Verlorene Jugend - Tagebuch eines Soldaten (German Edition)
ihretwegen. Überall hoffte ich nur, ihr zu begegnen. Ich wagte nicht, sie zu grüßen. Ich wollte sie nur sehen.
Aber nicht lange währte das heimliche Glück. Ich wurde krank und kam ins Krankenhaus. Ich brachte es auch einen Tag fertig, nicht aufzustehen und nach ihr auszuspähen, zur Haltestelle hinüber.
So vergingen die Tage im Krankenhaus mit den „scharlachkranken“ Toni, Fredl und Otti. Ich konnte kaum erwarten, bis ich endlich rauskam, nur um sie zu sehen.
Ich weiß nicht mehr, wie ich ihr dann wieder das erste Mal begegnet bin, aber sicher war ich froh, als sie an mir vorbei war oder ich bin ihr ausgewichen, um mich nicht zu verraten. Ich konnte einfach meine Gefühle nicht verbergen.
Willi hat sie inzwischen kennengelernt, weil sie doch in dieselbe Schule ging. Er verriet mir, daß sie sich nach mir erkundigt hätte, wer ich sei und wohin ich auf einmal verschwunden wäre. Wer kann sich da mein Glück vorstellen?!!
Leider weiß ich nicht mehr, wie ich zuerst mit ihr gesprochen habe. Man hat mich aber sicherlich nicht vorgestellt. Wahrscheinlich kamen wir so allmählich miteinander ins Gespräch.
Nach dem Krankenhaus blieb ich noch eine Woche zu Hause. Jeden Tag, wenn sie zum Bahnhof ging, stand ich am Fenster und beobachtete sie heimlich. Da hörte ich sonst nichts. Keinen Augenblick wollte ich mir ihren Anblick entgehen lassen.
Ich hätte Chancen bei ihr, war aber zu schüchtern, mein Gott, ich hätte alles gemacht für sie, alles, aber ihr meine Liebe gestehen, das konnte ich nicht. So nahm ich dann den Ausweg des Schreibens. Ja, ein mit Schreibmaschine gedrucktes Liebesgeständnis!! (Otto M. setzte ihn mir auf).
Die Tage nachher waren für mich eine Qual, nicht aus Angst vor einem „nein!“, wenn ich mir nicht recht sicher gewesen wäre, hätte ich das nie gemacht. Aber ich fürchtete mich vor unser ersten Begegnung.
Die erste Nacht tat ich kein Auge zu, ich studierte was ich ihr sagen würde. Ich wurde aber die ganze Nacht damit nicht fertig. Ich war schrecklich aufgeregt, aber doch auch ein wenig neugierig, wie „glücklich sein“ ist. Dann zweifelte ich wieder am Glück, es würde ja doch alles scheitern an meiner Schüchternheit. Ich wollte mich aufraffen, ein Mann zu sein, redete mir ins Gewissen und – blieb ein Feigling. Ich war sogar zu feige, um mir selbst die Schüchternheit einzugestehen. Daher verbarg ich sie. Und das gelang mir einigermaßen. So musste natürlich alles schief gehen. Ich war aber nicht traurig, sondern froh, mit heiler Haut der ganzen Sache und besonders einem Geständnis entgangen zu sein. Selbstverständlich liebte ich sie noch genau so wie vorher. Aber ich wurde in der Schule nachlässig. Da begann das große Schwänzen. Zuerst nur, um mit mir selbst ins Reine zu kommen. Und dann machte ich es aus Gewohnheit und Unlust am Lernen.
An einem dieser Tage, stiegen sie, Willi und ich in Gunskirchen aus. Wir gingen ins „Bahnhofrestaurant“. Ich liebe Ilse sehr, und ich ausgewachsener Trottel lächle süßsauer als Willi anstandshalber verschwand, aber ich blieb sitzen wie ein gefesselter Kaffer. Ich getraute mich einfach nicht diesen verlockenden Mund zu küssen.
Jede Nacht tat ich´s, jede Nacht vor dem Einschlafen dachte ich an sie, an ihren Mund, aber am Tage?
Das runde Bierblattl habe ich mir aufgehoben. Trotz allem, ich war glücklich. Wir saßen im Zug ganz eng beisammen, lösten mitsammen Kreuzworträtsel. So ging das tagelang, bis wir einmal ins Kino gingen, in Wels. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich es wagte meinen Arm um ihre Schultern zu legen. Sie schmiegte sich eng an mich und lehnte den Kopf, na das hübsche Köpfchen, zu mir, ich rückte eiligst weg, nur um nicht aufdringlich zu erscheinen.
Das alles erfasste ich erst viel, viel später. Ich konnte damals das ganze Glück nicht fassen. Aber ich war selig, mein Herz jubelte. Ich spürte auch einmal, was Liebe sein kann. Ich glaube, immer dort oben, wo dieses kurze Erfassen hinlangte, und man könnte nimmer unzufrieden sein.
Mein unmögliches Benehmen brachte mich aber schnell um dieses Glück. Es war schneller weg, als es gekommen war. Ich wurde älter und reifer, aber nicht in der Liebe. Meine Liebe war noch immer ungestillt. Ich wollte aber nicht, daß dies eine andere besorgte. Ich liebte sie also schon mehr aus Trotz gegen das Schicksal, wie ich meinte. Aus Trotz gegen mich selbst. Ich wollte die Sache „männlich“ zum endgültigen Happy End führen, und rechnete nicht mit meinen
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