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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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was du weißt. Wer hat Botulf getötet und warum?«
    »Abt Cild hat die Untersuchung in die Hand genommen. Anscheinend hat einer unserer Brüder einen berüchtigten Geächteten beobachtet, nicht lange, nachdem der arme Bruder Botulf gefunden wurde. Der Abt ist sich sicher, daß dieser Dieb in die Abtei einbrach und von Bruder Botulf überrascht wurde. Er erschlug den armen Botulf und flüchtete.«
    Eadulf kniff die Augen zusammen. »Und weiter weiß man nichts?«
    »Nach den Einzelheiten mußt du Abt Cild fragen.«
    Eadulf schwieg einen Moment. Dann blickte er auf den Leichnam seines Freundes hinab und seufzte leise. Er berührte Botulfs kalte Hand.
    »Ich werde die Wahrheit ans Licht bringen, Botulf«, flüsterte er. »Der Schuldige wird gefunden werden.« Dann sprach er laut die Worte aus dem Evangelium des Lukas: »
Nunc dimittis servum tuum, Domine
… Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren …«
    An der Tür der Kapelle wandte er sich an Bruder Willibrod.
    »Ich werde mich vom Reiseschmutz befreien, und dann möchten Schwester Fidelma und ich mit Abt Cild sprechen.«
    Bruder Willibrod wirkte plötzlich unsicher. »Ich werde sehen, ob Abt Cild dich empfängt, aber die Frau wird er nicht sehen wollen.«
    Eadulf zog die Brauen drohend zusammen. »Wie meinst du das?«
    »Ich sagte dir doch schon, daß der Abt nichts von gemischten Häusern oder verheirateten Mönchen und Nonnen hält. Ich weiß nicht, ob er es überhaupt gutheißt, daß ich sie in die Abtei eingelassen habe.«
    Einen Moment spiegelte sich Geringschätzigkeit in Eadulfs Miene. »Dann solltest du am besten dafür sorgen, daß der Abt erfährt, daß ich sowohl
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als auch Abgesandter Erzbischof Theodors bin. Und meine Gefährtin ist die Schwester des Königs von Muman im Lande Éireann.« Bei diesen Worten überkam ihn ein leichtes Schuldgefühl, denn Fidelma hatte ihn ausdrücklich gebeten, ihre Herkunft nicht zu erwähnen. Geiseln zu nehmen, um Lösegeld zu erlangen, war eine nicht unübliche Praxis. Daher war es oft besser, seinen Rang nicht preiszugeben. Er überwand seine Beunruhigung und setzte scharf hinzu: »Euer Abt täte gut daran, sich zu überlegen, wessen Feindschaft er sich zuziehen will.«
    Bruder Willibrod hob resigniert die Brauen. »Was du wünschst, soll geschehen, Bruder Eadulf, aber der Abt ist ein Mann von strengem Glauben und fester Überzeugung, und er läßt sich nicht von Drohungen beeindrucken … oder von anderen Überlegungen«, fügte er rasch hinzu, um seinen Mangel an Takt zu überspielen.
    Eadulf preßte einen Moment die Lippen zusammen, dann sagte er: »Nun gut. Kläre bitte, ob er mich noch vor der Beerdigung empfangen will.«
    »Ich werde dir die Antwort des Abts sehr bald ins Gästehaus bringen. Ich schicke auch einen Bruder, der Feuer macht und sich um eure Bedürfnisse kümmert.«
    Als Eadulf ins Gästehaus zurückkehrte, hatte sich Fidelma inzwischen gewaschen, saß aber fest in ihre Kutte gewickelt dicht am Feuer und zitterte noch etwas. Sie blickte auf, als er eintrat.
    »Ich fürchte, ich kriege eine rauhe Kehle«, klagte sie. »Die Kälte ist mir bis ins Mark gedrungen.«
    »Botulf ist ermordet worden«, unterbrach sie Eadulf brüsk.
    Sie starrte ihn an, als verstünde sie ihn nicht.
    »Heißt das, daß dein Freund, der die Botschaft geschickt hat, tot ist?«
    »Er ist ermordet worden«, wiederholte Eadulf, »und die Beerdigung findet um Mitternacht statt.«
    »Um Mitternacht?« fragte Fidelma zurück. »Er hatte dich gebeten, vor Mitternacht hier zu sein. Glaubst du …?«
    »Er wurde heute früh kurz vor Tagesanbruch ermordet«, erklärte ihr Eadulf. »Wie hätte er wissen können, welche Bedeutung die heutige Mitternacht hat?«
    »Vielleicht hatte sie noch eine andere Bedeutung?«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Es geht nicht ums Verstehen, sondern darum, erst einmal die Tatsachen zu kennen.« Fidelma mußte plötzlich niesen. »Dieses Feuer vermag nicht einmal, meine erstarrten Glieder aufzutauen.«
    Es wurde an die Tür geklopft, und ein junger Mönch trat ein. Er war fast noch ein Knabe, blond mit hellem Teint, blauen Augen und roten Lippen. Er wirkte scheu und verlegen. Er trug ein Tablett mit einem dampfenden Krug undzwei Tonbechern. Er hielt den Blick gesenkt und schaute Fidelma nicht an.
    »Ich soll euch heiße Brühe bringen.« Er sprach zu Eadulf, nachdem er sich unsicher umgesehen und gleich wieder die Augen niedergeschlagen hatte. »Dann soll ich im Nebenzimmer ein Feuer für

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