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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Eindruck, den die beiden Diebe aus Tuet von der Insel bekamen und der sich wie eine bedrückende Vorahnung auf ihr Gemüt legte: Andobras war kein Ort der Hoffnung.
    Das Schiff hielt direkt auf das Signalfeuer am Hafeneingang zu. Der Leuchtturm war auf einem niedrigen Felspfeiler errichtet worden und ragte insgesamt etwa sechs Schritt aus dem Wasser. Zur Rechten des schlanken Bauwerks erstreckte sich bis zur Kaimauer der Wall aus aufgeschütteten Basaltklötzen. Zur Linken blieb bis zu der steilen Wand des Felsplateaus, auf dem die Festung errichtet worden war, eine schmale Durchfahrt. Neben dem Leuchtturm und am Fuße des Felsmassivs waren Vorrichtungen zum Heben einer schweren Sperrkette angebracht, die jetzt wohl am Grund des Hafenbeckens lag. Als Rai schon befürchtete, ihr Schiff würde an den aufgetürmten Wellenbrechern zerschellen, bellte der Kapitän endlich den Befehl, die Segel einzuholen und die Ruder zu bemannen. Augenblicklich schwärmten die Matrosen zu den Wanten, und schneller, als es der junge Dieb für möglich gehalten hätte, waren die großen Segel gerefft und säuberlich verschnürt. Nur wenige Ruderschläge waren noch notwendig, um das Schiff sicher in den Hafen zu steuern.
    Dort herrschte geschäftige Betriebsamkeit. Ein gutes Dutzend kleinerer Schiffe und acht Dreimaster lagen hier vertäut, von denen vor allem Unmengen von Lebensmitteln und sonstige Waren für den alltäglichen Gebrauch entladen wurden. Nur eines der größeren Schiffe schien neue Ladung an Bord zu nehmen, die aus zugenagelten Holzkisten bestand. Mehr ließ sich aus dieser Distanz nicht über den Inhalt der Behälter erfahren, lediglich das Keuchen der Hafenarbeiter verriet, dass die Ware ungewöhnlich schwer war. Drei der stattlichen Segler waren von einer Menschentraube umringt. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte Rai erschüttert, dass viele der Personen mit langen Ketten aneinandergeschmiedet waren. Erschreckend oft handelte es sich bei den Gefangenen um Kinder oder Halbwüchsige, aber es waren auch Männer und eine ebenso große Zahl Frauen darunter. In schier endlosen Reihen wurden sie aus den Bäuchen der Schiffe auf den Kai getrieben, wo sie dann wie Schafherden ängstlich zusammengedrängt in Erwartung eines Ungewissen Schicksals verharrten. Auffällig war auch die große Zahl an Gerüsteten, die die neu ankommende menschliche Ware in Schach hielten. Ihre Ausstattung entsprach dem Stil der Tileter Gardisten, was Rai bei ihrem Anblick unwillkürlich in Deckung gehen ließ. Im gleichen Augenblick schalt er sich innerlich für diese Albernheit, denn in ihrer Gewalt hätte es ihm schwerlich übler ergehen können als bei den Sklavenhändlern, in deren Fängen er sich gerade befand.
    Ihr Schiff machte an einem der wenigen freien Plätze entlang der Kaimauer fest, wo bereits ein kleiner Trupp Bewaffneter wartete, die im Gegensatz zu den Gardisten keine blinkenden Harnische trugen, sondern geschwärzte Schuppenpanzer. Wie bei den Jägern an Bord prangte das goldene Sonnensymbol an ihrem Hals. Nachdem das Schiff angelegt hatte, tauchte der Citpriester aus seiner Kabine auf und erteilte energisch Befehl, die »Themuraia« aus ihrem Verlies zu befreien. Offensichtlich meinte er damit die gefangenen Wurzelbälger, aber es war das erste Mal, dass Rai und Barat diese Bezeichnung für die flinken Waldwesen gehört hatten. Mit zunehmender Verwunderung blickten sie dem schwarz gekleideten Mann nach, als er nun mehr als zwanzig der willenlosen Kreaturen von Bord führte. Anscheinend war das verborgene Tal, wo die beiden Diebe von den Häschern im Zeichen des Cits aufgegriffen worden waren, nicht die erste Station dieser Sklavenjäger gewesen. Umringt von dem schwarz gerüsteten Geleitzug, verschwand der dunkle Priester schließlich mit seinen Themuraia in dem Getümmel der Kaistraßen.
    Mit einem Schlag auf den Hinterkopf setzte Ferrag Rais Beobachtungen ein jähes Ende. Er befahl einem der Matrosen, Rais Hände auf dem Rücken zu verschnüren und ihm noch eine schwere Fußfessel aus rostigem Eisen anzulegen, sodass Rai nur noch kleine, klirrende Schritte zuwege bringen konnte. Barat erging es nicht besser, außerdem scheuerten die engen Fußschellen die gerade erst verheilte Wunde am Knöchel wieder auf, was sich anfühlte, als hätte der Bluthund seine Fänge erneut in sein Bein geschlagen.
    Dies kümmerte Ferrag indes wenig, der von dem Matrosen nun noch ein Seil an Barats und Rais Handfesseln befestigen ließ, um seine

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