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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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stöhnte. »Na wunderbar. Das hat uns noch gefehlt.«
    »Das sage ich ja gerade.«
    »Kann Hugh es ihnen denn nicht ausreden?«
    »Er hat’s versucht. Aber seine Nichte ist …« Daumier seufzte. »Du hast sie ja kennen gelernt. Du weißt also, was ich meine.«
    Ja, Richard wusste ganz genau, wie eigensinnig Miss Beryl Tavistock sein konnte. Wie die Mutter, so die Tochter. Auch Madeline war so unbeirrbar, so unaufhaltbar gewesen.
    Und genauso hinreißend.
    Er schüttelte die Erinnerungen an die Frau ab, die schon so viele Jahre tot war, und fragte: »Was wissen sie?«
    »Sie haben den Bericht gelesen. Sie wissen von Delphi.«
    »Dann werden sie an den richtigen Stellen suchen.«
    »An den gefährlichen Stellen«, korrigierte Daumier.
    Richard setzte sich auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er wägte die Möglichkeiten und Gefahren ab.
    »Hugh macht sich Sorgen um ihre Sicherheit«, sagte Daumier. »Ich auch. Wenn wahr ist, was wir denken –«
    »Dann geraten sie in Treibsand.«
    »Und Paris ist so schon gefährlich genug«, fügte Daumier hinzu, »wenn man das letzte Bombenattentat bedenkt.«
    »Wie geht es eigentlich Marie St. Pierre?«
    »Sie hat nur ein paar Schürfwunden und blaue Flecken. Morgen kommt sie aus dem Krankenhaus.«
    »Was sagt der Bericht?«
    »Semtex. Das obere Stockwerk wurde total zerstört. Glücklicherweise war Marie unten, als die Bombe explodierte.«
    »Hat jemand die Verantwortung übernommen?«
    »Kurz nach der Bombe gab es einen Bekenneranruf. Ein Mann erklärte, er sei Mitglied einer Organisation namens ›Kosmische Solidarität‹, die sich zu dem Anschlag bekennt.«
    »Kosmische Solidarität? Nie gehört.«
    »Wir auch nicht«, sagte Daumier. »Aber du weißt ja, wie das heute ist.«
    Ja, das wusste Richard nur allzu gut. Jeder Spinner mit den richtigen Verbindungen konnte sich heute ein paar Gramm Semtex beschaffen, eine Bombe basteln und an der Revolution teilhaben – egal welcher. Kein Wunder, dass sein Geschäft boomte. In dieser schönen neuen Welt war Terrorismus ein Teil des Lebens. Und auf der ganzen Welt waren Mandanten bereit, viele Millionen Dollar für ihre Sicherheit auszugeben.
    »Du siehst also, mein Lieber«, fuhr Daumier fort, »Bernards Kinder haben keinen günstigen Zeitpunkt für ihre Parisreise gewählt. Und mit den Fragen, die sie stellen werden –«
    »Kannst du nicht ein Auge auf sie haben?«
    »Warum sollten sie mir vertrauen? Schließlich ist das in der Akte
mein
Bericht. Nein, sie brauchen einen anderen Freund hier, Richard. Jemanden mit scharfen Augen und unfehlbaren Instinkten.«
    »Und an wen hast du da gedacht?«
    »Ich habe munkeln hören, dass du und Miss Tavistock euch ein bisschen näher gekommen seid?«
    »Sie ist zu reich für mich und ich zu arm für sie.«
    »Ich bitte normalerweise nie um Gefallen«, sagte Daumier gelassen. »Und Hugh auch nicht.«
    Aber jetzt bittest du mich um einen, vollendete Richard seinen Satz in Gedanken. Er seufzte. »Wie kann ich da nein sagen?«
    Nachdem er aufgelegt hatte, zögerte er kurz. Eigentlich ging es um einen reinen Babysitterjob – die Art von Auftrag, die er hasste. Aber dann dachte er daran, dass er Beryl Tavistock wiedersehen würde, und die Erinnerung an ihren Kuss im Garten ließ ihn vor Erwartung lächeln.
Sie ist viel zu reich für mich. Doch man muss auch träumen dürfen. Und außerdem bin ich es Bernard und Madeline schuldig.
    Selbst nach all den Jahren verfolgte ihr Tod ihn immer noch. Vielleicht war es an der Zeit, dass alle Fragen beantwortet würden, die er und Daumier vor zwanzig Jahren gestellt hatten. Dieselben Fragen, die der MI 6 und der CIA immer unterdrückt hatten.
    Und jetzt steckte Beryl Tavistock ihre aristokratische Nase in diese Angelegenheit. Eine zugegebenermaßen sehr attraktive Nase, dachte er. Hoffentlich würde ihr ihre Neugier nicht zum Verhängnis.
    Er stand auf und ging unter die Dusche. Er hatte viel zu tun und wenig Zeit für die Vorbereitungen, bevor er sich auf den Weg zum Flughafen machte. Babysitten – wie er es hasste. Aber wenigstens in Paris.
    Anthony Sutherland starrte aus dem Flugzeugfenster und hoffte inständig, das Flugzeug möge bald landen. Es war schon ein verdammtes Pech, dass sie auf dieselbe Air-France-Maschine gebucht waren wie die Vanes! Und dann saßen sie auch noch genau auf den gegenüberliegenden Plätzen, nur durch den Gang von ihnen getrennt – es war unerträglich. Reggie Vane war für ihn ein ausgemachter Langweiler, vor allem

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