Verraeterisches Herz
Lunge aus dem Hals, als David Rees-Jones einen langen Pass zu Francesco warf, dieser den Ball fing und in Richtung Linie rannte. Geschickt wich er seinen Gegnern aus und setzte zum finalen Spurt an. Ein letzter Hechtsprung, und der Ball befand sich in seinen ausgestreckten Armen jenseits der Linie. Francesco lächelte selbst dann noch, als einige Jungs aus dem gegnerischen Team auf seinem Rücken landeten.
Die anschließende Party war ein voller Erfolg – trotz der Blessuren, die ein paar der Veteranen davongetragen hatten. David hatte ein blaues Auge erhalten, Francescos Knie den letzten Punkt nicht allzu gut verkraftet.
„Mein Held“, sagte Alicia, während der Champagner vor dem großen Dinner serviert wurde. „Ich hoffe, der Fotograf der Zeitung hat im entscheidenden Moment auf den Auslöser gedrückt.“
„Das hoffe ich auch … Es wird nämlich nie wieder passieren!“ Francesco grinste, dann klopfte er Gareth anerkennend auf die Schulter. „Danke, Kapitän. Das war ein gutes Spiel.“
„Absolut brillant“, erwiderte Gareth.
„ Davvero . Wie fühlen Sie sich, David?“
„Alt“, lautete die bittere Antwort. „Diese Jungs, die Sie da in Ihrem Verein trainieren, Francesco, sind verdammt gut.“
„Entschuldigt mich kurz“, warf Alicia ein. „Ich möchte deinen alten Teamkameraden gratulieren, Francesco. Es war sehr nett von ihnen, dass sie gekommen sind.“
Mit Megan als Unterstützung, drehte sie ihre Runde, um mit den Männern zu plaudern und sich bei ihnen für ihren Einsatz zu bedanken. Schließlich nahmen alle für das große Dinner ihre Plätze ein. Nach dem Essen hielt Francesco eine witzige Rede und überreichte einen ansehnlichen Scheck an den Vertreter der Krankenhausverwaltung. Dann scheuchte er alle nach draußen, damit niemand das Feuerwerk verpasste.
„Das war ein ganz fantastischer Punkt, den du in der letzten Spielminute erzielt hast, Liebling“, flüsterte Alicia ihm ins Ohr, während sie in den bunt erleuchteten Himmel schauten. „Und wir waren unglaublich erleichtert, als du unverletzt aufgestanden bist.“
„Wir?“, fragte Francesco und zog sie enger an sich. „Du meinst, Megan und deine Mutter?“ „Nein. Das Baby und ich“, entgegnete sie. An seine Brust geschmiegt, spürte sie, wie er einmal sehr tief einatmete. „Endlich“, sagte er. „Ich habe so darauf gewartet, dass du es mir erzählst.“
Verwundert schaute sie ihn an. „Du wusstest es?“
Er lächelte. „Ich kann zählen, tesoro .“
„Ich verstehe.“ Ein ängstlicher Ausdruck schlich sich in ihre Augen. „Und … freust du dich … Papa?“ „Mich freuen?“ Er neigte den Kopf und küsste sie innig. „Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Ti amo, tesoro .“
Als die letzten Raketen ihren schillernden Funkenregen versprüht hatten, die Welt wieder still und der Himmel wieder dunkel wurde, schlenderten die Gäste glücklich zurück ins castello , um noch ein letztes Gläschen Champagner zu genießen. Alicia entdeckte ihre Mutter und verwickelte sie in ein kurzes Gespräch, in dessen Verlauf Brons Augen zu leuchten begannen. Danach weihte sie Eira und Megan in ihr kleines Geheimnis ein, anschließend waren noch Luisa und Bianca an der Reihe.
„Magst du derjenige sein, der es den anderen verkündet?“, wandte sie sich kurz darauf an Francesco.
„Wenn ich darf, würde mich das sehr stolz machen, carissima . Grazie .“ Francesco klopfte mit seinem Ehering gegen sein Glas, bis ihm die Aufmerksamkeit seiner Gäste gewiss war. Noch einmal bedankte er sich bei allen, ihren Teil zu diesem besonderen Tag beigetragen zu haben.
„Und nun“, fügte er hinzu und legte einen Arm um die Schultern seiner Frau, „erheben Sie bitte das Glas mit mir, um auf diesen Tag anzustoßen. Dank Ihrer großzügigen Spenden haben wir viel Geld für die Kinderstation des Krankenhauses sammeln können. Außerdem betrachte ich das Spiel als einen persönlichen Triumph … es war mir vergönnt, die entscheidenden Punkte zu erzielen, auch wenn sich mein Knie vielleicht nie wieder davon erholen wird! Aber als krönenden Abschluss dieses Tages hat mir meine Frau Alicia gerade die wundervollsten Neuigkeiten der Welt überbracht. Gegen Ende des nächsten Six Nations Turniers werden wir Eltern sein!“
– ENDE –
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