Verräter der Magie
sie nicht einmal für fünf Minuten ihre Ruhe haben?
»Ares, was tust du hier?«
»Dich noch mal entführen, was sonst?« Ein hinterhältiges Grinsen umspielte die vollen Lippen des Werwolfs. »Pooka hat mich hergebracht und mir geholfen, hier reinzukommen.«
Da erst bemerkte sie den Collie neben Ares, der sie mit seinen roten Augen vorwurfsvoll ansah. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, so viel Angst hatte sie um ihn gehabt. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und strich ihm sanft übers Fell.
»Ich weiß, Pooka, und es tut mir leid«, versuchte sie sich zu entschuldigen. »Ich wollte das alles nicht. Ich war nicht mehr ich selbst, verstehst du?«
Der Collie schnaubte. Dabei stoben kleine Rauchwolken aus seiner feuchten Schnauze. Ja, Pooka hatte es schon immer geliebt, eine gute Show abzuziehen.
»Kira närrisch, Kira dumm«, bellte er verärgert.
»Ja, genau. Kira dumm. Sehr dumm. Friede?«
Pooka starrte sie noch einen Moment finster an – und verdammt, konnten diese roten Augen finster blicken –, dann stupste er sie versöhnlich. Kira hatte sich noch nie so erleichtert gefühlt und kraulte ihn glücklich hinter den Ohren. Ein Leben ohne ihn konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
Lächelnd sah sie zu Ares hoch. Nicht einmal der mürrische Werwolf konnte ihre Laune jetzt noch trüben. Und zu ihrer enormen Erleichterung war Ares wieder im Besitz von Klamotten, wenn auch nicht seinen eigenen – das konnte sie an dem Stil sofort erkennen. Er trug lange Kakihosen und dazu ein kariertes Hemd, das sich über seine muskulöse Brust spannte. Ein weißes Tuch verdeckte sein gelbes Auge.
Kira musste schmunzeln, als sie daran dachte, dass irgendein armer Kerl von einem nackten Werwolf überfallen und seiner Kleidung beraubt worden war. Der hatte jetzt mit Sicherheit einen Schock fürs Leben.
»Wie geht’s der Schusswunde?«, fragte sie Ares.
»Gut, danke der Nachfrage.« Verwundert musterte er Kira. »Willst du jetzt nicht schreiend weglaufen, mich mit Feuerbällen bewerfen oder etwas ähnlich Dramatisches?«
Kira schüttelte den Kopf. »Nein. Du kommst mir sogar recht gelegen. Ich wollte mich gerade auf den Weg zu Sina machen.«
Ares hob eine Augenbraue. »Ach ja? Und was sagt der Verräter dazu?«
»Keine Ahnung. Der hat jetzt einen eigenen Körper und läuft da drin irgendwo rum.« Sie deutete auf das Gebäude hinter sich.
Oder vielleicht sitzt er auch schon mit Alicia beim Kaffee und überlegt, wie er ihr Höschen so schnell wie möglich entfernen kann. Verdammter Mistkerl!
Ares sah sie ungläubig an. »Sie haben euch getrennt? Das hat funktioniert?«
Kira nickte. »Deswegen muss ich auch zu Sina. Ihr sagen, dass ihr Reich nicht mehr sicher ist.«
Wut blitzte in Ares’ grünem Auge auf. »Aus genau diesem Grund war ich gegen solche Aktionen!«, knurrte er und trat gegen den nächsten Baum. Zu Kiras großem Schrecken begann das Holz zu splittern. Man sollte einen Werwolf besser nicht unterschätzen. Vor allem keinen chronisch mies gelaunten. »Ich sollte da jetzt einfach raufgehen und dem Parasiten den Hals umdrehen!«
»Die haben dich schon zwanzigmal umgelegt, bevor du nur in die Nähe seines Apartments kommst.«
»Du vergisst, dass wir Werwölfe keine Magie besitzen, solange wir wie Menschen aussehen. So bin ich einfach nur ein normaler Kerl, der mit seinem Hund Pooka im Park spazieren geht.«
Bei der Erwähnung seines Namens wedelte Pooka freudig mit dem Schwanz.
»Nicht, wenn ich dir hinterherlaufe und laut ›Werwolf, Werwolf!‹ rufe«, erwiderte sie trocken.
Ares schnaubte. »Auch egal, einer von Sinas Leuten wird sich schon um Kingsley kümmern. Dafür hat sie ja schließlich ihre ganzen Spione.«
Kira kräuselte verächtlich die Lippen. »Das habe ich gemerkt, als mir Aidan eure Bande auf den Hals gehetzt hat.«
»Aidan? Ich kenne keine Aidan.«
»Natürlich kennst du sie. Die BanaBhuidseach, die euch wegen Kingsley benachrichtigt hat.«
Ares schüttelte den Kopf. »Das war keine BanaBhuidseach, sondern einer von Sinas Magiern.«
Kira spürte ihr Innerstes bei diesen Worten gefrieren.
»Was sagst du da?«, fragte sie mit heiserer Stimme. Sinas Magier? Irgendwie ergab es sogar Sinn. Wie hätte Aidan Ares denn auch innerhalb der Reservate erreichen sollen? Sie bezweifelte doch stark, dass an diesem Tag noch jemand anderes als sie zu den Telefonen vorgelassen worden war. Aber … es gab nur eine andere Person, die von Cians Überleben damals gewusst hatte, und das konnte
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