Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
fühlte.
    »Halt den Mund!«, befahl Ferrag und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. »Verzeiht, werter Finanzsekretär …«
    »Ehrenwerter Finanzsekretär!«, berichtigte ihn der Zahlmeister pikiert.
    Ferrags Kiefermuskeln spannten sich, als er gepresst wiederholte: »Ehrenwerter Finanzsekretär! Diese beiden Sklaven sind in bestem Zustand, und der Junge ist nur eine Handbreit über dem Stockmaß.«
    »Tut mir leid«, erwiderte der Sekretär, »aber die Preise sind festgeschrieben. Eine halbe Dublone für einen Sklaven über Stockmaß, eine Dublone für einen untermaßigen, das Doppelte für besonders junge oder kräftige. Deine sind keins von beidem. Damit kann ich dir nicht mehr als eine Dublone bieten.«
    »Eine Dublone?«, rief der Einarmige aufgebracht. »Das hat mich allein ihre Ernährung gekostet!«
    »Dann musst du ihnen weniger zu essen geben«, schlug der Zahlmeister ungerührt vor. »Nimm das Geld, oder lass es.« Er schob Ferrag eine einzelne Goldmünze hin.
    Mit einem unterdrückten Fluch schnappte sich der Einarmige das Geld vom Tisch, woraufhin der Finanzsekretär ein Zeichen auf seinem Dokument machte und den nächsten Händler an seinen Tisch winkte. Wütend zerrte Ferrag an dem Seil, mit dem er Barat und Rai angeleint hatte, und schleifte die beiden Tileter durch einen Seitenausgang nach draußen, wo er sie einem wartenden Gardisten übergab. Hier war bereits eine große Gruppe Sklaven versammelt, die gerade von einigen Bewaffneten mit Rufen und Stößen in Zweierreihen ausgerichtet wurden. Sechs bis acht der zerlumpten Gestalten waren jeweils durch eine Kette verbunden, die an Eisenbändern um die Handgelenke befestigt war. Außerdem sorgten die gleichen Fußfesseln wie bei Barat und Rai für eine so erhebliche Einschränkung der Bewegungsfreiheit, dass auch nur der kleinste Gedanke an eine mögliche Flucht im Keim erstickt wurde. Diese Hoffnungslosigkeit spiegelten vor allem die Augen der Halbwüchsigen wider, von deren Gesichtern das bereits erlittene und noch bevorstehende Leid jegliche Spur von kindlicher Unbeschwertheit vertrieben hatte. Doch auch die zerschundenen Körper der Erwachsenen zeugten von den erduldeten Qualen während des Transports in den engen Rümpfen der Sklavenschiffe, und das gehetzte Zucken ihrer Augen verriet ihre Furcht vor den Grausamkeiten, die ihnen noch bevorstanden.
    Barat und Rai wurden von dem Gardisten flüchtig nach verborgenen Gegenständen abgeklopft, dann band er sie kurzerhand mit Ferrags Seil an der Kette des hintersten Gefangenenpaares des nunmehr akkurat in Reih und Glied stehenden Sklavenzuges fest.
    Als die Wache sich entfernte, nutzte Barat die Gelegenheit, um Rai zuzuflüstern: »Irgendwas stimmt hier nicht! Das ist Andobras, die Rüstkammer des Reiches. Hier werden die Waffen für Citheon gefertigt. Das ist Reichsgebiet, und innerhalb unserer Grenzen ist Sklavenhandel verboten!« Barat schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Bist du dir sicher, dass diese Insel zu Citheon gehört?«, fragte Rai leise zurück. »Irgendwie erinnert mich hier nichts an meine Heimat – außer natürlich die Gardisten.«
    »Eben«, bestätigte Barat. »Das sind eindeutig königliche Garderegimenter. Die dürften diese Art Menschenhandel eigentlich gar nicht zulassen, denn normalerweise arbeiten in den Minen von Andobras nur verurteilte Strafgefangene.«
    »Minen von Andobras?« Rai vergaß, zu flüstern. »Heißt das, die bringen uns zum Steineklopfen?«
    »Still, mein junger Freund«, ermahnte ihn der Veteran. »Erste Regel in der Gefangenschaft: Niemanden auf dich aufmerksam machen! Besser ist es, dich in der Menge unsichtbar zu machen. Und ich befürchte, wir werden hier nicht bloß zum Steineklopfen eingeteilt, wie du es in deiner kurzen Karriere als Langfinger schon erfahren durftest. Was uns hier erwartet, ist Erzschürfen unter Tage! Enge Stollen, kein Licht, schlechte Luft. Dagegen war deine Verurteilung zum Steineklopfen ein Spaziergang!«
    Rai blieb die Luft weg. Seine finstersten Albträume wurden gerade von Barat in die Wirklichkeit gezerrt. »Aber, aber«, stammelte er, »woher weißt du denn das so genau?«
    »In der Armee war das eine oft gebrauchte Drohung unserer Vorgesetzten: Wer nicht spurt, kommt nach Andobras! Selbst als Soldat hier Dienst zu tun, ist hart und unerfreulich. Man sagte denen, die sich freiwillig nach Andobras versetzen ließen nach, sie hätten entweder ein Herz aus Stahl oder einen Verstand aus Stroh. Aber ich erzähle das

Weitere Kostenlose Bücher