Verraeterisches Herz
und schaltete das Handy aus. „So, Megan Davies. Wir haben unser Date. Zufrieden?“
„Hättest du ihn nicht fragen können, ob er noch einen besten Freund mitbringen kann?“
„Du stellst ja gar keine Ansprüche! Pech gehabt. Du wirst Francesco wohl mit mir teilen müssen.“
„Ich mag aber nicht die Anstandsdame spielen“, grummelte Megan.
„Das ist auch nicht nötig“, sagte Alicia, wobei sie den Kuss von gestern Abend bewusst verdrängte. „Francesco ist nur ein freundlicher junger Mann, der Mitleid mit ein paar Klosterschülerinnen hat, die ihren ersten Urlaub allein in Florenz verbringen.“
„Du hast ihm von dem Kloster erzählt?“, fragte Megan entsetzt, dann grinste sie breit. „Hoffentlich hast du erklärt, dass wir nur dort zur Schule gegangen sind! Nonnen sind wir nicht!“
„Aber ich beinahe“, entgegnete Alicia verdrießlich. „Ich hatte noch nie einen Freund.“
„Nur weil du so wählerisch bist … und Rhys Evans bereits vergeben.“
„Du hast ihn dir ja auch sofort unter den Nagel gerissen, als Gareth ihn das erste Mal mitgebracht hat.“ Lachend umarmte Alicia die Freundin. „Klasse, dass du dich wieder besser fühlst. Komm schon, wir verschwenden kostbare Zeit.“
„Zuerst musst du dich eincremen. Die Sonne brennt ganz schön.
Und vergiss die Sonnenbrille und den Hut nicht.“
„Ja, ja, du Glucke.“
Den Rest des Urlaubs verbrachten die Mädchen damit, so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich zu bestaunen. Aus Rücksicht auf die Nonnen besichtigten sie die Gräber von Michelangelo und Galileo in der Kirche Santa Croce, besuchten den Duomo mit Brunelleschis berühmter frei schwebender Kuppel. Sie ertrugen die lange Wartezeit, um sich von Michelangelos David faszinieren zu lassen. Zwei Stunden standen sie in einer Menschenschlange, um in die Uffizien vorgelassen zu werden. Das Museum war riesig und bot eine solche Kunstfülle, dass ihnen ganz schwindelig wurde. Am besten jedoch gefiel ihnen die „Geburt der Venus“ von Botticelli.
Jeden Abend rief Francesco an, führte sie zum Essen aus und hörte sich ihre Erlebnisse an. Seit ihrer ersten Begegnung bereitete es Megan keine Magenschmerzen mehr, die Anstandsdame zu spielen. Er war, sagte sie eines Abends, nachdem Francesco sie zurück ins Hotel begleitet hatte, so gut aussehend und liebenswürdig, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, aber seine Manieren waren so perfekt, dass sie sich nie wie das unerwünschte fünfte Rad am Wagen fühlte.
Beide Mädchen hatten Francesco gleich am ersten Abend zu verstehen gegeben, dass sie für ihr Essen selbst bezahlen wollten. Zu Alicias großer Erleichterung führte er sie in eine jung und modern anmutende Trattoria, die sich von der Atmosphäre und den Preisen sehr von dem gestrigen Restaurant unterschied.
Der wunderschöne Abend bekam erst einen kleinen Makel, als Francesco nach dem Essen darauf bestand, doch die Rechnung zu übernehmen. Doch Megan hatte genau ausgerechnet, was sie und Alicia zu bezahlen hatten. Als sie das Restaurant verließen, präsentierte sie ihm einfach die Geldscheine.
„Unser Anteil“, sagte sie.
Letzten Endes musste er, wenn auch unter Protest, den Betrag akzeptieren. „Aber nur dieses eine Mal“, beharrte er.
Zurück im Hotel verkündete Megan, nun sei es für sie an der Zeit, ihren Freund anzurufen. Sie bedankte sich bei Francesco für den Abend und eilte in den Lift.
„Deine Freundin ist nicht nur charmant, sondern auch sehr taktvoll“, bemerkte Francesco. „Ihr Freund wartet zu Hause?“
„Ja. Rhys ist bis über beide Ohren in Megan verliebt.“
„Das kann ich verstehen. Sie ist sehr attraktiv. Und damit meine ich nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Persönlichkeit.“ Er ergriff Alicias Hände. „Was ist mit dir, Alicia? Wartet zu Hause auf dich auch ein Freund?“
„Nein.“
„Ottimo!“ Er küsste ihre Hände, zog Alicia in die Arme und küsste sie schließlich zärtlich auf den Mund. „Ich rufe Megan und dich morgen um acht Uhr an. Und diesmal werde ich bezahlen, also keine argomento mehr.“
Die traumhaften Ferien vergingen wie im Flug. Viel zu schnell war der letzte Abend gekommen. Es fiel Alicia schwer, sich auf die Einkäufe der Mitbringsel zu konzentrieren. Heute Abend, wenn Megan sich nach dem Essen für ihr Telefonat zurückgezogen hatte, würde sie ihre letzten Minuten mit Francesco verbringen. Der Gedanke war kaum zu ertragen.
Megan betrachtete das traurige Gesicht der Freundin, als sie nach dem Bummel
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