Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Anspannung eines erfahrenen Springpferds. Sie ließ das Hindernis sauber hinter sich, ein paar Zentimeter waren noch Platz gewesen. Beryl spürte den Wind im Gesicht, als ihr Pferd zum Sprung ansetzte und dann auf der anderen Seite wieder landete. Nun hatten sie das größte Hindernis schon hinter sich. Jetzt kam nur noch die Straßenkurve …
    Sie sah etwas rot aufblitzen, dann hörte sie Reifenquietschen. Froggie scheute und bäumte sich auf. Der plötzliche Ruck kam unerwartet für Beryl. Sie wurde aus dem Sattel geschleudert und landete mit einem lauten Knall auf der Erde.
    Als sich in ihrem Kopf nichts mehr drehte, war ihre erste Reaktion, sich zu wundern, dass sie überhaupt gestürzt war – und noch dazu aus einem so blöden Grund.
    Ihr nächster Gedanke war, ob Froggie sich vielleicht verletzt hätte.
    Beryl kam mühsam auf die Füße und rannte los, um das Pferd an den Zügeln zu packen. Froggie war immer noch erschrocken und trippelte nervös auf der Straße hin und her. Eine Autotür schlug zu, Schritte kamen näher, und das Tier wurde noch nervöser.
    »Nicht näher kommen!« rief Beryl über ihre Schulter.
    »Ist alles in Ordnung?« kam eine besorgte Frage. Es war eine Männerstimme, ein angenehmer Bariton. Ein Amerikaner?
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Beryl. »Und was ist mit dem Pferd?« Beruhigend auf Froggie einredend, kniete sich Beryl hin und tastete mit der Hand über das Vorderbein des Tiers. Die empfindlichen Knochen schienen alle heil geblieben zu sein.
    »Geht’s ihm gut?« erkundigte sich der Mann.
    »Es ist eine Sie«, antwortete Beryl. »Ja, ihr scheint’s gut zu gehen.«
    »Ich könnte es Ihnen genau sagen«, sagte der Mann trocken. »Wenn ich sie mir mal ansehen dürfte.«
    Beryl unterdrückte ein Lächeln, stand auf und drehte sich zu dem Mann um. Er hatte dunkle Haare und dunkle Augen. Und offensichtlich Humor – dieser Typ wirkte überhaupt nicht steif. Sie schätzte ihn auf über vierzig, seine Augen waren von attraktiven Lachfältchen umgeben. Er trug eine förmliche schwarze Krawatte, und seine breiten Schultern füllten die Smokingjacke beeindruckend aus.
    »Tut mir sehr Leid«, sagte er. »Ich schätze, es war meine Schuld.«
    »Das ist eine Landstraße, wissen Sie. Hier sollte man nicht so schnell fahren. Man weiß nie, was sich hinter der nächsten Kurve verbirgt.«
    »Das ist mir jetzt auch klar.«
    Froggie stupste sie ungeduldig. Beryl streichelte den Hals ihres Pferdes und war sich des intensiven Blicks des Mannes bewusst.
    »Ich habe aber eine Entschuldigung«, sagte er. »Ich wurde in dem Dorf da hinten zurückgeschickt und bin zu spät dran. Ich suche einen Ort namens Chetwynd. Kennen Sie den?«
    Sie nickte überrascht. »Sie wollen nach Chetwynd? Dann haben Sie die falsche Straße genommen.«
    »Wirklich?«
    »Sie sind eine halbe Meile zu früh abgebogen. Fahren Sie zurück bis zur Hauptstraße und dann geradeaus weiter. Sie können den Abzweig nicht verpassen. Es ist ein Privatweg, er ist von großen Ulmen gesäumt.«
    »Dann halte ich nach den Ulmen Ausschau.«
    Sie stieg wieder auf und musterte den Fremden erneut. Selbst von hier oben hatte er noch eine beeindruckende Figur, schlank und elegant im Smoking. Und er wirkte so selbstsicher, wie jemand, der sich von niemandem einschüchtern lässt – nicht einmal von einer Frau, die auf einem 900 Pfund schweren Muskelpaket von Pferd sitzt.
    »Sind Sie sicher, dass Ihnen nichts fehlt?« fragte er. »Es sah nach einem schlimmen Sturz aus.«
    »Es war nicht mein erster«, entgegnete sie und lächelte. »Ich habe einen ziemlichen Dickkopf.«
    Der Mann lächelte auch und entblößte makellos weiße Zähne. »Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass Sie heute Abend noch ohnmächtig werden?«
    »Eher werden
Sie
heute Abend noch ohnmächtig.«
    Er sah sie fragend an. »Wie bitte?«
    »Ohnmächtig von langweiligem und endlosem Geschwätz. In Anbetracht Ihres Fahrtziels eine berechtigte Annahme.« Lachend wendete sie das Pferd. »Schönen Abend noch«, rief sie. Sie winkte ihm zum Abschied zu und ließ Froggie in Richtung Wald davontraben.
    Als sie die Straße hinter sich ließ, fiel ihr ein, dass sie vor ihm in Chetwynd eintreffen würde. Wieder musste sie lachen. Vielleicht würde die Stürmung der Bastille doch spannender werden, als sie gedacht hatte. Sie gab dem Pferd die Sporen und Froggie verfiel in einen Galopp.
    Richard Wolf stand neben seinem gemieteten M.G. und sah die Frau fortreiten, ihr schwarzes Haar glitt

Weitere Kostenlose Bücher