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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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rausließ, ist doch ein irrer Hinweis.“
    „Ich dachte, mich fegt’s aus den
Sandalen, als ich hinlauschte“, nickte Gaby. „Wie hat er gedröhnt: Heute
nachmittag passiert’s. Gnaski hat alles ausbaldowert. Kohle rollt an.“
    „Wortwörtliche Wiedergabe!“ nickte
Tarzan. „Ausbaldowern ist Ganovensprache und bedeutet: einen Coup
auskundschaften. Das hat also ein gewisser Gnaski gemacht. Hübscher Name! Und
so häufig. Ob der im Telefonbuch steht?“
    „Ich wette, Emma hat eins“, sagte Karl.
„Da können wir nachsehen.“

10. Fünfzig Zentner deutscher Käse
     
    Es läutete Sturm am Eingang der oberen
Etagenwohnung im Hause Hornissen-Weg 12.
    Agathe Tepler öffnete.
    Draußen stand Emma. Genugtuung ersetzte
das fehlende Puder auf ihren Wangen.

    Schon wollte Agathe die Tür zuknallen.
Aber Emma hielt einen Finger an die Kante. Und den Finger zu zerquetschen — nein,
das hätte Agathe nicht vermocht. Nicht mal bei einem als Hausierer oder
Zeitschriftenwerber getarnten Räuber.
    „Ich komme nur, um den Beweis
anzutreten“, sagte Emma über die — größtenteils echten — Zähne. „Deine Nicole!
Also doch ein Miststück! Jetzt steht es fest. Vier Detektive habe ich auf sie
angesetzt. Und was fanden die bei ihr? Meine Puderdose! Verstanden? So, jetzt
bist du dran.“
    „Du... du... hast...?“ Agathe mußte
sich gegen die Türfüllung stützen. Ihr Bridge-Club-Gesicht wurde durchscheinend
wie Klarsichtfolie. „De... tektive? Und gleich viiiiier!“
    „Was denkst du denn? Halbheiten mache
ich nicht. Deine Großnichte! So ein kriminelles Stück. Und ich hatte doch recht
— mit meiner Einschätzung, was sie betrifft. Recht hatte ich wie ein Politiker,
der Unheil prophezeit. Stimmt auch immer. Ja! Drei Sekunden habe ich meine
Tasche aus den Augen gelassen. Nicht mal! Ihr genügte das, um...“
    „Drei Sekunden?“ schrillte Agathes
Stimme — laut genug, daß die TKKG-Freunde, die eine Treppe tiefer auf
Lauschposten standen, alles hörten. „Fünf Minuten! Mindestens!“ Agathe hob
ihren zittrigen Sopran (höchste Singstimme). „Fünf Minuten warst du in
der Kabine. Und die ganze Zeit hat deine Tasche in der Fensternische...“
    Sie stockte. Erschrocken über sich
selbst, klappte sie den Mund zu.
    „Woher weißt du das?“ Emma heuchelte
Erstaunen.
    Agathe blickte zu Boden. Dann trat sie
zur Seite.
    „Komm rein!“ sagte sie. „Ich habe Torte
gebacken. Wir machen uns Tee.“
    Emma rührte keinen Fuß. „Von Nicole
weißt du das nicht. Oder? Nicole hat also nichts damit zu tun. Aber daß du das warst...“
Sie lächelte plötzlich wie anno 1829 die Häuptlingstochter ,Tanzende Bisamratte’
nach ihrem ersten, heimlichen Zug aus der Friedenpfeife, was man damals noch
,den Nebel trinken’ nannte. „Also, Agathchen, um ehrlich zu sein: So ein
bißchen im Verdacht hatte ich dich gleich. Aber warum, zum Henkerskarren!,
wirfst du dich so in die Kriminalität?“
    „Ich weiß nicht.“ Agathe nestelte an
ihrer Diamantkette, die sie auch beim Staubwischen trug. „Ich bin dir nicht
gefolgt. Es war Zufall. Ich sah noch, wie du in die Kabine gingst. Deine Tasche
lag einfach so rum. Erinnerst du dich, wie ich mich am Tag zuvor über deine
Überheblichkeit geärgert habe? Weil du damit alles kaputt machst und deine
Umwelt schikanierst. Die Puderdose — dieses schöne Erbstück - hat dir auch
nicht gefallen. Jetzt habe ich sie Nicole geschenkt. Ich glaube, Emma, ich
wollte dir einen Denkzettel geben.“
    „Das ist dir gelungen!“
    „Bist du mir sehr böse?“
    „Jetzt nicht mehr. Und du mir?“
    „Auch nicht mehr. Ich sehe es ja ein.
Du kannst nicht aus deiner Haut. Aber — ja, pudern solltest du sie. Sonst sieht
man doch, daß du nicht mehr 20 bist.“
    „Die paar Jahre mehr“, lächelte Emma. „Auf
die Puderdose verzichte ich. Laß sie dem Mädchen. Zu ihm paßt sie besser. Was
die Torte betrifft, bin ich gleich da. Meinen Tee bitte stark. Ich muß erst
noch die Detektive verabschieden.“
    „Ach? Sind sie unten? Alle vier?“
    „Alle vier. Ihren Polizeihund haben sie
auch dabei.“
    Agathe zog sich schleunigst in ihre
Wohnung zurück. Die nächsten Minuten gestalteten sich schwierig für sie, mußte
sie doch einerseits für den Tee sorgen, andererseits hinter der Gardine lauern,
um den Abgang der Detektive zu erleben.
    Aber das verpaßte sie leider, weil just
in dem Moment der Teekessel pfiff.
    Eine Etage tiefer bedankte sich Emma
bei der TKKG-Bande, die offenbar stark unter Zeitdruck

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