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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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steil aufwärts und fort von dem regengepeitschten Hang ins Inselinnere führte. Jegliche Orientierungshilfe wurde nun von dem eintönigen Grau einer herabhängenden Wolke verschluckt, als hätte die Welt ringsum aufgehört zu existieren. Unbestimmte Zeit bewegten sie sich in der ebenen grauen Feuchtigkeit, die sich trotz ihrer dominierenden Präsenz jedem Griff entzog. Beinahe unmerklich begannen schließlich die Wolkenschleier, zunehmend mehr von der Umgebung entlang dem Pfad preiszugeben. Zwischen den zackigen Blättern üppiger Farne tauchten einige gewaltige Baumstämme am Rande ihres Sichtfeldes auf. Auch wenn man die Kronen dieser Giganten nicht ausmachen konnte, so erschienen im Vergleich dazu die Bäume im Wald der Wurzelbälger geradezu zwergenhaft. Dieser Wald war uralt und hatte wahrscheinlich nie den Biss von menschlichen Äxten gefühlt, bis sich schließlich dieser Pfad durch das grüne Meer gefressen hatte.
    Ohne Pause marschierten sie zwischen den aufragenden grünen Wänden zu beiden Seiten der Straße, bis die ersten kleinen Füße aus Erschöpfung keinen sicheren Tritt mehr auf dem glitschigen Boden fanden. Mehrmals musste der Zug anhalten, weil ein kraftloser Körper zusammengebrochen war und sich nicht augenblicklich wieder erheben konnte. Doch Tritte und Schreie der Gardisten ließen letztlich auch die schwächsten Beine wieder gehorchen. Sanft hatte der Pfad begonnen, sich abwärtszuneigen. Der Wolkenmantel wurde lichter und entließ sie schließlich ganz aus seiner Umhüllung. Unvermittelt gewann die Welt wieder an Weite, jedoch war der Blick auf die Landschaft, die sich nun vor ihnen aus dem Dunst schälte, noch weit bedrückender als die beengende Umarmung des undurchdringlichen Nebelschleiers zuvor. Eine weite Senke erstreckte sich vor ihnen, die auf der rechten Seite flankiert wurde durch felsige Berghänge. Von dem alles überwuchernden Urwald war hier nichts geblieben, außer den hellen Stümpfen der einstmals stattlichen Bäume. Wie Pilze schienen an ihrer statt Schmiedeöfen aus dem kahlen Boden geschossen zu sein, so rasch und in so großer Zahl, dass man sie meist nur notdürftig mit einem windschiefen Dach und einem steinernen Kamin versehen hatte. Zwischen den Werkstätten standen verstreut schäbige Hütten, die wohl den zahllosen Schmieden und ihren Helfern als Unterkünfte dienten. Dunkle Rauchschwaden hingen über dem Tal wie von Menschenhand geschaffene Gewitterwolken. Das zornige Glühen der Essen zeugte von dem steten Hunger der Schmiedefeuer, dem die Bäume dieser Gegend zum Opfer gefallen waren. Klingend hallte der Schlag der Schmiedehämmer hundertfach von der Bergflanke wider, und der harte Takt des aufeinander prallenden Metalls schien von der Gnadenlosigkeit dieses trostlosen Ortes zu künden.
    Inmitten der rohen Landschaft klaffte ein mehr als fünf Schritt breiter und mindestens zwanzig Schritt langer Riss wie eine Wunde im entblößten Boden. Rings um den Spalt war der Untergrund felsig und frei von Gebäuden, mit Ausnahme eines riesigen hölzernen Gerüsts, das sich quer über den Abgrund spannte. Über eine Plattform konnte ein großer, mit Metallbändern verstärkter Weidenkorb bestiegen werden, den man mithilfe einer von Ochsen bewegten Winde in die Spalte hinabließ. Auf einer Anhöhe nahe der Felswand war das einzige mehrstöckige Gebäude des Tals errichtet worden, ein untersetzt wirkender Wehrturm aus kantigen Steinquadern. Schmale Schießscharten blickten auf die gerodete Senke hinaus, und auf der zinnenbewehrten Plattform an der Spitze des Turms waren einige Gardisten in ihren blinkenden Rüstungen auszumachen. Auf der rechten Seite des Turms befand sich ein kleiner Pferdestall, während sich an der linken ein lang gezogener Flachbau anschloss, der vermutlich als Lagerhaus diente.
    Langsam schlängelte sich der Sklavenzug in die flache Talsenke hinunter, wo sie von einem kleinen Trupp Soldaten erwartet wurden. Als sie am Talgrund angekommen waren, gab es einige knappe Begrüßungsworte zwischen den Gardisten, wonach die Wartenden Rapport über ein paar belanglose Vorfälle in der Schmiedesiedlung machten. Schließlich wurde nach etwaigen Überfällen auf dem Weg vom Hafen zur Siedlung gefragt, was die Bewacher des Sklavenzugs verneinten. Die beiden lauschenden Diebe wunderten sich, welche Art von Übergriffen eine Truppe von zwanzig bestens ausgerüsteten Gardisten fürchten musste, doch eine Antwort auf diese Frage blieb vorerst aus. Die Soldaten aus der

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