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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Gefangenen wie angeleinte Hofhunde hinter sich herziehen zu können. Seit er den Großteil seiner wertvollen Vierbeiner eingebüßt hatte, war er noch übellauniger als sonst und verließ das Schiff mit seinen Gefangenen im Schlepptau erst, nachdem er seine Männer nochmals lautstark instruiert hatte, wie sie die verbliebenen Hunde zu versorgen hätten. Daraufhin brach er mit seinem gefesselten Handelsgut auf in Richtung eines großen Gebäudes im Zentrum des Hafens, wo sich das ohnehin allgegenwärtige Gedränge noch weiter zu verdichten schien.
    Bei dem Bauwerk aus dem unvermeidlichen Basaltgestein, auf das sie zuhielten, handelte es sich anscheinend um eine Art Markthalle, wobei die einzigen Waren, die hier feilgeboten wurden, unverkennbar Menschen darstellten. Die drei großen Tore ins Innere waren von schwer gerüsteten Gardisten bewacht, die alle passierenden Händler routinemäßig nach Alter und Qualität ihrer Waren befragten und diese auch selbst in Augenschein nahmen. Wenn die Begutachtung nicht zufrieden stellend ausfiel, wurden die entsprechenden Sklaven zum Ärger der Händler kurzerhand am Betreten der Halle gehindert. Doch die Vorgaben schienen nicht besonders strikt zu sein oder ließen sich mit der Überzeugungskraft einiger Silbermünzen rasch umgehen.
    Ferrag wurde von den Wächtern mit einem Kopfnicken gegrüßt und vorbeigewunken, ohne dass sich seine Gefangenen der Eingangsprüfung unterziehen mussten. Das Innere der Halle war erfüllt von dem Klirren der schweren Sklavenketten, den Schreien der Händler und einem alles dominierenden Schweißgeruch. An der den Toren gegenüberliegenden Wand waren mehrere massive Holztische aufgestellt, hinter denen jeweils ein Zahlmeister, bewacht von vier weiteren Gardisten, residierte, der das Angebot der Kaufleute gelangweilt entgegennahm. Ferrag reihte sich mit seinen Gefangenen in die lange Schlange vor einem der Schreibtische ein, während Barat und Rai aufmerksam ein Gespräch verfolgten, das zwei Sklavenhändler in der benachbarten Reihe führten. Der eine Mann beschwerte sich über die langen Wartezeiten und den durch die große Zahl an Sklavenlieferungen ausgelösten Preisverfall, woraufhin der andere antwortete, durch den strengen Winter in den Nordprovinzen gäbe es dort plötzlich ein Überangebot an streunenden Kindern, was die Lagerräume seiner Schiffe schneller gefüllt habe als in jedem anderen Frühjahr. Hätte diese Unterhaltung auf einem normalen Marktplatz stattgefunden, man hätte meinen können, die beiden unterhielten sich über den Fischfang. Angewidert warfen sich Barat und Rai einen Blick zu, um dann wieder ihre Aufmerksamkeit auf die Verkaufstische vor ihnen zu richten.
    Hin und wieder eilte ein Bediensteter mit einem Zollstock nach vorn, um die Größe eines der vielen angeketteten Kinder zu überprüfen. Meist durch ein Kopfschütteln oder Nicken zeigte er dem Mann am Schreibtisch an, ob der Vermessene einem bestimmten Größenstandard entsprach oder nicht. Daraufhin notierte der Zahlmeister etwas auf einem riesigen Bogen Pergament, der ausgebreitet vor ihm lag, und schob anschließend dem Händler einen kleinen Stapel Goldmünzen über den Tisch. Meist reagierten die Verkäufer mit einem ungläubigen Kopfschütteln oder empörtem Gestikulieren angesichts des allzu übersichtlichen Münzenhäufchens, doch die Bewaffneten am Tisch verstanden es, das Temperament der Unzufriedenen mit blankem Stahl augenblicklich zu kühlen. Ähnliche Szenen wiederholten sich noch mehrere Male, bis Ferrag mit den zwei gefesselten Dieben an der Reihe war.
    »Das Licht unseres Herrn sei mit Euch, ehrenwerter Finanzsekretär«, begrüßte Ferrag ungewöhnlich höflich den Mann hinter dem bulligen Schreibpult.
    »Das Licht auch mit Euch«, entgegnete der Sekretär mäßig interessiert. »Was habt Ihr für mich?«
    »Erstens einen erstklassigen Jungen, gelenkig und ausdauernd!«, begann Ferrag seine Ware anzupreisen. »Dem sind wir beinahe eine Stunde nachgejagt, bis wir ihn einfangen konnten, aber jetzt ist er ganz zahm und …«
    »Verzeiht«, unterbrach ihn die monotone Stimme des Finanzsekretärs, »aber ich muss heute auch noch andere Käufe tätigen. Wenn ihr von denen sprecht, die ich hier sehe, dann handelt es sich um einen halb verhungerten jungen Mann über anderthalb Schritt und einen verwundeten Greis ebenfalls über dem Stockmaß.«
    »Ich bin doch kein Greis!«, fuhr Barat auf, der sich durch diese Charakterisierung zutiefst beleidigt

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