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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Haushälterin hatte in ihm nie den Wunsch geweckt zuzuhören. „Vermutlich kann Mrs. Winston eine ganze Menge über unsere Familie erzählen.“
    Grübchen zeigten sich auf Julias Wangen. „O ja.“
    Fasziniert fragte Alec sich, wo diese Grübchen so plötzlich herkamen. Sie war ihm ein Rätsel, diese prüde Frau, die in einem Moment vor Mitleid beinahe zu weinen begann und im nächsten verschmitzt mit den Augen zwinkerte. „Hat sie dir auch anvertraut, dass ich meinen Wolfshund rasiert habe?“
    Inzwischen grinste sie über das ganze Gesicht, worüber er sich ebenso freute wie über die Grübchen. „Du wolltest einen Löwen aus ihm machen.“
    „Es ist mir gründlich misslungen. Der arme Ferdinand hat sich in Grund und Boden geschämt. Eine Woche lang hat er sich unter dem Küchentisch versteckt.“
    Sie lachte. „Hoffentlich hast du deine gerechte Strafe bekommen. “
    „Ich musste eine Woche lang die Hundezwinger säubern.“ „Gute Idee. Genau die Maßnahme, die ich deinem Großvater empfohlen hätte.“
    „Du bist ganz schön streng. Eigentlich sah Ferdinand gar nicht so schlimm aus. Tatsächlich hat mich Reverend Plumb an ihn erinnert.“ Sie schaute ihn fragend an, und er erläuterte: „Er hat uns getraut.“
    Aller Frohsinn schwand aus ihrer Miene. „Oh. Natürlich.“
    Er zuckte zusammen. Das war das Problem, wenn man mit einer Reformerin und dazu noch einer Jungfrau reden wollte. Ihm war nicht ganz klar, wieso Letzteres ihn so irritierte, aber das tat es.
    Frauen wie Julia waren unvernünftig und irrational und brachen bei der geringsten Provokation gleich zusammen, so dass man sich wie ein Unmensch vorkam. Er hatte aber keine Lust, sich jeden Spaß verderben zu lassen. „Julia, wir müssen uns miteinander unterhalten. Dein Benehmen heute war einfach unverzeihlich.“
    Sie starrte ihn an, als wären ihm plötzlich Hörner und ein Schwanz gewachsen. „Was für ein Benehmen?“
    Zum Teufel mit ihr, was musste sie es so genau nehmen. Er machte ein finsteres Gesicht und deutete anklagend mit dem Zeigefinger auf sie. „Heute beim Einkaufen hast du eine Schnute gezogen wie ein kleines Kind! “
    „Hab ich nicht.“
    „Doch!“ Sie bekam rote Wangen, worauf er ein bisschen nachgab. „Du musst diese Zögerlichkeit überwinden, wenn es ans Geldausgeben geht. Ich weiß, du ..."
    „Ich habe beschlossen, eine Manufaktur zu gründen.“ Ihr sonst eher blasses Gesicht leuchtete vor Begeisterung auf. „Eines der Hauptanliegen der .Vereinigung für Frauen in Not' ist es, die Frauen zu Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu erziehen. Und mir ist endlich eingefallen, wie wir das bewerkstelligen können.“ „Verstehe“, erwiderte er. Das tat er zwar nicht, aber mehr fiel ihm im Moment nicht ein.
    „Die meisten Frauen haben sich nur aus der Not heraus auf unehrenhafte Betätigungen eingelassen. Wenn wir erst einmal über die nötigen Mittel verfügen, können wir sie zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft ausbilden lassen und ... “
    „Moment.“ Er rieb sich die Nasenwurzel und schloss die Augen. „Willst du damit sagen, dass du beim Einkaufen die ganze Zeit darüber nachgedacht hast, wie du das Geld ausgeben willst?“
    „Aber ja.“
    Er öffnete die Augen. „Für andere Frauen?“
    „Natürlich.“ Sie wedelte mit der Hand. „Natürlich viel mehr Geld als die lumpigen paar Pfund, die wir heute in den Läden gelassen haben.“
    „Lumpige paar Pfund?“ wiederholte er mit hohler Stimme. Und er hatte sich Sorgen gemacht, dass sie überwältigt von seiner Großzügigkeit war. Stattdessen fand sie die Summe lumpig. Unglaublich.
    Julia hörte ihm nicht einmal zu. „Alles hängt davon ab, was für eine Manufaktur wir gründen. Es könnte ziemlich teuer werden.“ Ihre Miene hellte sich auf. „Aber denk daran, wie viel Gutes es bewirken wird.“
    Plötzlich erschien es ihm albern, einkaufen gegangen zu sein. Er räusperte sich. „Julia, warum interessierst du dich so sehr für das Schicksal dieser armen Frauen?“
    Ihr strahlender Blick erlosch, und sie senkte die Lider. Nach kurzem Schweigen sagte sie: „Nach dem Tod meines Vaters habe ich entdeckt, wie wenig Möglichkeiten eine Frau hat, sich ihr Brot selbst zu verdienen.“ Sie seufzte schwer. „Ich kann nicht aquarellieren, weißt du.“
    Alec konnte ihr nicht ganz folgen. „Du wolltest dir deinen Lebensunterhalt als Malerin verdienen?“
    „Nein, nein! Ich wollte Gouvernante werden.“
    „Und dazu muss man Aquarellmalen können?

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