Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)
meinen kleinen Willi. Mit ihm war ich wohl die meiste Zeit zusammen, höchstens wenn Anni sich mit Schwindel für mich freimachen konnte. Liebte ich sie? Ja, aber nicht so, wie man Frauen gewöhnlich liebt. Ihre Erscheinung konnte mich nicht mehr reizen, als die anderer Frauen. Und ihre Küsse machten meine Liebe auch nicht sinnlich. Und trotzdem zog es mich zu ihr hin, ihre Nähe war nur eine Beruhigung, eine stille Geborgenheit umfing mich in ihrer Nähe.
Ganz anders wieder der Eindruck den Ilse bei meinem Abschiedsbesuch in mir hinterließ. Diese Frau könnte ich lieben, könnte mich rasend machen, wenn ich sie liebte. Ja, sie ist schön, wie sie da am Sofa saß, mit ihren übergeschlagenen Beinen.
Jetzt aber sitze ich hier zwischen Weichsel und Bug in einem Brückenkopf bei Modlin – im Bunker, bei den alten Kumpels. Weiß nicht, was aus mir wird. Soll ich nun Nachrichtenführer oder Pz-Zugführer werden? Na ich muss mal abwarten.
Aber heute hat Ilse ihren 22. Geburtstag und vorallem will ich ihr nochmals alles Gute wünschen.
Im Osten, 29.XI.44
Meinen größten Feind, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt, der mir immer wieder Versagen zukommen lässt, der mich an der Natürlichkeit hindert, mich selbst nicht erkennen lässt, was ich von mir zu halten habe, was ich kann, wie ich bin, was aus mir noch werden könnte, das Minderwertigkeitsgefühl.
Das fehlende Selbstvertrauen lässt mich vor Dingen zurückschrecken, die ich mit einigem Willensaufwand, nach vorhergegangenem Muss zwar nicht spielend, aber doch schaffe. Ständig in der Angst aus der ach so faulen Ruhe aufgestört zu werden. So wie ich jetzt bin, darf ich nicht bleiben, wenn ich meinen Idealen näherkommen will.
Herbert fiel am 18.1.1945 in Ungarn
(Todesnachricht an seine Mutter):
Bei der Abwehr russischer Panzer am 18.1.1945 bekam der Kampfwagen, in den Herbert als stellvertretender Nachrichtenführer eingestiegen war, einen feindlichen Treffer, der ihn tödlich verwundete. Durch diesen Treffer geriet auch der Kampfwagen in Brand und wurde zum stählernen Grab von Herbert. Damit war es seinen Kameraden versagt, Herbert die letzte Ehre einer Beisetzung zu erweisen.
Herbert wurde nur 20 1/2 Jahre alt.
28.5.1924 – 18.1.1945
Toni und Fredl waren seine Brüder, die auch im 2. Weltkrieg fielen.
Anton „Toni“ Hintersteininger:
Die Ergebnisse aller Einzeluntersuchungen (Deutsches Rotes Kreuz) führen zu dem Schluss, dass Anton Hintersteininger mit hoher Wahrscheinlichkeit am 18. August 1942 im Raum Kalatsch am Don (75 km westlich Stalingrad) gefallen ist.
Im Zuge ihres Vormarsches auf Stalingrad hatte die deutsche 6. Armee bis Mitte Juli 1942 gegen zunehmenden sowjetischen Widerstand am 25. Juli den Don nordwestlich Kalatsch erreicht. In verlustreichen Kämpfen, an denen auch die 384. Infanterie-Division teilnahm; den Gegner von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschnitten und die eingeschlossenen russischen Verbände bis zum 11. August aufgerieben.
Am 15. August trat die Division zum Angriff auf den Don in Richtung Stalingrad an und drängte die Truppen der russischen 62. Armee über das Golubaja-Tal zurück. Besonders hartnäckig wurde um die Orte Kisljakow, Laptew und Werchne Golubaja gerungen.
Am Morgen des nächsten Tages wurde der Angriff mit Schwerpunkt im Streifen des Grenadier-Regiments 534 fortgesetzt – der Gegner, der sich auf den Höhen ostwärts Kisljakow festgesetzt hatte, zurückgedrängt und bei Nishni Akatow ein Brückenkopf am Ostufer des Don gewonnen.
Vom 18. August an, entwickelten sich 30 Kilometer nordwestlich Kalatsch um die Orte Werchnije Gniloj und Panschino harte Kämpfe. Alle Anstrengungen des Gegners, auch mit schweren Panzern, den deutschen Brückenkopf einzudrücken, scheiterten nach tagelangen Kämpfen.
Bis zum Ende des Monats wurde der Brückenkopf trotz ständiger russischer Gegenangriffe noch erweitert und ausgebaut.
Bei diesen Kämpfen hatte allein, das durch je ein Bataillon der Grenadier-Regimenter 535 und 536 verstärkte Regiment 534 über 850 Ausfälle, darunter zahlreiche Verschollene. Der Zeitpunkt ihrer letzten eigenen Nachricht oder die Truppenmeldung beweisen, dass sie an diesen Kämpfen teilgenommen haben. Auch
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