Vermaehlung um Mitternacht
Chowerton hat gestern Abend Therese Frant bei der musikalischen Soiree der Satterlys gesehen.“ Er fixierte Alec mit seinen großen blauen Augen. „Sie erzählt allen, dass sie dich hereingelegt und am Altar stehen gelassen hat.“
Alec unterdrückte einen Fluch. Dieses Luder hatte keine Zeit verloren und ihn sofort vor dem ganzen ton lächerlich gemacht.
Verdammt sei ihre schwarze Seele. Wenn er sie in die Finger bekäme, würde er sie schütteln, bis ihr das Stroh im Kopf zu den Ohren herausflog!
Er fing Luciens fragenden Blick auf und zwang sich, die Schultern zu zucken. „Deswegen wollte ich dich heute Morgen aufsuchen.“
Edmund riss den Mund auf. „Soll das heißen, dass es wahr ist? Du und Therese, ihr seid nicht ...? Aber dann ist das Vermögen ... Himmel! Du musst außer dir sein! “
„Alec, bevor Edmund glaubt, du stehst kurz davor, dir eine Kugel durch den Kopf zu jagen, erzählst du uns besser, was vorgefallen ist“, mischte sich nun auch Lucien ein.
Unter diesen Umständen wollte er die Geschichte eigentlich nicht zum Besten geben - Lucien sah aus, als würde er Therese am liebsten verprügeln, und Edmund beugte sich mit leuchtenden Augen vor, wie beim Rennen in Ascot, wenn sein Pferd in Führung lag. Alec rieb sich den Nacken, der immer noch ein wenig steif war. Diese Heirat schien seiner Bequemlichkeit in keiner Weise förderlich zu sein. „Ich wollte es dir gerade mitteilen, als Edmund kam. Ich habe Therese nicht geheiratet.“
„Dann gehört das Vermögen ...“
„Immer noch mir.“
Edmund blinzelte. „Wie das? Du hast doch sämtliche Anwälte Londons konsultiert, und alle haben gesagt, das Kodizill könne nicht umgangen werden.“
„Still, Bürschchen“, befahl Lucien.
Alec fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich habe die Tochter eines Earl of Covington geheiratet.“
Überrascht schaute ihn Lucien an. Edmund schien vollkommen verwirrt zu sein. Er legte den Kopf schief, so weit es die Höhe seines Hemdkragens erlaubte. „Wieso, gibt’s da denn mehrere?“ „Thereses Vater hatte einen älteren Bruder, der den Titel vor ihm innehatte“, erwiderte Alec kurz.
Eigentlich hatte er nicht geplant, so ins Detail zu gehen, bevor er sich mit seinem Anwalt beraten hatte, aber wenn jetzt schon Gerüchte in der Stadt kursierten, musste er ihnen rasch ein Ende bereiten. Die Ehe war schließlich nur eine Bedingung des Testaments. Vor ihm lag immer noch ein Jahr harter Arbeit. Unschmeichelhafte Geschichten, wie Therese sie verbreitete, würden genau das Aufsehen erregen, das es zu vermeiden galt.
Edmund kratzte sich an der Nase. „Seltsam. Hab gar nicht gewusst, dass Therese eine Cousine hat. Na ja, meine Vettern und Cousinen kenn ich ja auch nicht alle. Neulich bin ich bei White’s einem Gentleman begegnet. Ich wusste, dass ich ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte, kam aber nicht drauf, wo. Hat mir keine Ruhe gelassen. Schließlich hat er mich gefragt, warum ich ihn so anstarre. Ganz schön unverschämt von dem Kerl, aber was soll’s. Hab ihm gesagt, dass er mir bekannt vorkommt, und da meinte er: .Natürlich kennen wir uns, du Dummkopf, ich bin dein Vetter Bertram. Wir haben uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Nicht, dass er sich groß verändert hätte. Er ist dreißig, wisst ihr, und ... “ „Ich glaube, wir verstehen, was du uns mitteilen willst“, unterbrach Lucien ihn entnervt.
Edmund wirkte erleichtert. „Gut. Ich wollte ja auch nur andeuten, dass ich noch nie gehört habe, dass die Unvergleichliche außer dem Drachen noch andere Cousinen besitzt, und dass Alec die geheiratet hat, ist ja wohl völlig unmöglich ...“ Er brach ab, riss die Augen auf und schnappte ein paar Mal nach Luft.
„Genau das habe ich aber getan“, versetzte Alec grimmig.
„Nie im Leben! Du kannst doch nicht den Drachen heiraten!“ „Ich habe Miss Julia Frant geheiratet“, verkündete Alec mit frostiger Zurückhaltung. Obwohl er sie selbst mehr als einmal den „Drachen“ genannt hatte, irritierte es ihn, wenn es jemand anderes tat.
Edmund lief rosa an. „Ich wollte niemanden beleidigen. Sie ist ja kein richtiger Drache. Allerdings kann sie manchmal schon wie einer dreinschauen. Einmal, als ich die Unvergleichliche zum Tanzen überreden wollte, kam der Drache direkt zu mir und ..."
„Edmund! “ rief Lucien den Jüngeren zur Ordnung. „Du hast mal wieder mehr als genug gesagt.“ Der Herzog wandte sich an Alec. „Vielleicht könntest du erklären, wie es zu dieser Wendung
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