Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
weiteren Einwände. »Was noch?«
    »Ein Schwert«, erklärte Jubal und blickte grimmig drein. »Das beste Schwert, das du finden kannst. Nicht das hübscheste, hörst du, sondern das mit der besten Klinge. Einige werden wenig begeistert sein, wenn sie die Neuigkeiten meiner Genesung erfahren, und ich will bereit sein, es mit ihnen aufzunehmen.«
    »Das ist genug für heute«, sagte Vertan zitternd und nahm die Hände von Jubals Knien.
    Wie ein Ertrinkender, der nach einem Stück Treibholz greift, packte er eine Ziege, die hier angebunden stand, und hielt sie fest, während das Tier darum kämpfte, sich zu befreien. Der Sklavenhändler wandte den Blick ab, das inzwischen vertraute Ritual verursachte ihm Übelkeit.
    Am ersten Tag hatte er noch zugesehen und beobachtet, und was er gesehen hatte, war ihm ins Gedächtnis gebrannt. Obwohl er stets Magie und jene, die sich ihrer bedienten, verabscheut hatte, mußte er nun widerwillig zugeben, daß er den kleinen Zauberer, der an ihm arbeitete, bewunderte. Er selbst stünde lieber hundert scharfen Schwertern gegenüber, als das auf sich zu nehmen, was der Lizerener freiwillig ertrug.
    Vertan entzog Jubals Beinen das Gift, aber was der Exgladiator anfangs nicht wußte, war, daß der Zauberer es in seinen eigenen Körper sog. Nach der ersten Sitzung waren ihm Vertans Hände aufgefallen: geschwollen und unförmig, mit tiefen Rissen, aus denen Eiter tropfte - Karikaturen von Händen im flackernden Kerzenschein. Das Gift gab Vertan dann an eine der Ziegen weiter, deren Körper die Infektion heilte. Über ein Dutzend Tiere der Herde trugen nun Schwellungen oder Wunden, die von der Teilnahme an der Behandlung herrührten. Jubal war überrascht und besorgt über die Menge Gift in seinen zerschundenen Beinen. Obwohl nun mehrere Ziegen die Infektion verarbeiteten, was die Kraft des Giftes schwächte, war doch die gesamte Menge des Giftes durch Vertans Körper geflossen. Jubal ärgerte sich nicht über die häufigen Ruhepausen, die der kleine Magier brauchte, er bewunderte vielmehr dessen Zähigkeit.
    »Ein paar ... Tage noch ... dann können wir diesen Teil der Behandlung abschließen«, sagte Vertan mit schwacher Stimme und gab die Ziege frei. »Dann beginnt die wahre Prüfung.«
    Der Gestank, der von Vertans Kessel aufstieg, brachte Jubal zum Würgen. Er hatte andere Gerüche kennengelernt, die als unangenehm empfunden werden: den fauligen Gestank von Blut und Eingeweiden, die der Wind von den Schlachthäusern zu seinem Anwesen herübertrug; den Gestank ungewaschener Körper, toter und lebender; die zähe Ausdünstung der Ausscheidungen eingepferchter Tiere; den ätzenden, beißenden Gestank des Sumpfes bei Ebbe. All das konnte er ohne Klagen ertragen, aber das ... Was immer dort in Vertans Kessel blubberte, es war widerwärtig. Weder Natur noch Zivilisation hatte je solchen Gestank hervorgebracht - dessen war sich Jubal sicher.
    »Trinkt«, wies Vertan ihn an und hielt ihm eine Schöpfkelle hin. »Zwei Schluck, nicht mehr.«
    Der Inhalt der Kelle blubberte noch - er war von der Beschaffenheit von Erbrochenem und sah auch so aus -, aber Jubal trank. Der erste Schluck erschien ihm überraschend kühl auf der Zunge, der zweite aber war warm und pulsierte wie etwas Lebendiges. Jubal schluckte es mit derselben teilnahmslosen Entschlossenheit hinunter, mit der er seinen ersten hilflosen verkrüppelten Gegner niedergestreckt hatte, und reichte die Kelle dem Zauberer zurück.
    Mit zufriedenem Nicken ließ der Lizerener das Kochgeschirr wieder in den Kessel gleiten, dann streckte er die Hände mit den Handflächen nach unten aus, bis beide nur wenig über Jubals Knien zur Ruhe kamen. »Macht Euch bereit, Kämpfer«, riet er. »Nun werdet Ihr etwas über Schmerzen erfahren.«
    Etwas bewegte sich unter der Haut des rechten Knies des Sklavenhändlers, und ein stechender Schmerz fuhr sein Bein entlang. Etwas anderes bewegte sich ebenfalls und rieb gegen das erste Ding. Dann kam dieselbe Bewegung in sein linkes Knie. Trotz seiner Entschlossenheit entfuhr Jubal ein tierischer Schmerzenslaut, ein wortloser Klang, der sich hob und senkte, als die Teile seiner zertrümmerten Kniescheibe sich bewegten und wieder zusammenfügten. Die Welt war aus seinem Bewußtsein geglitten, als Vertans Stimme durch einen roten Nebel zu ihm drang.
    »Jetzt bewegt Eure Knie. Bewegt sie! Ihr müßt Eure Knie abbiegen.«
    Mit gewaltiger Anstrengung beugte Jubal sein rechtes Knie und ließ den Fuß über den schmutzigen

Weitere Kostenlose Bücher