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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Reise ausruhen.«
    »Er ist der Abgesandte des Königs. Wir müssen dafür sorgen, daß er mit äußerster Höflichkeit behandelt wird.«
    »Das wird geschehen«, versicherte der
dominus
.
    »Bist du sicher, daß dies der richtige Ort ist?«
    »Bruder Higbald hat sich sehr klar ausgedrückt. Er schickte einen der Brüder nach …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Abt Cild gereizt. »Aber warum konnte er mir diese wichtige Mitteilung nicht bei seiner Rückkehr in die Abtei machen? Das verstehe ich nicht. Weißt du genau, daß er sagte, es hätte mit Gadra und seinen Forderungen zu tun?«
    »Du weißt alles, was mir sein Bote übermittelt hat.«
    »Ich begreife das nicht. Wer gab Bruder Higbald die Erlaubnis, die Abtei zu verlassen und in der Gegend herumzustreifen?«
    »Das sollte sich alles klären, wenn er herkommt. Dabin ich ganz zuversichtlich«, versicherte ihm Bruder Willibrod.
    Ein erschrockener Ausruf von einer der anderen Gestalten fuhr dazwischen.
    »Christus und Seine Aposteln mögen uns beschützen!« schrie die rauhe Stimme. »Seht mal!«
    Einer der Reiter hatte den Arm gehoben und zeigte zum Moor auf der anderen Seite des Weges.
    Fidelma und Eadulf hoben die Köpfe, um zu sehen, was den Aufruhr hervorrief. Draußen auf dem Moor erblickten sie ein bläulich flackerndes Licht. Eadulf erschauerte leicht.
    »Leichenfeuer«, flüsterte er Fidelma zu.
    »Ignis fatuus«
, erwiderte sie im selben Ton. »Eine Naturerscheinung. Warum verbreitet sie solches Entsetzen bei ihnen?«
    Abt Cilds schriller Schrei unterbrach sie.
    »Gott schütze mich!«
    Er hatte sein Pferd gewendet und trieb es an, den Weg zur Abtei zurück. Bruder Willibrod und seine Begleiter preschten hinter ihm her.
    Da legte Eadulf die Hand auf Fidelmas Arm und deutete in die Richtung der flackernden blauen Flamme. Dort schien eine Gestalt förmlich zu glühen. Fidelma kniff die Augen zusammen und versuchte sie zu erfassen. Es war eine menschliche Figur. Sie saß zu Pferde. Fidelma atmete überrascht aus. Es war die Gestalt einer Frau.
    Eadulf neben ihr stöhnte leise.
    »Es ist die Frau, die ich an dem ersten Abend in der Abtei gesehen habe.« In seiner Stimme schwang Grauen mit. »Es ist der Geist von Gélgeis!«

KAPITEL 16
    Eadulf war völlig erstarrt vor Schreck beim Anblick dessen, was er zu sehen meinte. Da merkte er, daß Fidelma aufgesprungen war und eilig vom Hügel hinab auf den nun leeren Weg zulief. Einen Moment stand er unentschlossen da, dann stieß er einen Angstruf aus und rannte hinter ihr her.
    »Was hast du vor?« keuchte er und versuchte sie zu erreichen und zurückzuhalten.
    »Ich will näher an das heran, was da ist«, antwortete Fidelma, sprang über den Weg und stürzte in die Dunkelheit auf der anderen Seite in Richtung auf das in der Ferne flackernde blaue Licht zu.
    »Bleib stehen! Um Himmels willen, bleib stehen! Das ist Hob’s Mire«, rief Eadulf verzweifelt.
    Sie achtete nicht auf seinen Warnruf, dachte nicht an die Gefahr und stürmte weiter, Eadulf in vollem Lauf hinter ihr her. Sie hörten das erschrockene Wiehern eines Pferdes, und dann war die seltsam glühende Gestalt plötzlich verschwunden. Fidelma eilte trotzdem weiter. Eadulf versuchte sie einzuholen, glitt aber aus und sank in dem Morast ein, der unter der Schneedecke verborgen lag.
    »Hilf mir!« rief er in Panik aus, als er den Boden unter den Füßen verlor.
    Fidelma zögerte, schaute sich um und sah, wie er sich im Dunkeln abmühte, und packte ihn am Arm. Er war nur bis zu den Knöcheln eingesunken, und es war leicht, ihn wieder auf den Weg zu ziehen. Er schaffte es mehr aus eigener Kraft, doch Fidelma gab ihm den Schwung dabei und nahm ihm die Angst. Der Zwischenfall machte ihr aber klar, daß sie im Bestreben, sich der geisterhaften Gestalt zu nähern,ihr Gespür für Gefahr mißachtet hatte. Im stillen schalt sie sich wegen ihrer Torheit.
    »Alles in Ordnung, Eadulf?« fragte sie besorgt, als er, keuchend von der Anstrengung, auf dem festen Boden des Moorpfades saß.
    »Ich glaube, ja«, meinte er unsicher.
    »Es tut mir leid. Ich habe mich töricht benommen. Es bleibt uns weiter nichts übrig, als zu dem Weg zurückzugehen. Es hat keinen Zweck, zu versuchen, die zu verfolgen, die es heute abend war.«
    Eadulf blickte auf, doch in der Dunkelheit konnte sie seine verwirrte Miene nicht erkennen.
    »
Die
es war?« fragte er. »Meinst du nicht vielmehr,
was
es war?«
    »Ich meine,
die
es war. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, den Pfad bis

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