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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gegangen sind. Ich muss mich jetzt um Philippe kümmern.« Er drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Beryl und Jordan sahen sich an. Der Schock der Erkenntnis stand beiden ins Gesicht geschrieben.
    »Um Himmels willen, Jordie«, sagte Beryl. »Dann stimmt es also doch.«
    Von der gegenüberliegenden Seite des Ballsaals hatte Richard beobachtet, wie Beryl hastig aus dem Raum stürmte und ein aufgebrachter Jordan ihr wenige Sekunden später genauso überstürzt folgte. Er fragte sich, was wohl passiert sein mochte, und folgte ihnen. Dann sah er Helena, die kopfschüttelnd auf ihn zukam.
    »Eine Katastrophe«, murmelte sie. »Zu viel Champagner heute Abend.«
    »Was war denn los?«
    »Sie haben eben die Wahrheit erfahren. Über Bernard und Madeline.«
    »Wer hat es ihnen gesagt?«
    »Nina. Aber es war eigentlich Reggies Schuld. Er ist so betrunken, dass er nicht mehr weiß, was er sagt.«
    Richard schaute zu der Tür, hinter der Jordan gerade verschwunden war. »Ich sollte mit ihnen reden und ihnen die ganze Geschichte erzählen.«
    »Ich denke, das ist Sache ihres Onkels, oder finden Sie nicht? Schließlich hat er es ihnen all die Jahre verschwiegen. Dann soll er es ihnen auch erklären.«
    Richard überlegte einen Moment, dann nickte er. »Sie haben Recht. Natürlich. Vielleicht sollte ich stattdessen Nina Sutherland erwürgen.«
    »Und wenn Sie dabei sind, meinen Mann gleich mit. Sie haben meine Erlaubnis.«
    Richard drehte sich um und entdeckte Hugh Tavistock, der gerade wieder den Ballsaal betrat. »Und jetzt?« murmelte er, als der Mann auf sie zueilte.
    »Wo ist Philippe?« fragte Hugh.
    »Ich glaube, er wollte in den Garten gehen«, erwiderte Helena. »Ist was passiert?«
    »Der ganze Abend ist eine Katastrophe«, erklärte Hugh. »Ich erhielt gerade einen Anruf aus Paris. In Philippes Wohnung ist eine Bombe hochgegangen.«
    Richard und Helena starrten ihn schockiert an.
    »Oh Gott«, flüsterte Helena. »Ist Marie –«
    »Es geht ihr gut. Sie ist nur leicht verletzt. Sie ist jetzt im Krankenhaus.«
    »Ein Mordversuch?« fragte Richard. Hugh nickte. »Sieht ganz danach aus.«
    Lange nach Mitternacht erst fanden Jordan und Onkel Hugh Beryl. Sie hatte das alte Zimmer ihrer Mutter aufgesucht und hockte neben Madelines Überseekoffer. Der Deckel war aufgeklappt, und Madelines Habseligkeiten waren auf dem Bett und im Zimmer verstreut: seidene Sommerkleider, Blumenhüte, eine perlenbesetzte Abendhandtasche. Und auch ein paar Dinge, die nur für Madeline eine Bedeutung gehabt hatten: ein Stück Koralle, ein Kieselstein, ein Porzellanfrosch. Beryl hatte die Sachen aus dem Koffer genommen. Sie versuchte, durch die Gegenstände den Geist und die Wärme ihrer Mutter heraufzubeschwören.
    Hugh betrat das Schlafzimmer und setzte sich auf einen Stuhl neben sie. »Beryl«, setzte er an, »es ist an der Zeit, dass ich euch die Wahrheit erzähle.«
    »Das hättest du schon vor Jahren tun müssen«, entgegnete sie und starrte den Porzellanfrosch in ihrer Hand an.
    »Ihr wart beide noch so klein. Du warst erst acht, und Jordan war zehn. Ihr hättet es nicht verstanden …«
    »Wir hätten mit den Tatsachen umgehen können! Aber du hast sie uns verschwiegen!«
    »Die Tatsachen waren zu schmerzhaft. Die französische Polizei schloss …«
    »Dad hätte ihr
niemals
etwas angetan«, sagte Beryl. Sie sah Hugh so scharf an, dass er unwillkürlich zurückzuckte.
    »Weißt du nicht mehr, wie sie miteinander umgingen, Onkel Hugh? Wie verliebt sie waren?
Ich
weiß es noch!«
    »Ich auch«, warf Jordan ein.
    Hugh nahm seine Brille ab und rieb müde seine Augen.
    »Die Wahrheit«, erklärte er, »ist sogar noch schlimmer.«
    Beryl starrte ihn ungläubig an. »Was kann denn noch schlimmer sein als Mord und Selbstmord?«
    »Vielleicht … Vielleicht solltet ihr einfach mal die Akte lesen.« Er stand auf. »Ich habe sie oben, in meinem Büro.«
    Sie folgten ihrem Onkel in den dritten Stock, in ein Zimmer, in dem sie fast nie gewesen waren und das immer verschlossen war. Er öffnete einen Aktenschrank und zog einen Ordner heraus. Es war ein Aktenordner vom MI 6, beschriftet mit »Tavistock, Bernard und Madeline«.
    »Ich hatte gehofft … ich könnte euch das ersparen«, sagte Hugh. »Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, was hier drin steht. Bernard war kein Verräter. Aber die Beweislage sah anders aus. Und eine bessere Erklärung habe ich auch nicht.« Er gab Beryl die Akte.
    Schweigend öffnete sie sie. Gemeinsam mit Jordan blätterte sie sie

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