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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wo gibt. Habe
ich auch schon gekostet. Die schmecken. Sind wenig Semmeln drin, aber viel
grüner Pfeffer. Weinhard steht drauf. Für ihn macht sie immer besonders große.
Die nimmt er mit. Als Verpflegung.“
    „Und Weinhard parkt immer ganz hinten,
wo der Wald beginnt. Damit sein Wagen nicht auffällt, richtig?“
    „Ist richtig. Eigentlich soll er
nämlich durchfahren bis Aschenberg. Aber dort gibt’s die Bouletten nicht.“
    „Ich fahre jetzt voraus“, nickte
Lohmann. „Beim Rastplatz Obermühle stelle ich meinen Wagen ab. Ich schlage mich
hinten in die Büsche. Die Gegend habe ich mir angesehen. Ist wie bestellt. Kein
Aas pinkelt dort, weil vorn die Toiletten sind. Die meisten parken auch vorn.
Ich warte also in den Büschen. Mich darf niemand sehen. Du weißt, ich bin
vorbestraft. Werde ich erkannt, fliege ich auf. Und mit ‘ner Maske kann ich
nicht auf dem Rastplatz rumrennen. Ich bin also dort. Dann kommst du, hast dich
nämlich vor unseren Tankwagen gesetzt, geleitest ihn, ohne daß der was merkt.
Weinhard parkt. Du parkst neben ihm. Mit deiner Karre verdeckst du die Sicht
nach hinten. Sobald Weinhard aussteigt, hältst du ihm deine Kanone unter die
Nase. Er wird in die Büsche gescheucht. Sind ja nur ein paar Schritte. Dort
empfange ich ihn. Er wird gefesselt und geknebelt. Dann übernehme ich die
,Tickende Bombe’. Du folgst mit deinem Wagen. Bei der nächsten Abfahrt geht’s
runter von der Autobahn. Zwanzig Minuten noch, höchstens, und wir sind im
Höllental. Wir stopfen den Tankwagen in den alten Stollen, der mal ein Tunnel
werden sollte. Wir machen den Eingang dicht, und fertig ist die Laube. Dann
fahren wir mit deinem Wagen zum Rastplatz zurück, damit ich meine Karre hole.
Prachtvoll! Du sollst sehen, es gelingt.“
    Gnaski schob mit zwei Fingern sein
Gebiß zurecht. „Aber wenn nun der Tunnel einstürzt?“
    „Warum sollte er? Der hält seit
Jahrzehnten.“
    „Hast du einen Führerschein für Lkw?“
    „Nein.“
    „Hm. Hoffentlich wirst du nicht
angehalten.“
    „Doch nicht auf dem kurzen Stück.“
    Gnaski blinzelte, massierte sich dann
mit zwei Fingern die Lider.
    „Bist du in Ordnung, Bert?“

    „Bin ich. Ich sehe nur manchmal nicht
gut. Liegt vielleicht daran, daß ich soviel vor der Glotze bin.“
    „Hast du eine Brille?“
    „’ne Sonnenbrille. Aber die liegt zu
Hause. Hab sie vergessen.“
    Hoffentlich packt er’s, dachte Lohmann.
Viel ist nicht mehr mit ihm los. O Mann! Noch diesen einen Coup. Dann kannst du
dich von mir aus einsalzen lassen.
    „Es wird Zeit, Bert. Am besten, du bist
jetzt bereit.“
    Gnaski nickte, verstärkte sein
permanentes (ständiges) Grinsen, stieg aus und stolperte zu seinem Wagen
zurück.
    Erst beim dritten Versuch sprang der
Motor an. Der pflaumenblaue Lieferwagen rollte ein Stück näher an die Ausfahrt
und hielt.
    Von dort aus konnte Gnaski alles sehen,
was in südliche Richtung fuhr. Auch den Nosiop-Tankwagen, die ,Tickende Bombe’.
    Aber solange wartete Lohmann nicht. Er
fuhr los, winkte Gnaski zu, erspähte eine Lücke im Fahrzeugstrom und fädelte
sich ein. In gemütlichem Tempo rollte er zum Rastplatz OBERMÜHLE.
    Keine zehn Minuten wären vergangen, als
er an den Tanksäulen vorbei fuhr, das überfüllte Rasthaus rechts liegen ließ,
auch den Pkw-Parkplatz mied und seinen Wagen nach hinten lenkte, wo die
Lastzüge halten durften. Dichte Büsche begrenzten das Gelände. Hinter dem
Buschgürtel begann Wald. Denn, wie erwähnt, alles, was man auf Rastplätzen
erledigt — sich erfrischen, essen, trinken und das Gegenteil — , fand vorn
statt, in den dafür vorgesehenen Einrichtungen.
    Es war heiß, mittagsheiß, aber der
Himmel zur Hälfte von Grauschleiern verdeckt. Sie spannten sich langsam nach
Süden aus. Spätnachmittags kriegte das Schönwetter bestimmt einen Dämpfer.
    Auf dem Lkw-Parkplatz stand nur ein
Möbeltransporter. Er war riesig, konnte sicher die Einrichtung einer
überladenen Zehn-Zimmer-Villa aufnehmen. Die Fahrer — zwei — hatten eben ihre
Schwerarbeiter-Mahlzeit beendet, nämlich ein halbes Kilo Hartwurst und fünf
Semmeln pro Nase vertilgt, wischten die Taschenmesserklingen am Hosenbein ab,
rülpsten kräftig und machten sich startbereit.
    Lohmann beobachtete zufrieden, wie der
Lkw-Riese zischend und rumpelnd abzog, fuhr zum Pkw-Parkplatz zurück, ließ
seinen Wagen dort und schlenderte zu den Büschen.
    „Wirklich ein günstiger Platz! Hier
waren sie unbeobachtet, wenn sie — nachher — Kurt Weinhard

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