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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Jetzt möchte ich wissen, was dich herführt. Hast du eine Botschaft von Erzbischof Theodor für mich?«
    Zähneknirschend bemühte sich Eadulf, seinen Zorn zu beherrschen.
    »Nicht für dich. Nein«, erwiderte er mit boshafter Kürze.
    Die unbeweglichen Züge des Abts veränderten sich nicht. Doch seine Stimme hob sich erneut.
    »Wozu bist du dann hergekommen? Du hast meinen
dominus
glauben gemacht …«
    »Ich habe ihn nichts glauben gemacht. Ich habe ihm nur gesagt, wer ich bin. Ich kam, um meinen Freund, Bruder Botulf, zu besuchen.«
    Zum erstenmal weiteten sich die Augen des Abts etwas. »Und weiter nichts?«
    »Sollte noch weiter etwas sein?«
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Eadulf bemerkte, daß an der Schläfe des Abts eine winzige Ader zuckte. Er fragte sich, wie es um die Nerven des Mannes stünde.
    »Soll das heißen, daß du eine Botschaft aus Canterbury für meinen Verwalter hattest? Bist du aus dem Grunde hergekommen?«
    »Mehr habe ich dir nicht zu sagen«, erwiderte Eadulf, der sich über das Verhör ärgerte.
    »Man hat mir berichtet, daß du den Leichnam Bruder Botulfs gesehen hast. Wenn das alles ist, dann hast du deinen Zweck erreicht und kannst morgen abreisen.«
    »Meinen Zweck erreicht?« Einen Moment war Eadulf sprachlos. Nur langsam gewann er seine Beherrschung zurück. Dieser Mann war wirklich unerträglich. Seine Stimmenahm nun eine eisige Härte an. »Mein Zweck ist es jetzt, festzustellen, wer meinen Freund ermordet hat, und dafür zu sorgen, daß der Schuldige vor Gericht kommt.«
    Abt Cild senkte langsam die Augenlider und hob sie wieder. Das erinnerte Eadulf an einen Falken, der die Augen verhüllt, bevor er zustößt. Ein feines Lächeln schien um die schmalen Lippen zu spielen. Eadulf verglich es mit Mondlicht, das auf einem Grabstein glänzt. Die Stimme des Abts verriet kein Gefühl, nur eine versteckte Drohung lag in ihr. Eadulf erschauerte leicht, und seine Nackenhaare prickelten einen Moment.
    »Ich kann dir sagen, daß der Geächtete Aldhere, der im Moor lebt, der Schuldige ist. Morgen mittag werde ich einige unserer Brüder sammeln, ins Moorland reiten und ihn jagen wie einen wilden Hund, der er ja auch ist. Wenn wir ihn fangen, hängen wir ihn. Damit ist dein Zweck erfüllt, und du wirst die Abtei verlassen, wie ich es angeordnet habe. Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt, Eadulf von Seaxmund’s Ham?« Abt Cild erhob sich lässig mit einer einzigen gleitenden Bewegung, die Eadulf an eine Schlange erinnerte, die sich nach einem Sonnenbad aufrollt.
    »Wird dieser Aldhere vor Gericht gestellt?« wagte er noch zu fragen und bemühte sich, die Furcht zu unterdrücken, die der Abt anscheinend mühelos in ihm wachrief.
    »Vor Gericht? Wozu das? Aldhere ist ein Mörder. Für solche Leute braucht man kein Gericht.«
    »Was war sein Motiv, und welche Beweise gibt es?« forschte Eadulf, der sich nicht abweisen lassen wollte.
    »Sein Motiv war Diebstahl, und der Beweis liegt darin, daß Aldhere gesehen wurde, wie er die Abtei verließ, kurz nachdem man Botulfs Leichnam entdeckt hatte.«
    »Wer sah Aldhere?«
    Abt Cild stieß ein verärgertes Zischen aus. »Du strapazierst meine Geduld etwas arg, Eadulf von Seaxmund’s Ham. Geh jetzt. Ich habe die Beisetzung vorzubereiten.«
    Er entließ ihn mit einer Handbewegung, und trotz seiner Proteste fand sich Eadulf vor der Tür des Abts wieder, so stark wirkte Cilds Persönlichkeit.
    Bruder Willibrod erwartete ihn.
    »Ich denke, du wirst an der Beisetzungsfeier teilnehmen?« fragte er.
    Eadulf nickte traurig.
    »Ist euch klar, daß die Frau keinen Gottesdienst in der Abtei besuchen darf?« fügte der
dominus
hinzu. »Ich habe strenge Anweisung vom Abt.«
    Eadulf war noch voller Zorn über das Gespräch mit Abt Cild und ging nicht auf die Frage ein.
    »Welche Beweise liegen gegen diesen Aldhere vor?« wollte er wissen. »Er wurde in der Nähe der Abtei beobachtet, aber was bringt ihn mit dem Tod Botulfs in Verbindung?«
    Bruder Willibrod mußte sich erst auf den Wechsel des Themas einstellen, dann zuckte er die Achseln.
    »Zweifelst du an Abts Cilds Wort, daß er gesehen wurde?«
    »Bisher habe ich nichts gehört, was mich an Abts Cilds Wort glauben oder zweifeln ließe. Ich habe keinen Zweifel daran, daß er Aldhere hängen lassen will. Doch bevor ein Mensch sein Leben verwirkt hat, ist es üblich, Beweise für seine Vergehen zu verlangen. Der Abt erklärt mir, sein Motiv sei Diebstahl gewesen, aber wie ich höre, wurde nichts

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