ihm anschließend gleich schreiben. Du Mitzi, schreibe mir bitte einmal die Adressen von Willi, Erich und Didi.
Da soll ich Dir noch eine Frage beantworten. Du fragst mich, was es mit einem Mädchen ist. Glaub mir, ich habe gar nicht Zeit, an Gefühle zu denken, die man vielleicht einmal gehabt hat.
Ich habe mich zur SS gemeldet, um rascher ein Mann zu werden. Mir dann meinen Beruf zu suchen und die Frau, die zu mir gehört. Bis dahin habe ich zwar noch einige Zeit, ich möchte mir aber diesen Plan durch keine Nebensächlichkeiten verderben.
Liebe Grüße an alle
Dein Herbert
22.I.1943
Liebe Mitzi!
Heute will ich Dir Deine beiden Briefe beantworten, für die ich Dir recht schön danke. Auch für das Geld und die Zigaretten vielen Dank.
Wie geht es Mutter? Hat sie sich schon wieder ein wenig erholt? Weißt Du Mitzi, ich schreibe in den Briefen nichts mehr von Toni, um es Mutter nicht noch schwerer zu machen. Ich muss aber oft an ihn denken. Als mich die Nachricht überrumpelte, da glaubte ich mich mit aller Gewalt zu dem Glauben zwingen zu müssen, daß Toni doch noch wiederkommt. Jetzt aber sehe ich ein, daß das Glauben und Hoffen gar keinen Sinn hat. Hier gibt es nur ein so oder so. Das Schicksal wird entscheiden.
Deinen Brief mit den Neujahrswünschen habe ich erst vorgestern bekommen. Das kann aber weder den aufrichtigen Wunsch noch Dank dafür beeinträchtigen.
Nun zu Deinen Fragen:
Hier ist es gar nicht so schön, wie Du glaubst. Meist Ebene oder hügelig, aber nichts von Schönheit.
Um Schuhe für Hannerl werde ich mich umsehen, ich weiß aber noch nicht, ob man solche Dinge ohne bekommt. Für solche Artikel können wir aber um Bezugsscheine ansuchen.
Was macht die kleine Halolo (Hannerl)? Ist sie schon sehr gewachsen, seit ich weg bin und plaudert sie schon viel? Von Mama, Otti. Wie heißt denn Otti und Mutter?
Wenn`s noch geht, werde ich mich noch knipsen lassen.
Recht viele Grüße
Dein Herbert
Tausend Bussi an Halolo
16. Mai 1944
Liebster Herbert!
Zu Deinem kommenden Geburtstag wünschen wir Dir alles erdenklich Gute, mögest Du diesen Tag noch recht oft gesund und glücklich bei deinen Lieben zu Hause verbringen. Hoffentlich kannst Du ihn heuer wenigstens ruhig verbringen.
Arbeite immer noch in
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