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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stand.
    Immerhin hatte Karl inzwischen in Emmas
Telefonbuch geblättert, unter G — und schließlich seinen Freunden verkündet: „Es
gibt nur einen Gnaski. Bert Gnaski. Sudelfeld 19. Das klingt wie Kloaken-Allee (Kloake
= Abwässerkanal), was? Hoffentlich ist das unser Mann.“
    Jetzt verabschiedeten sie sich von
Emma. Die muntere Seniorin erinnerte nachdrücklich an die Einladung für den
morgigen Abend — bei ihrem Sohnemann, dem Nosiop-Direktor Günter Gisen-Häpplich.
    „Ist notiert“, grinste Klößchen und
klopfte mit flacher Hand an seinen Kopf. „Und weisen Sie das Personal bitte auf
meinen — eher starken — Appetit hin. Damit es zu keinem ernährungsmäßigen
Engpaß kommt für die anderen Gäste.“
    „Sei unbesorgt“, lachte Emma. „Ein
Spanferkel ist für dich reserviert — ganz zu schweigen vom Nachtisch.“
    Klößchen war zufrieden und ließ sich
von seinen Freunden ins Freie schleifen.
    „Wir haben Gnaski im Kopf, und du
denkst ans Futtern“, schimpfte Tarzan. „Tempo, Freunde! Der Nachmittag bricht
an. Und da soll es passieren, wie jener Ottmar verkündet hat.“
    „Weißt du den Weg?“ fragte Gaby.
    „Nein“, sagte Tarzan.
    Auch Karl war überfragt.
    „Kloaken-Allee?“ schüttelte Klößchen
den Kopf. „Nie gehört.“
    „Das war doch nur mein Vergleich“, ereiferte
sich Karl. „Gnaski wohnt Sudelfeld 19.“
    „Ach so.“ Klößchen schwang einen
strammen Schenkel über den Sattel. „Dann folgt mir. Das kenne ich.“
     
    *
     
    Es war Samstagmittag auf dem
Autobahn-Abschnitt südlich der Stadt.
    Ottmar Lohmanns Wagen parkte auf dem
Rastplatz STEINEICHE. Lohmann saß am Lenkrad. Mal spähte er in den Rück-, mal
in den Außenspiegel. Außerdem lutschte er an einem Bonbon.
    Der Rastplatz war klein, nur zum kurzen
Verschnaufen angelegt. Ohne Tankstelle, ohne Raststätte. Um dringenden
Bedürfnissen nachzukommen, eignete sich der Hintergrund nicht. Nur wenige
Büsche boten Schutz vor neugierigen Blicken. Freies Feld erstreckte sich bis in
die Ferne.
    Lohmann war zur Zeit der einzige hier.
    Auf der Autobahn zischten Ausflügler
südwärts. Ab und zu donnerten Lastzüge vorbei.
    Jetzt scherte ein pflaumenblauer
Lieferwagen aus, rollte auf den Rastplatz, verlangsamte und hielt hinter
Lohmanns Wagen.
    Bert Gnaski stieg aus. Er trug einen
Monteursanzug. Die Schirmmütze hatte er sich tief in die Stirn gezogen. Er kam
heran, öffnete die Beifahrertür und glitt auf den Sitz.
    „Hailochen!“ grinste er — und
schüttelte Lohmann die Hand.
    „Hallo, Bert!“
    Er hatte ihm 2000 DM Handgeld
überlassen. Teils als Vorschuß, teils fürs Ausbaldowern des Coups. Als er
Gnaski jetzt musterte, keimten Zweifel in ihm auf. War das noch der Gnaski von
früher, der verläßliche Kumpel?
    An Jahren unterschieden sie sich kaum.
Aber Gnaski litt offenbar an vorzeitiger Verkalkung. Früher hatte er kaum mal
gelächelt. Jetzt grinste er ständig — wie ein Idiot. In seinem schrumpligen
Affengesicht blinzelten nervöse Augen. Sein künstliches Gebiß war schlecht
gearbeitet. Oft mußte er ganz rasch die Kiefer schließen, damit’s ihm nicht
rausfiel. Körperlich wirkte er allerdings fit. Er war groß und massig, besaß
breite, aber stark abfallende Schultern. An der linken Hand fehlte der Daumen.
Was das betraf, hatte er verschiedene Les- bzw. Hörarten auf Lager. Mal gab er
zum besten, er hätte den Daumen beim Holzhacken verloren. Mal — die verirrte
Pistolenkugel eines Polizisten hätte den Finger abgetrennt. Mal — war er mit
dem Daumen in der Tür eines anfahrenden Zuges hängen geblieben. Es waren keine
schönen Geschichten. Aber er erzählte sie trotzdem.
    „Alles klar?“ fragte Lohmann.
    „Alles klar.“
    Lohmann sah auf die Uhr. „Kurz nach
halb zwei. Es läuft an. Gehen wir’s rasch nochmal durch.“
    Gnaski nickte. „Was ich weiß, weiß ich
von dem Tank-Fahrer, wo der besoffen war in der Kneipe und mit mir noch einen
und noch einen gehoben hat. So konnte ich ihn aushorchen. Habe ich später
nochmal überprüft. Hat alles gestimmt. Kannst dich drauf verlassen, Ottmar.“
    „Das will ich hoffen. Also: Um 14 Uhr
startet der Tanklaster ,Tickende Bombe’ bei der Nosiop-AG. Er erreicht bald die
Autobahn und fährt in südliche Richtung. Uns interessiert nur, daß der Fahrer
Kurt Weinhard immer den Rastplatz Obermühle anfährt — obschon’s nahe bei der
Stadt ist.“
    „Macht er“, nickte Gnaski, „weil dort
die Pommes-Bude ist, wo die Frau die besten Bouletten macht, die

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