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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mich.«

KAPITEL 4
    Einen Moment trat tiefes Schweigen in der Kapelle ein.
    Abt Cild mußte eine eiserne Selbstbeherrschung besitzen, denn die drohende Erscheinung des Kriegers schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken. Seine Antwort gab er in höhnischem Ton.
    »Ich erkenne keinen Menschen, der bewaffnet in ChristiHaus kommt und sein Gesicht hinter einem Kriegshelm verbirgt.«
    Der Krieger reagierte mit einem heftigen Hieb des Schwertes auf den Schild. Es klang wie ein Donnerschlag.
    »Du gibst vor, meine Helmzier nicht zu kennen, du gibst vor, meine Stimme nicht zu kennen … Aber du weißt genau, wer ich bin. Ich heiße Garb und bin Gadras Sohn. Sag deinen Brüdern, ob ich lüge.«
    Abt Cild zögerte.
    »Wenn du es sagst, wirst du es wohl sein«, erwiderte er knapp.
    »Ich bin Garb von der Ebene der Eiben.«
    »Und selbst wenn du es bist«, entgegnete der Abt uneingeschüchtert, »mit der Art deines Eindringens hier begehst du Kirchenschändung. Leg dein Schwert nieder.«
    Der irische Krieger, als solchen hatte ihn Eadulf an seinem Akzent wie an seinem Namen erkannt, lachte hart auf.
    »Mein Leben ist mir zu lieb, als daß ich an diesem Ort meine Waffe niederlegen würde. Ich behalte mein Schwert.«
    »Dann sag uns, was du willst, und verschwinde.«
    »Ich will …« Der Mann unterbrach sich und wandte sich rasch zur Seite. »Cild, sag deinen Brüdern, sie sind tote Männer, wenn sie noch näher kommen!«
    Zwei Männer mit gespanntem Bogen erschienen plötzlich neben dem irischen Krieger. Eadulf hatte ebenfalls bemerkt, daß mehrere der angelsächsischen Mönche sich den Seitengang der Kapelle entlanggeschlichen hatten. Zu seiner Überraschung hielten sie kurze Schwerter in den Händen. Sie hatten offensichtlich vor, den Eindringling zu entwaffnen oder ihn zu überwältigen. Cild gab einen kurzenBefehl. Sie blieben stehen, als sie sahen, daß die Pfeile zielsicher auf sie gerichtet waren.
    Abt Cild winkte sie zurück. »Geht wieder auf eure Plätze, Brüder. Wir wollen friedlich mit diesem Wahnsinnigen verfahren.«
    Der irische Krieger wandte sich wieder zu ihm um. »Wahnsinniger? Das mußt gerade du sagen, Cild. Aber es ist klug, wenn du deinen Leuten befiehlst, sich zurückzuhalten, denn ich habe nicht die Absicht, dem armen Botulf dort so früh ins Grab zu folgen.«
    Eadulf fuhr auf, als er den Namen seines Freundes aus dem Munde des Kriegers hörte, der sich Garb nannte.
    »Entehre seinen Namen nicht, indem du ihn aussprichst!« rief der Abt zum erstenmal mit Zorn in der Stimme.
    »Botulf war ein guter Freund meiner Familie, Cild, wie du genau weißt«, fuhr der Krieger ruhig fort. »In
deinem
Munde ist sein Name entehrt. Es kam dir sehr gelegen, daß er ausgerechnet an diesem Tag getötet wurde. Hast du vielleicht deinem Sündenregister eine weitere Schuld hinzugefügt?«
    Abt Cild starrte ihn ausdruckslos an.
    »Bruder Botulf wurde von einem Dieb getötet«, sagte er schließlich. »Von einem Geächteten, der in die Abtei eingebrochen war. Wir werden ihn bald fangen und unschädlich machen.«
    »Von einem Dieb? Vielleicht. Trotzdem kam es dir gelegen.« In seinem Ton lag Ironie. »Bei der Tugend meiner Schwestern, ich sage trotzdem, es kam dir gelegen!«
    »Was willst du, Garb?« Abt Cilds Augen wurden plötzlich unruhig. Die Veränderung seiner Miene entging Eadulf nicht.
    »Ach, jetzt erkennst du mich ohne Schwierigkeit, wie?« Nun spottete der Krieger.
    »Was willst du?«
    »Ich komme von Gadra, meinem Vater. Von Gadra, der auch der Vater von Gélgeis war, der Ehefrau, die du verstoßen und getötet hast.«
    Ein Murmeln des Entsetzens lief durch die Kapelle. Eadulf blickte rasch von dem Ankläger zum Abt. Dessen Gesicht war bleich und von scharfen Linien durchzogen. Die dunklen Augen glühten wie Kohlen.
    »Ich habe deine Schwester nicht getötet, Garb.«
    »Ich war mir sicher, daß du das leugnen würdest. Du hast kein Gefühl für Schande. Aber Schande wird über dich kommen, Cild. Ich stehe hier als Abgesandter meines Vaters, des Fürsten der Ebene der Eiben und Vaters deiner ermordeten Ehefrau. Es ist nicht das erste Mal, daß er dich des Mordes an ihr beschuldigt und dich auffordert, dich einem Schiedsgericht zu stellen. Du hast dich bisher geweigert. Weigerst du dich weiterhin?«
    »Wenn ich es bisher nicht getan habe, dann tue ich es jetzt erst recht nicht, da du mich bedrohst. Geh zurück in dein Land, Garb. Geh zurück zu deinem Vater. Du und deine Leute sind nicht willkommen in den

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