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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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fauchte er. »Hörte ich solche Worte von einem Mann, würde ich mein Schwert ziehen.«
    »Dann ist es ja ein Glück, daß ich bloß eine Frau bin«, antwortete Fidelma ohne Zerknirschung. »Weißt du, es gibt Leute, die würden sagen, es wäre doch logisch, daß du dich in deiner Wut auf Ealdwulf nun Sigehere zuwenden würdest.«
    »Zeig sie mir, und ich werde ihr Wort gegen meins mit der Schwertklinge prüfen«, knurrte Aldhere.
    Fidelma lächelte leicht. »Damit würdest du nur prüfen, wer der bessere Fechter ist. Was meinst du, weshalb solche Geschichten über dich im Umlauf sind?«
    »Ich vermute, daß solche üblen Geschichten im Umlauf sind, weil mein Bruder sie verbreitet. Wer sollte es denn sonst tun?«
    »Dann sind sie also boshaft und entbehren jeder Grundlage?«
    »Du hast Glück, daß ich von ruhiger Gemütsart bin, Schwester«, lächelte Aldhere, doch es war kein fröhliches Lächeln. »Ich habe dir schon gesagt, daß ich mein Volknicht verkaufe. Ealdwulf wird es vielleicht eines Tages bereuen, daß er sich von einem Vorurteil hat leiten lassen und mich geächtet hat. Aber er ist der König, und mein Streit mit ihm bleibt in den Grenzen dieses Königreichs. Ich könnte wohl einmal in diesem Land ein Heer aufstellen und ihn zwingen, meinen Standpunkt anzuerkennen, aber ich würde mich nie mit einem auswärtigen Feind verbünden, um ihn zu stürzen.« Er hielt inne und fuhr dann fort: »Ich nehme an, damit bist du mit deinen Fragen am Ende. Hier ist Brot, Fleisch und Met. Wir wollen essen und auf Wiglaf warten.«
    Fidelma akzeptierte diesen Abbruch ihrer Nachforschungen, und sie widmeten sich der Mahlzeit, bei der Aldhere sich nach den Ländern erkundigte, die sie besucht hatten, und dem Leben der Menschen in ihnen. Besonders interessiert zeigte er sich an der Pilgerfahrt nach Rom, die Fidelma und Eadulf unternommen hatten. Er stellte seine Fragen mit Witz und Scharfsinn.
    Einige Zeit verging, und Wiglaf und seine Männer waren immer noch nicht zurückgekehrt. Fidelma merkte, daß Aldhere trotz seines gelassenen und freundlichen Umgangs begann, sich Sorgen zu machen. Es war weit über die Zeit hinaus, zu der Wiglaf erwartet worden war, und endlich konnte Aldhere seine Befürchtungen nicht mehr verhehlen. Er stand auf und entschuldigte sich: »Wenn ihr gestattet, nehme ich ein paar Männer mit und suche nach Wiglaf.«
    Fidelma erhob sich sofort.
    »In dem Fall reiten wir mit dir. Es wird spät, und wir haben auch noch viel zu tun. Vielleicht haben wir Glück und treffen Wiglaf unterwegs, dann kann ich ihm meine paar Fragen gleich dort stellen.«
    Aldhere hatte nichts dagegen einzuwenden, und kurz darauf strebten er und zwei seiner Männer sowie Fidelma und Eadulf auf ihren Pferden den Waldweg entlang nach Süden.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als einer der Männer einen Ruf ausstieß.
    Der Grund dafür war nicht zu übersehen.
    Auf dem Boden vor ihnen lag ein Leichnam. Sie erkannten schnell, daß es einer von Wiglafs Männern war. Zwei Pfeile staken in seiner Brust, und der Schnee um ihn herum war blutgetränkt.
    Ein neuer Ruf.
    Zwischen den Bäumen, nur wenige Schritt entfernt, fanden sie zwei weitere Tote. Auch sie waren Pfeilen zum Opfer gefallen.
    Aldhere und seine Männer hatten ihre Schilde aus den Haltern genommen und hielten ihre Schwerter in der Hand. Sie spähten aufgeregt in den Wald.
    Ein paar Schritte weiter stießen sie auf den Leichnam Wiglafs. Ein Pfeil hatte seine Kehle durchbohrt, ein anderer war unter dem Brustbein eingedrungen. Eadulf schaute auf ihn herab und seufzte traurig.
    »Wer zum Hängen geboren ist, ertrinkt nicht«, flüsterte er.
    Fidelma sah ihn verwundert an. Eadulf erklärte achselzuckend: »Das war sein Wahlspruch.«
    »He!«
    Sie wandten sich zu einem der Männer Aldheres um, der abgestiegen war und einen der Posten untersuchte.
    »Dieser Mann lebt noch, Than von Bretta’s Ham«, rief er.
    Sie scharten sich um ihn.
    »Ich verstehe etwas von Medizin. Laßt mich durch«, sagte Eadulf und schob sich nach vorn. Doch nach einem raschen Blick auf die Pfeilwunden wandte er sich mit kurzem Kopfschütteln ab. Dem Verletzten war nicht mehr zu helfen.
    »Wer hat das getan?« fragte Aldhere leise und beugte sich über ihn. »Hast du gesehen, wer es war?«
    Der Sterbende schaute auf, doch seine Augen waren blicklos, er nahm die Umstehenden nicht mehr wahr. Seine Lippen waren trocken und blutig. Sie zitterten leicht, aber es kam kein Laut.
    »Wer war das?« rief Aldhere und

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