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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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äußerte sein Mißfallen.
    »Ich fürchte, du hast viele Fehler, Mul.«
    Mul grinste ihn an.
    »Heißt es nicht, daß Geld viele Fehler verdeckt?« konterte er.
    »Na schön, Mul«, seufzte Eadulf. »Aber damals hast du deinen Lohn erst bekommen, als du uns bei der Abtei abgeliefert hast, und diesmal erhältst du ihn auch erst, wenn wir abreisen.«
    Mul grinste und nahm es nicht übel.
    »Einverstanden,
gerefa
. Ich glaube, jetzt ist auch meine Suppe fertig. Es ist eine einfache Mahlzeit, denn ich hatte nicht mit Gästen gerechnet, aber hinterher gibt es reichlich Brot und Käse. Setzt euch«, schloß er und wies auf den Tisch.
    »Können wir etwas helfen?« fragte Fidelma höflich.
    Mul zögerte und verzog das Gesicht.
    »Nein, danke, Frau. Ich bin zu sehr ans Alleinsein und meine eigene Art gewöhnt.«
    Er brachte Teller und Löffel und setzte ihnen schon bald Holzschüsseln mit der dampfenden Schweinefleischsuppe vor, die auch Wurzelgemüse enthielt. Außerdem kamen Brot, Käse und noch mehr Apfelwein auf den Tisch.
    Der Hund schien am Feuer zu schlafen, doch als Eadulf sich einmal zu schnell bewegte, waren im Nu seine Augen offen, und er bleckte die Zähne.
    Mul fuhr ihn an, und der Hund schloß die Augen wieder.
    Fidelma wartete, bis die Überreste der Suppe abgeräumt waren, ehe sie sich dem Thema zuwandte, das sie schon von dem Augenblick an bewegte, als Eadulf ihr erklärt hatte, sie seien am Bauernhof Muls.
    »Ich erinnere mich, Mul, daß du an dem Abend, als du uns bei Aldreds Abtei abgesetzt hast, kaum ein gutes Wort für sie gefunden hast. War das eine allgemeine Verurteilung der Christen, oder bezog es sich besonders auf die Bewohner der Abtei?«
    Mul maß sie mit dem durchdringenden Blick seiner hellen Augen.
    »Du wirst in dieser Gegend wenige Leute finden, die etwas Gutes über den Ort zu sagen haben«, antwortete er.
    »Wenn ich mich recht besinne«, bohrte Fidelma weiter, »meintest du, der Teufel wohne an dem Ort.«
    »Du hast ein gutes Gedächtnis, Frau«, gab der Bauer zu und goß sich wieder Apfelwein ein. »Ich sagte, der Teufel habe seinen Schatten auf Aldreds Abtei geworfen. Dabei bleibe ich.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Kennst du den Abt?«
    »Abt Cild. Ich habe ihn nicht gesehen, denn ich wurde krank, als wir dort ankamen, aber Eadulf hatte mehrmals mit ihm zu tun.«
    Eadulf nickte.
    »Ich würde sagen, man könnte ihn als einen Teufel beschreiben, aber nicht als
den
Teufel«, bestätigte er und nahm sich noch ein Stück Käse.
    Mul sah ihn von der Seite an.
    »Ihr seid zwar Christen, aber ich dachte mir schon, daß ihr auch nicht viel Gutes über Abt Cild zu sagen hättet.«
    Fidelma entnahm seinem Ton eine unterschwellige Bedeutung. Sie schaute ihn fest an und versuchte seinen durchdringenden Blick zu entschlüsseln.
    »Warum sollte das so sein, Mul?« fragte sie leise.
    Mul lehnte sich lächelnd zurück.
    »Dein Gefährte, der
gerefa
Eadulf, ist ein Mensch, der zuerst reagiert und erst dann nachdenkt«, sagte er. »Das ist mir aufgefallen und Bragi auch.«
    Bei Nennung seines Namens hob der Hund den Kopf.
    Eadulfs Haltung wurde etwas steif.
    »Erklär dich genauer, Mul«, forderte er.
    »Ich wollte dich nur warnen, keine zu plötzlichen Bewegungen zu machen.« Mul lächelte immer noch. »Bragi mag das nicht. Er reagiert auch, doch das arme Tier hat keinen Verstand, mit dem er unterscheiden kann, ob die Bewegung in böser Absicht geschieht oder nicht. Ich möchte nicht, daß du körperlich auf das reagierst, was ich sagen will.«
    Eadulfs Miene verfinsterte sich.
    »Sprich weiter«, drängte ihn Fidelma. »Was willst du uns mitteilen, das uns erschrecken könnte?«
    »Ein Reiter aus der Abtei hat die umliegenden Bauernhöfe und Dörfer aufgesucht und verkündet, daß der Abt eine Belohnung von drei Goldstücken auf eure Köpfe ausgesetzt hat. Er fordert jeden, der euch begegnet, auf, euch entweder gefangenzunehmen oder der Abtei euren Aufenthalt mitzuteilen. Drei Goldstücke scheinen mir ein großes Vermögen, vor allem für die armen Bauern dieser Gegend.«
    Fidelma blickte Eadulf besorgt an. Er hatte mit den Händen die Tischkante gepackt, seine Kiefer waren zusammengepreßt, aber sonst hatte er sich nicht bewegt.
    »Und welchen Grund gibt Abt Cild dafür an, daß er diese Belohnung aussetzt?« fragte Fidelma gelassen.
    Mul erwiderte ihren ruhigen Blick.
    »Das weißt du wahrscheinlich sehr gut, Frau. Du wirst derHexerei beschuldigt und der
gerefa
hier als dein

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