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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aushelfen — mit einem
Hauch Rosenklar für die Wangen. Oder — nein, Sie bevorzugen damenhafte Tünche.
Nicole liegt wohl mehr auf meiner Linie. Hätten Sie etwas Puder, Nicole?“
    Jetzt war’s raus.
    Phantastisch unauffällig, wie sie das
angeleiert hat, dachte Tarzan. Aber Zweifel beschlichen ihn. Konnte nicht jeden
Moment Teplersches Mißtrauen aufbranden?
    Nichts brandete. In ihren Gehirnen
stellte sich keine Verbindung her zwischen der TKKG-Bande und Tante Agathe.
Nicole seufzte nur kurz und knipste dann ein gehässiges Lächeln an.
    „Wart mal!“ verkündete sie. „Ich habe
da einen Farbton. Der ist genau richtig für dich. Ein Wangenhauch für alle, die
noch nicht 17 sind. Nur für jüngste Jugend.“
    Sie griff nach einem Ungetüm von
Leinenbeutel und wühlte darin. Auf flacher Hand hielt sie Gaby die Puderdose
hin.
    Tatsächlich, wie eine Auster! dachte
Tarzan. Ganz aus Gold. Geschmacklos. Und der Verschluß klemmt.
    Gaby bemühte sich, ihn zu öffnen,
während der Triumph nicht nur aus ihren Blauaugen leuchtete. Auch das Blut, das
angeblich in die Füße entwichen war, kehrte zurück und loderte in den Wangen.
    Mit verhaltenem Feixen beobachteten die
Jungs, wie Gaby sich Emmas Teenager-Make up auf Wangen und Näschen tupfte.
    „Vorher gefielst du mir besser“, sagte
Tarzan. „Jetzt siehst du mehr aus wie Miß Zitronenschale, nicht wie Miß
Apfelbacke.“
    Gaby zeigte ihm die Zähne wie eine
Tigerin und puderte weiter.
    „Ich finde es irre gut“, meinte
Klößchen. „Irgendwie gespenstig. Du siehst nicht gerade aus wie schwerkrank,
Pfote, aber ein bißchen wie ‘ne Horror-Tussi.“
    „Kümmere du dich um deine Taille“,
pfiff sie ihn an. „Mit meinen Apfelbacken mache ich, was ich will.“
    Sie gab Nicole die Puderdose zurück,
bedankte sich und stand auf.
    Tarzan mußte sich bremsen, um nicht mit
Hand oder Taschentuch Gabys Gesicht zu entstäuben.
    „Also mit dem Malunterricht für Willi
ist es nichts?“ fragte Karl nochmals. Schließlich waren sie deshalb gekommen,
angeblich.
    „Dazu habe ich weder Zeit noch Lust“,
schüttelte Nicole den Kopf. „Mich drücken jetzt andere Sorgen. Würde ich ihm
was beibringen“, sie wies auf Klößchen, „hieße es anschließend, ich hätte ihn
zum Fälschen verführt.“
    „Nie würde ich das machen“, entgegnete
Klößchen. „Aber ich kann verstehen, daß Sie ausrasten. So ein Berufsverbot
trifft hart. Besonders, wenn man den Cranach gut drauf hat. Den müssen Sie sich
jetzt aus der Glocke (Kopf) reißen und mit was anderem rummachen.
Probieren Sie’s mal mit ‘nem Bastelkurs. Denn Ende des Jahres ist wieder
Weihnachten.“
    „Ach, hau ab, du Kullerpfirsich!“
schimpfte Nicole. „Ihr andern auch. Euer Anblick ätzt. Ihr ödet mich an.“
    Damit waren der Freundlichkeiten genug
ausgetauscht, und die TKKG-Bande verließ das Haus.
    Draußen warfen sie sich auf die
Tretmühlen, jagten mit Oskar an der Leine — um die nächste Ecke und hielten.
    Wer sie beobachtete, mußte denken, der
Wahnsinn sei ausgebrochen, denn die vier fielen fast aus dem Sattel vor Lachen.
Oskar wedelte. Klößchen setzte sich auf den Bordstein und strampelte mit den
Beinen. Gaby hielt sich an Tarzan fest, kichernd. Karl mußte seine Nickelbrille
trocknen.
    „Miß Apfelbacke!“ japste Tarzan. „Das
war die Idee! Hochachtung, Pfote! Und dieser selbstlose Einsatz! Hast nicht mal
den Anstrich gescheut. Aber Willi hat recht, Horror-Tussi! Das Mehl muß runter.“
    Sie hielt still, während er ihr Gesicht
mit dem Taschentuch säuberte.
    „Sieht noch etwas fleckig aus“,
kommentierte (erläuterte) Karl. „Wie nach einer Magenkrankheit. Nach
Lepra (Aussatz) oder so.“
    „Ihr habt ja keine Ahnung, was schön
ist“, kicherte sie.
    „Das weiß sowieso nur die
Schönheits-Industrie.“ Tarzan feuchtete sein Taschentuch mit Spucke an und
polierte Gabys Nase. „Und die Kosmetik-Hersteller schreiben es den dummen
Weibern dann vor. Auhhh!“
    Gabys Schwinger hatte ihn auf den
kurzen Rippen erwischt.
    „Was heißt das — dumme Weiber?“
    „Na, ich meine doch nur solche wie die
Teplers, die sich dämonische Kosmetik-Fratzen aufschwatzen lassen.“
    Er schob sein Taschentuch in die Hose.
    „Leute, ist euch klar, was für ein
bretterhartes Programm wir heute noch drauf haben? Damit meine ich nicht, daß
wir Emma jetzt Mitteilung machen — nach erfolgreichem Abschluß der Aktion
Puderdose. Ich sehe da eine ganz andere Kiste, die wir abfeiern müssen. Was
dieser Ottmar

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