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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Es hat zwar die letzten drei Stunden ununterbrochen geregnet, die Straßen sind in fürchterlichem Zustand, und ich habe gerade das größte Vermögen verloren, das je auf englischem Boden vererbt wurde, aber abgesehen davon, finde ich diese Nacht ganz wunderbar.“
    Julia stemmte die Hände in die Hüfte. „Vielleicht sollte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass es auch für mich kein besonders angenehmer Abend war. Ich wurde entführt, in einer schlecht gefederten Kutsche durchgerüttelt, schonungslos herumgezerrt und angebrüllt. Davon könnte man glatt Herzrasen bekommen.“
    Alec stutzte und lächelte dann widerstrebend. Bei diesem Anblick tat ihr Herz einen seltsamen Sprung.
    „Verzeihen Sie mir“, sagte er. „Mein Betragen ist wirklich schauderhaft.“ Er sah sich auf dem Hof um. „Vielleicht könnten wir unsere Unterhaltung drinnen fortsetzen.“
    „Eigentlich sollte ich ... “
    „Ich lasse gerade frische Pferde anspannen“, unterbrach er sie, nahm sie am Ellbogen und schob sie in Richtung Tür.
    „Aber ich...“
    „Lord Hunterston!“ rief der Gastwirt, der sich auf sie stürzte, kaum dass sie die Schwelle überschritten hatten. „Grad eben hat mich Ihr Knecht über Ihre Ankunft unterrichtet.“
    Der Viscount führte Julia in das vordere Gastzimmer. Der Wirt folgte ihnen, eingehüllt in eine Knoblauchwolke und über das ganze Gesicht strahlend. „Tom Bramble, zu Ihren Diensten. Ich hab einen schönen Rumpunsch angesetzt. Aber erst einmal können Sie und die Dame es sich vor dem Feuer gemütlich machen.“ Er grinste wie einer, der mit einer lang versprochenen Köstlichkeit aufwarten kann. „Möchten Sie was zu Abend essen? Wir haben Lammbraten, Gänsepasteten und Kalbszunge in Aspik ...“ „Gänsepasteten sind die Leibspeise der Dame“, unterbrach der Viscount. „Auf dem Weg hierher konnte sie von nichts anderem sprechen.“
    „Stimmt doch gar ...“, wandte Julia ein, doch Alecs finsterer Blick brachte sie zum Schweigen. „Oh“, sagte sie lahm, während sie die Bänder ihres Hutes löste, „Gänsepasteten. Wahrhaftig, die esse ich am allerliebsten.“
    „Wirklich?“ fragte der Wirt und betrachtete Julia interessiert. „Wer hätte gedacht, dass Gänsepasteten bei den vornehmen Herrschaften so beliebt sind.“
    Alec hielt ihm die Tür auf und winkte ihn hinaus. „Nun ja, man lernt nicht aus. Bitte benachrichtigen Sie uns, wenn das Abendessen fertig ist.“ Bevor der Wirt den Mund aufmachen konnte, hatte der Viscount die Tür geschlossen.
    „Warum, zum Teufel, erzählen Sie ihm so etwas?“ fragte Julia, während sie ihren Hut auf einem Tischchen deponierte. „Ich finde Gänsepasteten ekelhaft.“ Sie schaute sich im Raum um und fragte sich, welch romantisches Stelldichein der attraktive Viscount für ihre Cousine vorgesehen hatte. Der Salon für die Gäste war spärlich möbliert und wirkte eher wie ein hastig umfunktionierter Schankraum. Julia wusste nicht, ob sie das erleichterte oder enttäuschte.
    Der Viscount trat an den Tisch und nahm sich von dem dampfenden Punsch. „Wenn ich dem Narren nicht mitgeteilt hätte, dass Sie gern Gänsepasteten essen, hätte er uns nur damit gelangweilt, eine ellenlange Liste all der unverdaulichen Speisen herunterzubeten, die sie einem in dieser Poststation offerieren.“
    „Natürlich“, stimmte Julia zu, obwohl ihr bei dem Gedanken an einen saftigen Lammbraten, vielleicht mit ein wenig Minze gewürzt, das Wasser im Mund zusammenlief. Sie hatte keine Zeit zum Essen gehabt, ehe sie in die Kutsche des Viscounts gestiegen war. Bei dem Gedanken, dass sie nun ihre Versammlung verpasst hatte, hätte sie beinahe laut gestöhnt. Die Vereinigung war ohne sie zusammengekommen.
    Ihre Ungeduld bezähmend, sagte sie: „Ich muss so bald wie möglich nach London zurück.“
    „Wird man Sie vermissen?“
    Die „Vereinigung für Frauen in Not“ würde sie schmerzlich vermissen. Sie war seit neuestem für die Finanzen zuständig, ein Posten, für den sie lang und hart gekämpft hatte. Doch das konnte der Viscount natürlich nicht wissen.
    Er erkundigte sich danach, ob ihre Tante oder ihre Cousine sie vermissen könnten. Die Antwort darauf war einfach, wenn auch nicht gerade schmeichelhaft. Keiner von beiden würde ihre Abwesenheit auffallen, bevor sie nicht dringend einen neuen Strang
    Stickgarn benötigten oder ihnen ein Volant von ihrem Kleid abriss. Aber sie hatte nicht die Absicht, diese bedauerliche Tatsache preiszugeben. „Selbstverständlich

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