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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nur
noch ein Flüstern zu vernehmen war, »steckte er das Eisen, an dessen
Herstellung er so lange gearbeitet hatte, ein. Dann ließ er das Eisen glühend
rot werden, so wie ich es jetzt getan habe.«
    Ich
hielt das Eisen so nahe an sein Gesicht, daß er die Hitze spüren mußte, worauf
er unwillkürlich schauderte. »Dann drückte er es in ihr Fleisch«, fuhr ich ihn
an, »brannte es in ihr lebendiges Gewebe und verbrannte das Fleisch, bis es
schwarz wurde. Es waren Ihre Schwestern, Francis, Ihr Fleisch und Ihr Blut. Es
muß Ihnen genauso weh getan haben. Ihre Qual muß Ihre Qual gewesen sein.«
    Francis
wimmerte und bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen.
    Ich
wartete darauf, daß er etwas sagte, aber er sagte nichts.
    In
diesem Augenblick war mir klar, daß ich das Spiel verloren hatte, und bedurfte
gar nicht mehr des zuverlässigen Grinsens auf dem Gesicht von Ross, um diesen
Punkt unter Beweis zu stellen.
    Plötzlich
hörte ich es. Ein gedämpftes qualvolles Schluchzen, das aus der Tiefe der Brust
kam. Ich wandte meinen Kopf und blickte auf Lavinia Randall. Die letzten
Überbleibsel des Lacks waren abgesprungen, und ihr Gesicht war nackter als es
jemals einem menschlichen Gesicht zuträglich sein mochte.
    »Sie
haben recht«, flüsterte sie gequält, »ihr Fleisch war mein Fleisch, und ich
habe sie verraten. Es gibt nichts, was mehr zählt, und der Mann, der sie
vernichtet hat, muß bestraft werden.«
    Langsam
drehte sie den Kopf, so daß sie den Sheriff im Gesichtsfeld hatte. »Alles, was
der Lieutenant über Ross gesagt hat, ist wahr«, sagte sie einfach. »Ich werde
mich freuen, gegen ihn aussagen zu können.«
    »Wie
steht es mit Ihnen, Francis?« fragte ich leise.
    Sein
Kopf bewegte sich einen Augenblick, bevor die Worte herauskamen,
    »Ja«,
murmelte er, »ja, es ist wahr, genauso wie Mutter gesagt hat. Ross war der
Mörder.«
    »Das
dürfte wohl genügen, Sheriff?« sagte ich zu Lavers.
    »Da
täuschen Sie sich, Wheeler«, sagte eine barsche Stimme.
    Ich
blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah, daß Ross eine
Pistole in der Hand hielt. Vermutlich handelte es sich um dieselbe Waffe, mit
der Duke Amoy erschossen worden war. In meinem Magen regte sich ein
merkwürdiges Gefühl.
    Er
bewegte den Lauf der Pistole in der Richtung von Lavers und Polnik.
    »Wenn
Sie nicht den Heldentod sterben wollen«, sagte er ruhig, »dann bleiben Sie
stehen, wo Sie sind, und machen Sie keine Bewegung.«
    Dann
blickte er wieder zu mir herüber. »Das haben Sie gut gemacht, Lieutenant«,
sagte er. »Ich hätte nicht vergessen dürfen, daß Sie ein Flair fürs Dramatische
haben. Gelegentlich wirkt es ein wenig abgedroschen, aber es verfehlt nie seine
Wirkung.«
    »Vielen
Dank«, sagte ich finster.
    »Ich
hätte gleichzeitig mit Amoy mit Ihnen abrechnen sollen«, sagte er böse. »Aber
dieser Fehler kann jetzt wieder gutgemacht werden. Seien Sie froh, daß ich Sie
mit einer Kugel bedenke, Wheeler; wenn ich mehr Zeit hätte, würde es mir ein
großes Vergnügen sein, eingehend zu demonstrieren, was ich meine.«
    »Aus
dem Munde eines Burschen, der sich die ganze Mühe mit der Herstellung eines
eigenen Brandeisens gemacht hat«, sagte ich, »bedarf es keiner weiteren
Erklärungen, Ross. Ich begreife schon!«
    Die
Pistole zielte direkt in mein Gesicht. »Wenn Sie nicht gewesen wären«, sagte er
heftig, »hätte ich alles kriegen können. Ich hätte ihren letzten Dollar
bekommen.«
    Langsam
fielen seine Lider herab, was seinem Gesicht den Charme eines Geiers verlieh,
der sich anschickt, seinen Schnabel in eine hochwillkommene Mahlzeit zu
versenken.
    Ich
hatte eine Pistole — alle Polizeibeamten haben eine Pistole — und meine steckte
in einem Schulterhalfter unter meiner Jacke, an einer Stelle, an die
hinzukommen ich keine Chance hatte. Ich brauchte eine Ablenkung, und ich
zermarterte mir verzweifelt den Kopf. Aber es war zu spät, um sich um etwas von
außen zu bemühen.
    Dann
fiel mir ein, daß ich noch immer das Eisen in der Hand hielt — das Eisen,
dessen Spitze noch immer rotglühend war. Francis saß zusammengekauert in einem
Sessel direkt vor mir, und das ließ ihn automatisch zum Werkzeug meiner
Zerstreuung werden.
    Ich
warf das Eisen nach vorne, so daß das glühende Ende seinen Rücken unmittelbar
über dem Kragen traf. Francis kreischte laut und schoß aus seinem Stuhl. Ich
duckte mich hinter den Sessel, zog meine Pistole aus dem Halfter, als ich im
gleichen Augenblick zwei Schüsse vernahm.

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