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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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gefragt hatte, wohin er gehe. Vermutlich war die Frage in aller Unschuld gestellt worden, mehr aus Neugier als aus dem Bedürfnis heraus, ihn zu kontrollieren. Am wenigsten hatte ihm dabei die Erkenntnis geschmeckt, dass Julia als seine Frau jedes Recht hatte, ihm derartige Fragen zu stellen.
    Lucien zog eine Zunderbox aus der Tasche und zündete die Zigarre an. „Na, wie fühlt man sich denn als frisch gebackener Ehemann?“ erkundigte er sich.
    „Nicht besonders wohl.“
    „Ich habe dich deswegen gewarnt. Selbst im besten Fall ist die Ehe eine schwierige Angelegenheit.“
    Alec überlegte, ob sein Freund damit auf seine eigene gescheiterte Ehe anspielte, doch der verschlossene Blick des Herzogs verriet ihm nichts.
    „Ich hatte keine andere Wahl. Ich habe Großvater versprochen, dass Nick nicht an das Geld herankommen wird.“ Er sprach den Namen seines Vetters mit leichtem Missfallen aus. Früher einmal waren Nick und er unzertrennlich gewesen, und er hatte große Stücke auf seinen älteren Vetter gehalten. Doch diese Zeiten waren seit langem vorbei.
    Lucien stieß eine Rauchwolke aus. „Du machst dir wegen deines Vetters zu viele Sorgen.“
    „Unterschätze ihn nicht, Lucien. Er kann tödlich sein.“
    „Das sagst du dauernd.“ Der Herzog musterte ihn scharf. „Weißt du, Alec, es gibt auch noch andere Wege, an Geld heranzukommen.“
    Alec setzte sich in einen Sessel am Kamin und streckte die Beine aus. „Ich hab es nicht wegen des Geldes getan, Lucien. Das weißt du. Ich hab es meinem Großvater versprochen.“
    „Du bist viel zu starrköpfig“, knurrte der Herzog. „Mir gefällt nicht, dass du dein Glück den fehlgeleiteten Wünschen eines Toten opferst.“
    „Dasselbe hast du auch getan.“
    „Und es bereut. Ich finde es nicht gut, wenn du die gleichen Fehler wie ich begehst.“
    Alec schwieg. Wie sollte er Lucien, der eine unanfechtbare Stellung in der Gesellschaft innehatte und eine Familie und einen geachteten Titel besaß, auch erklären, dass das Einzige, was ihm selbst blieb, eben sein Wort war? Sein Wort und, seinem Großvater und Julia sei Dank, ein Vermögen. Natürlich hatte dieses Vermögen seinen Preis gehabt, aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken.
    Sorge spiegelte sich auf Luciens Gesicht. „Schau nicht drein wie drei Tage Regenwetter. Obwohl ich schon vermutet habe, dass das Leben mit der anspruchsvollen Therese kein Zuckerschlecken ist, hätte ich nicht angenommen, dass es so rasch an Reiz verliert.“
     „Therese ist nicht das Problem.“
    Nein, das Problem war Julia, die züchtige, frustrierende, rätselhafte Julia. Alec schob die Hand in die Tasche und schloss sie um ihre Brille. Er hatte sie in seiner Manteltasche gefunden und wollte sie ihr am Morgen geben, hatte es aber in der Eile vergessen.
    Lucien klopfte die Asche der Zigarre über dem Kaminfeuer ab. „Dein Großvater war wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf, sonst hätte er nicht darauf bestanden, dass du ein so flatterhaftes, affektiertes Frauenzimmer wie Therese heiratest. Lieber Himmel, die Gute tanzt am Abgrund entlang, seit sie das Schulzimmer verlassen hat.“
    Julias Brille wurde allmählich warm in Alecs Hand. „Lucien, ich habe Therese gar nicht... “
    Die Tür ging auf, und Burroughs verkündete in leidgeprüftem Ton: „Lord Edmund Valmont.“
    Ein modischer junger Mann kam hereingestürmt, dem das Blondhaar wirr um das rundliche Puttengesicht hing. Sein flaschengrüner Rock war an den Schultern absurd breit ausgesteift, und die Taille war so eng geschneidert, dass der junge Mann eher wie eine abgebundene Wurst aussah als wie der elegant gekleidete Dandy, der er so gerne sein wollte. Das Bild wurde von einer schreiend bunten Weste und vier Reihen riesiger Messingknöpfe abgerundet. Völlig ungerührt von der fassungslosen Miene seiner Freunde, eilte Edmund näher.
    Mit einem schmerzlichen Blick auf Edmunds Aufzug schloss Burroughs die Tür.
    „Alec! “ rief Edmund. „Ich hab dich schon überall gesucht.“ Lucien seufzte. „Was ist es denn diesmal, Bürschchen? Ist die Wache wieder hinter dir her? Oder hat dich wieder mal ein zorniger Ehemann zum Duell gefordert?“
    Ungeduldig winkte Edmund ab. „Nein, nein, nein. Ich komme gerade von Lady Chowerton und ..."
    „Um diese Uhrzeit?“ Alec zog die Augenbrauen hoch. „Daraus schließe ich, dass Lord Chowerton sich immer noch auf dem Land aufhält.“
    Der Jüngling bekam rote Wangen. „Darum geht es nicht. Fanny ... ich meine, Lady

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