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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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klang.
    Einer! Und früher waren es drei! Die Heilung vollzog sich viel zu langsam und kostete zu viel seiner Kraft. Manchmal glaubte er, seine Reflexe würden langsamer, anstatt sich zu verbessern. Es gab nur eine Lösung.
    Leise schlich er sich in die Hütte zurück und lauschte sorgsam dem gleichmäßigen Schnarchen des Zauberers. Der Kessel mit der widerlichen Flüssigkeit blubberte wie immer. Vorsichtig tauchte der Sklavenhändler die Kelle ein und führte sie an die Lippen. Seit einer Woche nun hatte er sich zu Extraportionen verholfen, er verließ sich darauf, daß der Magier viel zu müde war, um es zu bemerken. Ein paar Schluck schienen jedoch keinen Unterschied zu machen.
    Er achtete nicht auf Geruch und Geschmack, leerte die Kelle, zögerte und füllte sie erneut. Er leerte sie ein weiteres Mal und schlich wieder hinaus, um zu üben.
    »Jubal, seid Ihr hier?« Der Sklavenhändler erhob sich von seinem Lager, als er die Stimme seines Beraters vernahm. Er hatte sich nicht verschätzt. Drei Monate waren vergangen seit Vertans Ankunft.
    »Warte draußen«, gab er zurück, »ich komme gleich.«
    »Stimmt etwas nicht?« fragte sein Helfer besorgt. »Wo ist Vertan?«
    »Ich schickte ihn fort«, gab der Sklavenhändler zurück und lehnte sich schwerfällig gegen die Wand der Hütte. Auf diesen Augenblick hatte er gewartet. Nun, da er gekommen war, schreckte er zurück. »Ist der Geschichtenerzähler bei dir?«
    »Ich bin hier«, meldete sich Hakiem selbst.
    »Obwohl allein die Neuigkeit, daß Ihr noch am Leben seid, ein Dutzend Geschichten wert ist.«
    »Da ist noch mehr«, gab Jubal bitter zurück, »glaub mir, da ist noch mehr. Du wirst den Weg nicht bereuen.«
    »Was ist denn?« wollte Saliman wissen, den der Klang von Jubals Stimme beunruhigte. »Hatte die Heilung keinen Erfolg?«
    »Oh, ich kann wieder gehen«, Jubal verzog das Gesicht. »Seht selbst«, damit schritt er durch den Torbogen hinaus ins Sonnenlicht.
    Saliman und Hakiem sogen tief die Luft ein, als sie ihn sahen. Offenes Erstaunen war aus ihren Gesichtern zu lesen. Falls der Sklavenhändler noch Zweifel hegte über seine jüngste Entscheidung, so waren sie nun beseitigt. Er zwang sich zu lächeln.
    »Hier ist das Ende deiner Geschichte, Hakiem«, sagte er. »Jubal wird diesen Teil der Welt verlassen. Was so vielen anderen nicht gelang, habe ich vollbracht, ich habe Jubal überlistet.«
    »Was ist geschehen?« stotterte Saliman.
    »Das, was der Lizerener vorausgesagt hatte - wenn wir nur klug genug gewesen wären, ihm besser zuzuhören. Er heilte die Beine, indem er die Körperfunktionen beschleunigte. Unglücklicherweise mußte er sie aber im ganzen Körper beschleunigen und nicht nur in den Beinen.«
    Jubal war alt. Das Haar war weiß, und die Haut hatte die Beschaffenheit von Pergament, das zunächst naß gemacht und dann zum Trocknen in die Sonne gelegt worden war. Seine Muskeln schienen kräftig, aber seine Bewegungen waren nicht mehr die eines jungen Mannes; sie waren das vorsichtige, überlegte Tasten eines Mannes, der wußte, daß sich seine Tage dem Ende näherten.
    »Es ist ebenso meine Schuld wie seine«, gab der Exgladiator zu. »Ich genehmigte mir heimlich Extraschlucke seiner Medizin, um die Heilung zu beschleunigen. Als er merkte, was geschah, war der Schaden schon angerichtet. Abgesehen davon hat Vertan seinen Teil des Handelns eingehalten. Ich kann gehen, sogar laufen - wie er es versprach. Aber als Führer bin ich am Ende. Ein einfacher Händler mit einem Stock könnte mich besiegen, von den Schwertkämpfern, die wir herauszufordern gedachten, ganz zu schweigen.« Keiner sprach, und Jubal fühlte sich immer unwohler.
    »Nun, Hakiem«, sagte er mit gezwungener Fröhlichkeit, »du hast deine Geschichte. Erzähl sie gut, und du wirst ein ganzes Jahr lang genug Wein haben.«
    Der alte Geschichtenerzähler ließ sich langsam nieder und nahm seine Lieblingshaltung ein; er kratzte sich abwesend. »Vergebt mir, ich hatte eigentlich ein besseres Ende erwartet.«
    »Das habe ich auch«, knurrte Jubal. Seine mühsam zur Schau gestellte Selbstbeherrschung brach vor Hakiems Unverschämtheit zusammen. »Aber ich hatte wenig Chancen, das Ergebnis zu beeinflussen. Stimmt es nicht, Saliman? Schau mir in die Augen und sag, daß du nicht in diesem Augenblick darüber nachdenkst, wo du jemanden anderen finden magst, der dir zu deiner Rache verhilft. Oder wirst du mich anlügen und mir sagen, ich hätte noch eine Chance im Kampf gegen

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