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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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bis er vom Kutschbock gestiegen ist.“
    Edmund sammelte die diversen Sachen ein und öffnete folgsam den Schlag. „Warum behältst du ihn denn dann, wenn er so verflixt langsam ist? Wir haben für den Weg fast eine halbe Stunde gebraucht. In meiner eigenen Kutsche wäre ich in zehn Minuten hier gewesen.“
    „Das hegt daran, dass du deine Pferde antreibst wie ein Verrückter. “ Lady Birlington nahm den Arm ihres Neffen und kletterte aus dem Wagen.
    Edmund blinzelte überrascht. „Vielen Dank auch, Tante Maddie. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum sie mich nicht in den Four Horse Club aufnehmen. Ich fahre doch ausgezeichnet, auch wenn ich das jetzt selbst sage.“
    Sie schnaubte. „Bleibt dir ja nichts anderes übrig - jemand anders würde dich nicht loben. Du bist der ungeschickteste Narr, dem ich je begegnet bin.“ Zu Julia gewandt, meinte sie: „Hab mal gesehen, wie er mitten auf der Bond Street umgefallen ist. So dämlich stellt sich sonst keiner an.“
    „Also wirklich, Tante Maddie“, stieß Edmund empört aus. „Verflixt unfair, mir jetzt Sachen vorzuwerfen, die Jahre her sind.“ „Ach was, du wirst mit Vierzig noch genauso ungeschickt sein wie heute.“
    Julia stieg aus der Kutsche. Sie lächelte Edmund beruhigend zu und nahm ihm ein Buch und einen Schal ab, die jeden Augenblick herunterzufallen drohten.
    „Danke, Julia“, murmelte er. „Wirklich, manchmal möchte ich meine Tante am liebsten erwürgen. Sie kann so ... “
    „Edmund?“ rief Lady Birlington. „Ich bin zu alt, um den ganzen Tag in der Sonne herumzustehen. Am Ende vertrockne ich und werde noch hässlicher.“
    Julia kicherte, während Edmund grinsend den Kopf schüttelte und seiner Tante nacheilte. Obwohl Julia sich vor der Begegnung mit Lady Birlington ziemlich gefürchtet hatte, war sie sogleich von der knurrigen alten Dame angetan gewesen. Julia glaubte, dass sich unter ihrem barschen Äußeren ein weiches Herz verbarg.
    Nun legte Lady Birlington sich das Tuch um die Schultern und scheuchte den armen Edmund zur Leihbibliothek. „Kommen Sie, Julia, ich möchte das neue Buch auftreiben, von dem mir Lady Castlewaite bei der Putzmacherin erzählt hat.“
    Julia verzog das Gesicht. Die letzten beiden Wochen hatten sie und Lady Birlington an den Vormittagen eine Menge Zeit mit Einkaufen verbracht. Man hatte sie mit Nadeln gestochen, geschniegelt und gebügelt, bis sie sich vorgekommen war wie eine Ankleidepuppe. Allerdings musste sogar sie zugeben, dass die Verwandlung erstaunlich war. Wenn sie jetzt in den Spiegel guckte, blickte ihr eine erstaunlich modische junge Dame entgegen.
    Ihr kunstvoll geschnittenes und frisiertes Haar betonte ihre Augen und ließ sie jünger wirken als siebenundzwanzig Jahre. Ihr Gesicht, nunmehr von weichen Locken umrahmt, sah weniger eckig aus, und ihre Augen schienen noch größer. Doch die erstaunlichste Veränderung war mit ihrer Figur geschehen. Sie hatte sich immer für bedauerlich flachbrüstig gehalten und viel zu klein, um aufzufallen. Doch jetzt erkannte sie, dass die herrschende Mode für sie wie gemacht war.
    Nicht, dass es Alec aufgefallen wäre, dachte sie gereizt. Seit jenem Abend, an dem er ihr bei Therese begegnet war, ging er ihr aus dem Weg. Obwohl er jeden Morgen zum Frühstück erschien, mit tiefen Schatten unter den Augen, unterhielt er sich nicht mit ihr. Er schien sich überhaupt nicht für ihre Fortschritte zu interessieren und hatte ihr verändertes Aussehen kaum bemerkt. Und doch waren ihr diese morgendlichen Treffen kostbar, auch wenn sie schweigsam verliefen, denn sonst bekam sie ihn kaum zu Gesicht.
    Sie wusste, dass die Dienstboten tuschelten. Mrs. Winston hatte die ärgerliche Angewohnheit entwickelt, ihr mit tränenfeuchten Augen die Hand zu tätscheln, während Burroughs nun auch ihr allabendlich ein Glas Milch servierte. All das ertrug Julia mit stoischer Ruhe. Auch wenn sie die beiden sehr mochte, waren sie immerhin Alecs Dienstboten, nicht die ihren.
    Nacht für Nacht lag Julia stundenlang wach, bis sie seinen gemessenen Schritt im Flur vernahm, gefolgt vom Klicken seiner Zimmertür. Sie war auf ihre Weise ebenso unermüdlich wie Burroughs.
    Es war natürlich albern, das wusste sie, aber sie schien nicht einschlafen zu können, ehe sie ihn zurückkommen hörte. Sie fragte sich, wo er seine Abende verbrachte. Obwohl sie wusste, dass er sein Wort niemals brechen würde, verfolgte sie die Vorstellung, wie er in den Armen irgendeiner geschminkten Kokotte lag, die

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