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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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nicht Rideau«, antwortete er kurz. Dann drehte er sich um und ging davon.
    »Gerard?« rief Sofia.
    »Lassen Sie mich mit ihm reden«, sagte Richard, und er folgte dem Mann am Strand entlang.
    Beryl stand neben Sofia und beobachtete, wie sich die beiden Männer unterhielten. Gerard schüttelte den Kopf und behauptete, er wisse nichts von einer Familie Rideau. Durch den Wind hörte Beryl Richards Stimme und die Worte »Bombe« und »Mord«. Sie sah, wie Gerard sich nervös umdrehte. Er hatte Angst, das merkte sie.
    »Ich hoffe, ich habe das Richtige getan«, sagte Sofia. »Er macht sich Sorgen.«
    »Das sollte er auch.«
    »Was hat sein Vater getan?«
    »Sein Vater hat nichts getan. Aber er weiß etwas.«
    Am anderen Ende des Strands wurde Gerard immer aufgebrachter. Schließlich drehte er sich abrupt um und steuerte auf Sofia zu. Richard war gleich hinter ihm.
    »Was ist los?« fragte Sofia.
    »Wir fahren sofort los«, zischte Gerard ihr zu. »Zu meinem Vater.«
    Diesmal fuhren sie an der Küste entlang, knorrige Olivenhaine zu ihrer Linken und das graugrüne Ägäische Meer zur Rechten. Der Geruch von Gerards Sonnenmilch erfüllte den Wagen. Wie trocken und karg das Land war, stellte Beryl fest, als sie den Blick über das Grasgebüsch schweifen ließ. Aber einem Mann aus einem Pariser Armenviertel musste diese Gegend wie das Paradies vorkommen.
    »Mein Vater«, erzählte Gerard beim Fahren, »spricht kein Englisch. Ich werde ihm erklären müssen, was Sie ihn fragen wollen. Vielleicht erinnert er sich nicht.«
    »Ich bin mir sicher, dass er sich erinnert«, sagte Richard. »Es war der Grund, warum Sie damals Paris verließen.«
    »Das war vor zwanzig Jahren. Es ist lange her.«
    »Erinnern
Sie
sich denn?« fragte Beryl vom Rücksitz. »Sie waren damals wie alt? Fünfzehn, sechzehn?«
    »Fünfzehn«, antwortete Gerard.
    »Dann müssen Sie sich an die Rue Myrha 66 erinnern. Das Haus, in dem Sie gewohnt haben.«
    Gerard hielt das Steuer fest, als sie auf eine ungeteerte Straße abbogen. »Ich weiß noch, dass die Polizei kam und sich die Dachgeschosswohnung ansehen wollte. Sie befragten meinen Vater. Eine Woche lang, jeden Tag.«
    »Und die Frau, die die Wohnung gemietet hatte?« erkundigte sich Richard. »Ihr Name war Scarlatti. Erinnern Sie sich an sie?«
    »Ja. Sie hatte einen Mann«, sagte Gerard. »Ich habe sie immer durch die Tür belauscht. Jeden Mittwoch. Die Geräusche, die sie machten!« Gerard schüttelte amüsiert den Kopf. »Das war sehr aufregend für einen Jungen in meinem Alter.«
    »Also benutzte diese Mademoiselle Scarlatti die Wohnung als Liebesnest?« fragte Beryl.
    »Sie war immer nur da, wenn sie Sex hatte.«
    »Wie sahen die beiden aus?«
    »Der Mann war groß – an mehr erinnere ich mich nicht. Die Frau hatte dunkle Haare. Sie trug immer ein Kopftuch und eine Sonnenbrille. Ich kann mich nicht genau an ihr Gesicht erinnern, aber ich weiß noch, dass sie ziemlich schön war.«
    Wie meine Mutter, dachte Beryl. Irrte sie sich nicht vielleicht doch? War es tatsächlich ihre Mutter gewesen, die ihren Liebhaber in dieser heruntergekommenen Wohnung am Pigalle empfangen hatte?
    Leise fragte sie: »War die Frau Engländerin?« Gerard überlegte. »Könnte sein.«
    »Aber Sie sind sich nicht sicher.«
    »Ich war noch jung. Ich dachte, dass sie eine Ausländerin sei, aber ich hatte keine Vermutung, woher sie stammen könnte. Nach den Morden hieß es dann, sie sei Engländerin gewesen.«
    »Haben Sie die Leichen gesehen?«
    Gerard schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat es verboten.«
    »Also war ihr Vater der Erste, der sie gesehen hat?« fragte Richard.
    »Nein, das war der Mann.«
    Richard sah Gerard überrascht an. »Welcher Mann?«
    »Mademoiselle Scarlattis Liebhaber. Wir sahen, wie er die Stufen zum Dachgeschoss hinaufstieg. Dann kam er in Panik wieder heruntergerannt. Da ahnten wir, dass etwas nicht stimmte, und riefen die Polizei.«
    »Was passierte mit dem Mann?«
    »Er fuhr weg. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich vermutete, er hatte Angst, dass man ihn beschuldigen könnte. Und dass er uns deshalb das Geld schickte.«
    »Bestechungsgeld«, sagte Richard. »Das hatte ich vermutet.«
    »Weil sie schweigen sollten?« fragte Beryl.
    »Oder damit sie falsch aussagten.« Er fragte Gerard: »Wie bekamen Sie das Geld?«
    »Ein Mann mit einer Aktentasche kam ein paar Stunden, nachdem man die Leichen entdeckt hatte, zu uns. Ich hatte ihn noch nie gesehen – ein kleiner, eher stämmiger Franzose. Er

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