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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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überwältigten und
Besitz ergriffen von der ,Tickenden Bombe’.
    Eine Million! dachte er. Soviel wird
und muß mir das einbringen. Gnaski wird mit ‘nem Butterbrot abgespeist. Alles
andere ist für meinen Lebensabend. Wenn ich mich nur entscheiden könnte — verdammt!
— , ob ich den in Oberbayern verbringe oder an der Cöte d’ Azur. Beides ‘ne
affenstarke Gegend und geeignet für unsereins, für die Lohmanns mit den Taschen
voll Kohle.
    Er grinste wie Gnaski und zog sich
hinter die Büsche zurück. Das Laub färbte sich bunt, hing aber noch dicht,
sozusagen Blatt an Blatt. Deshalb war die Sicht nicht so gut wie vom
Rathausturm. Aber das war auch nicht nötig. Was Sache war, kriegte er mit. Im
übrigen zerrte er sich jetzt eine schwarze Strumpfmaske über den Schädel. Sie
hatte Sehschlitze und einen zum Atmen. Leider bestand sie nur zu 30 Prozent aus
Kunstfaser, aber zu 70 Prozent aus Baumwolle. Das wärmte. Lohmann schwitzte bald,
daß er sich die salzigen Tropfen fortwährend aus den Augen wischen mußte. Dann —
sein Herz hüpfte — war es soweit.
    Gnaskis pflaumenblauer Lieferwagen
rollte heran. Statt zu parken, kurvte er umher, als sei er auf der Suche nach
Stecknadeln im Heuhaufen oder dem verlorenen Groschen.
    Hinter ihm aber nahte, massig wie ein
Schlachtschiff, der Tanklaster.
    Meine ,Tickende Bombe’! dachte Lohmann.
Wunderbar! Wie gewaltig! Und randvoll mit Gift. Mit flüssigem Gift! Mit der
berüchtigten Nosiop-Jauche! Willkommen, was du auch bist! Was auch in dir
schwimmt — Arsenik, Strychnin, Zyankali, Blausäure, Brom, Chlor, Bleiweiß,
Grünspan, E 605, Kohlenoxyd, Kupfervitriol, Rattengift oder...
    Andere Gifte kannte er nicht. Aber das
war ihm auch schnuppe.
    Er sah nicht sehr deutlich — wegen der
Blätter an den Büschen und dem Schweiß in den Augen. Er sah nur die Umrisse des
metallisch glänzenden Tankwagens. Von dessen Silberhaut prallte das Sonnenlicht
ab. Blitze zuckten über den Rastplatz wie ein Privatfeuerwerk.
    Fünf Schritte links von Lohmanns
Versteck hielt das Ungetüm. Bremsen fauchten. Der Motor verstummte.
    Gnaskis pflaumenblaue Kutsche war
ziellos umhergeirrt. Jetzt setzte sie sich hart neben den Tankzug, als suche
sie Schutz im Schatten seiner Flanke.
    Lohmann spähte.
    Aus dem Lkw-Führerhaus seilte sich ein
Mann ab, buchstäblich, denn er war kurz geraten: ein Fernfahrer-Zwerg. Vom
Führerhaus bis zum Boden — das war viel Höhe für ihn. Deshalb kletterte er. Das
sah aus, als benutze er Seil, Pickel und Dülfersitz.
    Als er unten anlangte, stand Gnaski
schon hinter ihm — mit der Wumme in der Hand.
    „Hände hoch!“ hörte Lohmann das harsche
Kommando. „Keine Bewegung! Das ist ein Überfall. Ab in die Büsche! Los, los!
Glotz nicht so. Ist ‘n Überfall! Begriffen? Mensch, nimm die Hände runter! Was
sollen denn die Leute denken!“
    Aber die, vorn beim Rasthaus und an der
Tankstelle, konnten nichts sehen. Die beiden Wagen schirmten ab.
    „Hierher!“ rief Lohmann gedämpft. Er
zog Stricke und Knebeltuch aus der Tasche. Außerdem hatte er ein Fläschchen
Chloroform (Betäubungsmittel) eingesteckt, nebst einer Faustvoll Watte.
    Sie tanzten an. Der kleine Fahrer hatte
sich in sein Schicksal ergeben und drängelte als erster durch die Büsche.
    Gnaski hielt ihm seinen Ballermann an
die Birne.
    Es war nur ein Gas- und
Schreckschuß-Revolver. Aber er wirkte echt, als hätte schon Buffalo Bill mit
ihm im Wilden Westen gewütet.
    „Guten Tag!“ grüßte der Tank-Fahrer,
als er vor Lohmann stand.
    „Was? Ach so! Ja, Tag auch. Aber es ist
kein guter für dich, Weinhard.“
    Weinhard war ein Mittfünfziger, hatte
ein kleines Gesicht und den gesunden Teint des Nichtrauchers und Nichttrinkers.
Wahrscheinlich aß er täglich sein Müsli und war auch jetzt guter Laune. Er
lächelte sogar.
    „Leute, ich staune! Das ist mein
fünfter Überfall. Ja, das fünfte Mal, daß ich ausgeraubt werde. Naja, ist nicht
mein Käse. Hahah! Aber ihr macht es jetzt anders, ja? Sonst werde ich doch
immer erst hinter der Grenze geschnappt. Immer erst in Italien. Gehört ihr zu
der Bande? Euch kenne ich noch nicht. Nur eins ist mir rätselhaft. Welchen
Großhandel beliefert ihr eigentlich? Soviel Käse für den Eigenverbrauch — das
ist doch unmöglich.“
    Lohmann glotzte durch seine
Sehschlitze.
    „Was?“
    „Ja!“ bekräftigte Gnaski und bohrte dem
Kleinen die Schreckschußmündung ins Ohr. „Was sabbelst du da? Wie meinst du?
Und red keinen Blödsinn,

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